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Mit dem Regen kam die Brutzeit

Im Dezember vergangenen und Januar dieses Jahres waren die steilen und zerklüfteten Berge des Daan-Viljoen-Parks westlich von Windhoek am Rande des Khomas-Hochlandes braun und kahl. Wenige Wochen zuvor hatte die Naturschutzbehörde zahlreiche Antilopen und Hartmanns-Zebras fangen und abtransportieren lassen. Eine große Zahl Tiere musste durch Hegeabschüsse zusätzlich aus dem Park entfernt werden. Kein Grün war zu sehen. Die Graspollen waren gaubraun, die Zweige der Büsche und Bäume ragten schwarz und blattlos in den wolkenlosen Himmel. An zahlreichen Bäumen hingen Nistkästen. Kein Vogel nutzte diese künstlichen Brutplätze. In der vorigen Regensaison 2006/7, die weit unter dem Durchschnitt ausgefallen war, waren so gut wie keine Tokos der Aufzucht von Jungen nachgegangen, da es wegen dem fehlenden Grün auch an Nahrung für die großen Vögel und ihre Jungen gefehlt hatte. Die wenigen Toko-Weibchen, die sich in Nistkästen eingemauert hatten, wurden teilweise Opfer von Pavianen, die diese Nahrungsquelle für sich entdeckten. Abgerissene und offen stehende Deckel der Nistkästen, Teile der Schnäbel, zahlreiche Federn und vielleicht ein Bein mit einem Ring zeugten von dem Schicksal der Vogelweibchen.
Anfang der diesjährigen Regensaison sah es nach einem weiteren schlechten Jahr für die Vogelwelt, besonders für die Tokos im Daan- Viljoen-Park aus, wo das Nistkasten-Programm bereits seit Anfang der 80er Jahre besteht. Mit dem überdurchschnittlichen Regen seit Anfang Februar erschien einige Tage später das erste zarte Grün in der kahlen Landschaft. Gräser und Blätter verliehen der Landschaft einen grünen Schimmer und mit dem stetigen Pflanzenwuchs tauchten die Insekten in Scharen auf - die wichtigste Nahrungsquelle für die Vögel und deren Aufzucht
Waren in der trockenen Zeit im Januar nur ein Nistkasten von einem Gelbschnabeltoko (Tockus leucomelas), einer von einem Perlkauz (Glaucidium perlatum) und drei weitere von Grautokos (Tockus nasutus) besetzt, die alle ihre Jungen, trotz der schwierigen Lage, erfolgreich großzogen, so schien das Brutgeschäft nach den Regen zu explodieren.
Am 15. und 16. März konnten 23 Monteirotoko-Weibchen (Tockus monteiri) in verschiedenen Nistkästen beringt werden, sieben Damara-Rotschnabeltokos (Tockus damarensis), ein Grautoko und zwei Gelbschnabeltokoküken. Zudem wurden sechs bereits beringte Monteirotokoweibchen und ein Damara-Rotschnabeltoko in Nistkästen gefunden. Ein Monteirotokoweibchen war als Küken im Jahre 2006 im Park beringt worden und scheint jetzt erstmals im Park zu brüten. Monteiro- und Damara-Rotschalbeltokos sind fast endemische Arten, die seit einigen Jahren von verschiedenen Forschern im Daan-Viljoen-Park beobachtet werden. Zwar sind augenblicklich sehr wenige junge Sattelschrecken (Volksmund: Dickpense; Engl.: Groundcricket; Afr.: Koringkriek), die Hauptnahrung der Monteirotokos während der Aufzucht, im Park zusehen, aber erstaunlich viele Raupen verschiedener Arten und Größen sowie Heuschrecken. Eine weitere außergewöhnliche Entdeckung war ein Monteirotoko-Weibchen, die auf zehn Eiern saß. Weitere zwei Weibchen saßen auf je acht Eiern. Zuvor waren schon Tokos auf einem Gelege von sieben Eiern entdeckt worden, von denen bis zu sechs Junge großgezogen worden waren.
Forscher hatten herausgefunden, dass die Weibchen jeden zweiten Tag ein Ei legen. Je größer das Nahrungsangebot, desto größer das Gelege. In dieser Zeitspanne schlüpfen auch die Jungen und es kann sein, dass das Älteste bereits die ersten Federn vorweisen kann, während das Jüngste noch nicht geschlüpft ist. Nimmt das Nahrungsangebot ab, stirbt das Kleinste zuerst. Das oder die ältesten Jungvögel, in die das Männchen als Nahrungsbeschaffer und teilweise das Weibchen, die meiste Energie investiert haben, überleben.

