Mit Herzblut im Arbeitseinsatz für gefährdete Nashörner
Karl-Heinz Busch steigt abrupt auf die Bremse seines Land Cruisers. Er reißt die Tür auf und läuft zu den Handball großen braunen Kugeln im Gras. "Nashorn-Dung", sagt er und strahlt. "Relativ frisch." Konzentriert stochert er mit einem kleinen Ast darin herum. Dann zieht er ein ungefähr einen Zentimeter langes Stöckchen heraus. Interessiert hält er das abgenagte Stückchen Holz in die Sonne. "Das war ein Spitzmaulnashorn", sagt er. Während Breitmaulnashörner wie ein Staubsauger Blätter und Gräser vom Boden fressen, beißen Spitzmaulnashörner die Zweige in etwa 30 Zentimeter Höhe in einem Winkel von 35 bis 40 Grad ab. "Der Winkel passt", sagt Busch. Er lächelt zufrieden, als er wieder ins Auto steigt.
Seit fast 20 Jahren hat sich der Unternehmer aus Berlin den Nashornschutz auf die Fahnen geschrieben. Zusammen mit seiner Frau und einem befreundeten Paar hat der 64-Jährige Ende der 90er Jahre eine rund 6700 Hektar große Rinderfarm am Südrand des Etosha-Nationalparks in ein Artenschutzgebiet umgewandelt und die Erca-Foun-dation gegründet. "Unser Ziel war es, ein Gebiet zum Schutz und Vermehrung des Nashornbestandes zu schaffen", erklärt Karl-Heinz Busch. Im Laufe der Jahre konnten die Tierschützer auch die Nachbarfarmer von ihrem Konzept überzeugen. Heute besteht das Gebiet bereits aus neun Farmen mit insgesamt 55000 Hektar.
Mit der Erweiterung wurde eine wesentliche Voraussetzung für die Teilnahme am "Rhino-Custodianship" erfüllt. Die namibische Regierung gibt seit 1993 unter strengen Auflagen Nashörner zur treuhänderischen Verwaltung an private Hände ab. Neben der gesicherten Wasserversorgung, der wildsicheren Einzäunung des Geländes und einer wissenschaftlichen Begleitung vor Ort, ist auch eine minimale Größe von 10 000 Hektar Voraussetzung für die Teilnahme an dem Nashornschutz-Programm. "Ziel des Konzeptes ist es, den Aufbau des Bestands auf viele Schultern zu verteilen und gleichzeitig das Verbreitungsgebiet auszudehnen", sagt Busch. Außerdem soll so die Sicherheit für die Tiere erhöht werden.
Ein Nashorn von Wilderern getötetDer Erfolg kann sich sehen lassen: "Dank des Programms konnten Spitzmaulnashörner in den vergangenen Jahren auf 20 Wildfarmen und in neun kommunalen Hegegebieten ausgesetzt werden", sagt Namibias Umweltministerin Netumbo Nandi-Ndaitwah bei der Vorstellung einer SMS-Hotline für die Anzeige von Wilderei. Die Ministerin betont zudem, dass dank der guten Zusammenarbeit zwischen Behörden und privaten Organisationen die Wilderei von Nashörnern in Namibia so gut wie nicht vorhanden sei. Lediglich ein Nashorn sei 2010 einer unbekannten Kugel zum Opfer gefallen.
Mittlerweile sind die Wilddiebe, denen besonders in Südafrika nashörner zum Opfer fallen, genauso gut ausgerüstet sind wie Tierschützer. In Südostasien gilt Nashorn-Pulver unter anderem als Wundermittel gegen Krebs und Impotenz. Für ein Kilo werden bis zu 50 000 Euro gezahlt.
Das Knattern eines Helikopters zerschneidet die Stille der Savanne. Während die Maschine in schweißtreibender Handarbeit mit einer mechanischen Pumpe im Busch betankt wird, sortiert Pierre du Preez, Leiter des Nashornschutzprogramms im Ministerium für Umwelt und Tourismus, seine Notizen. Mit seinem Team führt er im Schutzgebiet und im angrenzenden Etoscha-Nationalpark eine Wildzählung durch. Der Wissenschaftler ist zufrieden, die Bestände entwickeln sich gut. Gab es Mitte der 60er Jahre nur noch 67 Spitzmaulnashörner in Namibia, hat sich der Bestand auf aktuell rund 1500 erholt. Heute ist der Etoscha-Nationalpark das Gebiet mit der größten Spitzmaulnashorn-Population weltweit.
Renaturierung der Farm 2004 wurden die ersten Nashörner vom Nationalpark umgesiedelt. "Wir haben drei Bullen und drei Kühe als Grundstock bekommen", sagt Busch. Zwei Jahre später haben die Tierschützer das erste Nashornkalb auf ihrem Gelände entdeckt. Heute hat sich der Bestand mehr als verdoppelt. Die genaue Zahl will Busch aber nicht nennen, um keine Wilderer anzulocken.
Langsam kämpft sich der Wagen durchs Gelände. Als er sich einer Wasserstelle nähert, flattern Geier unter Geschrei davon. Im Staub liegen die Reste eines Kudu.
"Das Wasserloch haben Studenten der Tierärztlichen Hochschule Hannover gebaut", erklärt Karl-Heinz Busch. Ein wichtiger Schritt vor der Übersiedlung der ersten Nashörner war die Renaturierung des Farmgeländes. "Wir haben die inneren Zäune entfernt und unter Anleitung der Studenten die Rindertränken wieder in wildangepasste Wasserlöcher umgewandelt", sagt Busch. Versorgt werden die Wasserstellen heute umweltfreundlich von mit Solarzellen betriebenen Tiefenpumpen.
