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Mit Catamaran Charters auf der Suche nach den "Big 5"

Hoffentlich lichtet sich der Nebel. Das Wetter an Namibias Küste kann nämlich schon recht eigen sein. Von vier Jahreszeiten am Tag ist hier die Rede, mal kalt, dann warm, plötzlich windig, und dann bleibt es manchmal einfach nur durchgehend bedeckt und grau. Wir wollen mit dem Walvis Bayer Tourismusunternehmen Catamaran Charters auf Delfinsuche, da ist der Wunsch nach Sonne nicht ungewöhnlich.

Wir haben Glück. Schon kurz vor dem Ablegen sind plötzlich die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren und die Windjacke hängt beim Besteigen der Silverwind, einem 45' Royal Cape Catamaran, lässig über dem Arm.
"Guten Morgen und willkommen an Bord", begrüßt uns Marko Jansen van Vuuren. Der junge Mann betreibt zusammen mit seiner Frau Daniela das Unternehmen und ist heute unser Guide und "Entertainer". Die beiden Matrosen Sakeus Iita und Shaanica Amukwaya werden ihm dabei hilfreich zur Hand gehen und hinter dem Ruder steht stattlich und mit dem Funkgerät in der Hand Skipper Fred Deetlefs.

Wir machen es uns auf Deck bequem, wer will schon bei dem schönen Wetter in der Kajüte hocken? Es ist noch windstill und so schippert die Silverwind mit der Hilfe des Motors aus dem Jachthafen in die Lagune von Walvis Bay hinaus. Während Marko seinen Gästen die Sicherheitsvorkehrungen erklärt, hält Skipper Fred per Funkt Kontakt mit den anderen Motorbooten und natürlich auch mit der Silversand, einem 60' Simonis Catamaran, der ebenfalls zu Catamaran Charters gehört. Die Suche nach den Delfinen beginnt.
Derweil ist Marco in seinem Element. Er möchte uns heute am liebsten alle "Big 5" zeigen. Zu den fünf Großen zählen der Delfin, die Lederschildkröte, der Wal, der Mola-Mola-Sonnenfisch und natürlich auch die Robbe. Kaum hatte er die letzte Spezies ausgesprochen, flupscht auch schon "Spotty" an Deck und bettelt um seine Ration Pilchards. Marko erklärt, dass die Robbe immer den Fisch mit Kopf zuerst schluckt. Gelangt er anders herum ins Maul, wird solange geschüttelt, bis er richtig herum den Schlund hinunterrutschen kann. "Wegen der Gräten, die sonst im Halse stecken bleiben könnten." Kaum hat sich Spotty wieder ins Wasser gleiten lassen, zeigt sich Sally. "Sie musste operiert werden und seitdem vertraut sie der Menschenhand nicht mehr", erklärt Marko. Dennoch bekommt auch Sally ihre Ration ins Wasser geworfen. Und dann wagte sich noch ein ganz gewiefter an Bord: Otti. Er hat es faustdick hinter den Ohren und geht nicht, bevor er nicht seine Sonderportion erhalten hat. Und auch die Möwen und Pelikane wissen, wo es "Fast Food" gibt. Sie reagieren inzwischen auf einen Pfiff, kommen angeflogen und holen sich ihre Fischration aus der Luft. Auch Kormoran "Fritz" lässt es sich nicht nehmen und wagt einen Anflug, um aus Markos Hand einen Pilchard zu ergattern. "Plötzlich war er da, der Fritz."

Der Blick auf das Wasser lässt mich nicht los. Ich will einen Delfin sehen! So viele wundervolle Fotos habe ich inzwischen von Tourguide Mike Lloyd, der ebenfalls für Catamaran Charters arbeitet, per E-Mail zugeschickt bekommen. Ach, einmal so ein Glück haben und einen Delfin aus dem Wasser springen sehen. Die Kamera ist bereit, der Finger liegt auf dem Auslöser. Suchend wandern meine Augen über das blaue Nass. Robben tummeln sich am Pelikan Point. Deutlich ist das Blöken der Kleinen zu hören. Als wir uns mit dem Boot nähern, robbt ein ganzer Kindergarten eiligst zurück in den Hort. In der ersten Welle erhält derweil eines der Jungen Schwimmunterricht. Zumindest sieht es ganz nach Unterricht aus.

Plötzlich sind sie da. Die Finnen zweier Delfine schneiden mit einer recht schnellen Geschwindigkeit durch die Wellen, um dann auch wieder zu verschwinden. Schade.
Inzwischen sind die Segel gesetzt und mit einer Geschwindigkeit von sieben Knoten gleitet die Silverwind nun elegant durch das türkisblaue Wasser. Ein Anblick wie die Karibik, nur leider hat diese Farbe hier mit einem Schwefelausbruch zu tun - da werden wir wohl wenig Glück mit Delfinen haben, denn dann verziehen sie sich lieber ins tiefere, sauerstoffreichere Gewässer.

Nach meinem bekümmerten Seufzer holt Marco mich mit einem prickelnden Glas Sekt in die Vergnügtheit zurück. Er tischt auf, frische Austern - in den Ländern der aufgehenden Sonnen nun als "Walvis Bay Viagra" bekannt. Über zwei Millionen Austern werden pro Monat nach Asien exportiert, erklärt er die Austernzucht.
Die erste delikate Muschel würzt unser Entertainer mit etwas frisch gemahlenem Pfeffer, einen Spritzer Tabasco, träufelt noch Zitrone drüber und ab in den Mund damit. Diese Leckerbissen so roh und glibberig zu verspeisen ist nicht jedermanns Sache, wer sie nicht frisch mag, sollte auf jeden Fall mal eine überbackene Auster versuchen.
Während ich genüsslich am Schampus nippe und die Kohlensäure an meiner Nase prickelt, versetzt mich zeitgleich auch das sanfte Glucksen der Wellen am Bug in ein Gefühl der Freiheit. Was für ein herrlicher Tag, welch ein Privileg ich doch heute habe.

Die Wale zeigten sich nicht, auch haben wir leider keine Lederschildkröte und auch keinen Mola Mola zu Gesicht bekommen. Ich erinnere mich, dass es sich schließlich um keinen Zoobesuch handelt, sondern wir uns in freier Natur befinden. Das Wetter hat mitgespielt, zwei Delfine haben sich kurz präsentiert und Marko hat sich als einen fesselnden Unterhalter entpuppt. Was will man mehr?

Eine Beschwerde habe ich zum Schluss dennoch: "Viel zu kurz", sage ich zum Abschied und steige mit Wehmut wieder von Bord

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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