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Mit einem Herz aus Gold auf der Suche nach dem richtigen Absprung

AZ: Michelle, 18 Jahre hat es kein Derbysieger in Omaruru geschafft, sich fehlerfrei im Finale zu behaupten. Was genau ging in Ihnen vor, als Sie merkten, dass Ihnen diese Seltenheit gelingen könnte?

M.Künzle: Ich reite seit drei Jahren das Derby und noch nie hat es mit einem Sieg geklappt. Aber als ich am Samstag mit meinem Pferd so lange ohne Fehler unterwegs war, wusste ich, dass wir es schaffen können. Ich hatte bereits vor dem vorletzten Hindernis Tränen in den Augen, weil ich wusste, dass wir so nah dran sind. Als wir auf das letzte Hindernis zusteuerten, das war unglaublich. Nach so langer Zeit hat es endlich mit einem Derbysieg geklappt, dazu noch fehlerfrei. Einfach Wahnsinn.

AZ: Wie konkret reagieren Pferde auf Unkonzentriertheiten in solchen Momenten?

M.Künzle: Jeder Sprung im Reiten erfordert neue Aufmerksamkeit. Wenn dann die nötige Körperspannung fehlt, merkt das Pferd das sofort. Ich zähle vor jedem Hindernis im Kopf die Schritte bis zum Hindernis herunter. Diese Fokussierung auf den nächsten Sprung kommt auch beim Pferd an. Den entscheidenden Moment vor jedem Hindernis zu finden, darauf kommt es an.

AZ: Trotzdem ist jeder Sprung tausende Male im Training durchgespielt worden. Gibt es keine Routine, die sich einstellt?

M.Künzle: Nein, wenn die Glocke den Beginn des Umlaufes einläutet, dann ist alles anders. Das Pferd weiß, jetzt gilt es. Zudem ist die Umgebung bei den Turnieren immer eine andere durch die verschiedenen Wettbewerbe. Langeweile stellt sich nie ein.AZ: Beim letzten Hindernis hatte Ihr Pferd gerade den Absprung gewagt, als Sie bereits lauthals in einen Jubelsturm ausbrachen.

M.Künzle: Ja, eigentlich sollte man das nicht machen. Aber wenn mein Pferd springt, dann gibt es wirklich alles und ich hatte im Gefühl, das wir es schaffen. Dieses Pferd hat wirklich ein Herz aus Gold und seinen eigenen Ehrgeiz.

AZ: Wenn ein Basketballspieler den Ball Richtung Korb wirft, weiß er meist kurz nachdem der Ball die Hand verlässt, ob er trifft oder nicht. Gibt es ähnliche Momente im Reitsport?

M.Künzle: Das ist sicherlich vergleichbar. Es gibt Situationen, in denen alles daneben geht. Jedes Hindernis ist eine neue Situation, auf die das Pferd anders eingestellt werden muss. Man muss das Tempo drosseln oder forcieren, einen neuen Rhythmus finden. Klappt das nicht, dann kann es schon mal passieren, dass das Pferd stehen bleibt.

AZ: Inwiefern flossen denn nach dem sicheren Sieg die Freudentränen?

M.Künzle: Tja, das waren einige. Dieser Moment war so unbeschreiblich. Wissen Sie, ich reite seit ich vier Jahre alt bin und betreue nun selbst junge Reiter. Für meine Schüler ist es wichtig, dass sie jemanden haben, an dem sie sich orientieren können. Sie können den Willen, weiter an sich zu arbeiten, nur entwickeln, wenn man ihnen diesen Ehrgeiz vorlebt.

AZ: Das Derby in Omaruru ist einer der wichtigsten in Namibia. Welche Bedeutung hat dieser Sieg für Sie persönlich?

M.Künzle: Es ist sicher einer der größeren Erfolge, weil der Parcours hier mit so vielen Hindernissen gespickt ist. Allein der Billardtisch und der Pulvergraben machen das Derby in Omaruru zu einem Springen mit sehr hohen Anforderungen. Bei anderen Derbys kommen öfter fehlerfreie Ritte vor, aber aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades ist das in Omaruru selten möglich.

AZ: Besonders der Pulvergraben scheint es in sich zu haben...

M.Künzle: So ist es, besonders weil das Hindernis in der Mitte recht hoch, zudem der Weg hinein und hinaus sehr steil ist. AZ: Wie ist denn das Gefühl, wenn man auf dem Billardwall steht und aus fast vier Metern Höhe auf das nächste Hindernis sieht?

M.Künzle: Das Gefühl selbst ist nicht schlimm, weil man so angespannt ist. Viel schlimmer ist der Moment danach, wenn man gelandet ist und das Pferd direkt das nächste Hindernis vor sich hat. Das Pferd muss nach der Landung erstmal aufgerichtet und auf den gleich folgenden Sprung vorbereitet werden.

AZ: Was geht in Ihnen eigentlich vor, wenn mal etwas schief geht?

M.Künzle: Als Reiter merkt man das schon vorher. Es ist schwer, sich nach Unfällen innerlich neu aufzurichten. Es gibt Reiter, die nach und nach wieder die eigene Sicherheit finden müssen. Bei mir ist es so, dass ich dabei ziemlich ehrgeizig bin. Ich traue mir auch nach enttäuschenden Situationen zu, einen schweren Parcours zu meistern.

AZ: Wie wichtig ist in solchen Momenten die Kommunikation zwischen Ihnen und Ihrem Pferd?

M.Künzle: Gerade dann ist das Verständnis mit dem Pferd sehr wichtig. Deshalb trainiere ich täglich mit den Tieren. Natürlich haben die Pferde ihren eigenen Kopf. Wenn das Tier dann nicht springen will, will es eben nicht. Anders als mit viel Geduld geht es nicht.

AZ: Nun stehen Sie als Champion mit einer solch beeindruckenden Bilanz fast schon in der Pflicht, Ihren Titel zu verteidigen.

M.Künzle: Ja, das stimmt. Aber das habe ich schon fest geplant und natürlich hoffe ich auch im nächsten Jahr wieder dabei sein zu können. Momentan habe ich so viel Freude an meinem Sport, dass ich gerne so oft wie möglich an den Start gehe.

AZ: Michelle, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-30

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