Tokoweibchen brüten normalerweise in Baumhöhlen, aber auch in kleineren Felshöhlen mit kleinem Eingang. Das Tokoweibchen mauert den Eingang mit ihrem Kot zu und lässt nur einen schmalen Schlitz offen, durch welchen das Männchen sie und später die Jungen füttert. Schon nach einigen Tagen verliert das Weibchen alle 12 Schwanzfedern sowie sämtliche Schwungfedern an den Flügeln. Diese wachsen in den bis zu neun Wochen, die das Weibchen eingemauert in der Nesthöhle verbringt, nach. Sobald sie wieder fliegen kann und die Jungen selbst Nahrung durch den Schlitz annehmen können, verlässt das Weibchen die Nisthöhle. Die Jungen mauern diese wieder bis auf einen Schlitz zu und das Weibchen hilft dem Männchen beim Füttern der Jungen bis auch diese die Nisthöhle verlassen.
Zahlreiche Nistkästen im Daan-Viljoen-Park sind inzwischen über 20 Jahre alt und müssen ersetzt werden. Andere wurden von Pavianen zerstört. Um Nistkästen paviansicher zu gestalten, da in den vergangenen Jahren zu viele wertvolle Tokoweibchen getötet wurden, wurde beschlossen, die Nistkästen von normalerweise 60 Zentimer Höhe auf über einen Meter zu verlängern, die Eingangslöcher mit einem Durchmesser von 5 bis 6 Zentimeter etwa 25 cm vom Boden aus zu bohren und den Deckel nicht auf dem Kasten, sondern als Oberteil versenkt anzubringen. An der Seite des knapp 25 cm breiten Nistkastens wurde ein 30 cm langes Brett mit vier Schrauben angebracht, welches abgeschraubt werden kann, um ins Innere des Nistkasten zu gelangen. Zudem wurden die Bretter auf der Innenseite des Kastens alle zehn Zentimeter quer etwa 3 Millimeter tief angesägt, damit die Tokos dort Halt finden. Sinn dieser "Haltegriffe" ist, dass die flugunfähigen Weibchen im Kasten nach oben klettern können, wie sie es in natürlichen Baumhöhlen tun, um Gefahren zu entgehen. Es wird gehofft, dass sie auf diese Art einem Pavian entkommen, wenn dieser den zugemauerten Eingang aufbrechen sollte, um an die Eier oder Jungen zu gelangen.

Knapp 20 Kästen konnte der Naturschutzbeamte Holger Kolberg in seiner Freizeit bauen, nachdem die Namibia Nature Foundation Gelder für den Kauf von Holzplanken und Schrauben bewilligt hatte. Die ersten sieben "paviansicheren" Nistkästen wurden im Juli vergangenen Jahres aufgehängt und inzwischen sind neben Monteirotokos und einem Damara-Rotschnabeltoko auch ein Bienenschwarm in diese eingezogen. Beim Aufschrauben der Kästen "flüchteten" die Weibchen sofort nach oben. Das Prinzip scheint zu funktionieren und die Verantwortlichen hoffen, dass in Zukunft keine Tokoweibchen und deren Brut aus den Nistkästen eine Mahlzeit der Paviane werden.

Im Jahre 2006, als Namibia auch eine ungewöhnlich gute Regensaison erlebte, brüteten 26 Monteirostokos, davon sechs bereits beringt, zwei Gelbschnabeltokos und fünf Damara-Rotschnabeltokos in den Nistkästen im Daan-Viljoen-Park. Zwei der Monteirotoko-Weibchen, die beringt waren, wurden tot aufgefunden. Eines war von Pavianen getötet worden und eines auf seinem Gelege von Bienen. Einige Monate später, nachdem das Bienenvolk verschwunden war, wurden das Skelett des Weibchens und die Eier unter den Waben gefunden.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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