Instandhaltung wichtige AufgabeDie Wasserstelle vor der Karl-Heinz Busch steht, ist aber vollkommen versandet. Dafür ist der Boden ein paar Meter weiter aufgeweicht und schlammig. Busch inspiziert die Stelle. "Warzenscheine haben mal wieder die Leitung angefressen", sagt er. In den ausgegrabenen Plastikrohren klaffen Löcher.
"Die Instandhaltung ist eine unserer Schwerpunktaufgaben", sagt Busch. Die Kosten für Wartung und Reparaturen sowie die Bezahlung des Personals belaufen sich auf jährlich 100 000 Namibia-Dollar, umgerechnet rund 10 000 Euro. Finanziert wird dies durch Spenden oder von den Betreibern selber.
Nicht eingerechnet sind Neuanschaffungen wie zum Beispiel Infrarotkameras. "Die sollen jetzt installiert werden, damit Wissenschaftler die Laufwege der Tiere besser studieren können", sagt Busch. Bereits zweimal haben Forscher aus Deutschland längere Zeit hier gelebt und gearbeitet. Einer von ihnen ist der Biologe Thomas Göttert. Für seine Doktorarbeit hat er rund 16 Monate Nashörner beobachtet und eine Modellstudie über die Akklimatisierung der Tiere angefertigt.
Karl-Heinz Busch hat Werkzeug und Ersatzrohre für die angefressene Leitung aus dem Wagen geholt. "Das gehört auch zum Schutz der Nashörner", sagt er und grinst. Dann streift er sich Arbeitshandschuhe über und stapft los, um die Lecks zu flicken.
Tobias Döpker
Seit fast 20 Jahren hat sich der Unternehmer aus Berlin den Nashornschutz auf die Fahnen geschrieben. Zusammen mit seiner Frau und einem befreundeten Paar hat der 64-Jährige Ende der 90er Jahre eine rund 6700 Hektar große Rinderfarm am Südrand des Etosha-Nationalparks in ein Artenschutzgebiet umgewandelt und die Erca-Foun-dation gegründet. "Unser Ziel war es, ein Gebiet zum Schutz und Vermehrung des Nashornbestandes zu schaffen", erklärt Karl-Heinz Busch. Im Laufe der Jahre konnten die Tierschützer auch die Nachbarfarmer von ihrem Konzept überzeugen. Heute besteht das Gebiet bereits aus neun Farmen mit insgesamt 55000 Hektar.
Mit der Erweiterung wurde eine wesentliche Voraussetzung für die Teilnahme am "Rhino-Custodianship" erfüllt. Die namibische Regierung gibt seit 1993 unter strengen Auflagen Nashörner zur treuhänderischen Verwaltung an private Hände ab. Neben der gesicherten Wasserversorgung, der wildsicheren Einzäunung des Geländes und einer wissenschaftlichen Begleitung vor Ort, ist auch eine minimale Größe von 10 000 Hektar Voraussetzung für die Teilnahme an dem Nashornschutz-Programm. "Ziel des Konzeptes ist es, den Aufbau des Bestands auf viele Schultern zu verteilen und gleichzeitig das Verbreitungsgebiet auszudehnen", sagt Busch. Außerdem soll so die Sicherheit für die Tiere erhöht werden.
Ein Nashorn von Wilderern getötetDer Erfolg kann sich sehen lassen: "Dank des Programms konnten Spitzmaulnashörner in den vergangenen Jahren auf 20 Wildfarmen und in neun kommunalen Hegegebieten ausgesetzt werden", sagt Namibias Umweltministerin Netumbo Nandi-Ndaitwah bei der Vorstellung einer SMS-Hotline für die Anzeige von Wilderei. Die Ministerin betont zudem, dass dank der guten Zusammenarbeit zwischen Behörden und privaten Organisationen die Wilderei von Nashörnern in Namibia so gut wie nicht vorhanden sei. Lediglich ein Nashorn sei 2010 einer unbekannten Kugel zum Opfer gefallen.
Mittlerweile sind die Wilddiebe, denen besonders in Südafrika nashörner zum Opfer fallen, genauso gut ausgerüstet sind wie Tierschützer. In Südostasien gilt Nashorn-Pulver unter anderem als Wundermittel gegen Krebs und Impotenz. Für ein Kilo werden bis zu 50 000 Euro gezahlt.
Das Knattern eines Helikopters zerschneidet die Stille der Savanne. Während die Maschine in schweißtreibender Handarbeit mit einer mechanischen Pumpe im Busch betankt wird, sortiert Pierre du Preez, Leiter des Nashornschutzprogramms im Ministerium für Umwelt und Tourismus, seine Notizen. Mit seinem Team führt er im Schutzgebiet und im angrenzenden Etoscha-Nationalpark eine Wildzählung durch. Der Wissenschaftler ist zufrieden, die Bestände entwickeln sich gut. Gab es Mitte der 60er Jahre nur noch 67 Spitzmaulnashörner in Namibia, hat sich der Bestand auf aktuell rund 1500 erholt. Heute ist der Etoscha-Nationalpark das Gebiet mit der größten Spitzmaulnashorn-Population weltweit.
Renaturierung der Farm 2004 wurden die ersten Nashörner vom Nationalpark umgesiedelt. "Wir haben drei Bullen und drei Kühe als Grundstock bekommen", sagt Busch. Zwei Jahre später haben die Tierschützer das erste Nashornkalb auf ihrem Gelände entdeckt. Heute hat sich der Bestand mehr als verdoppelt. Die genaue Zahl will Busch aber nicht nennen, um keine Wilderer anzulocken.
Langsam kämpft sich der Wagen durchs Gelände. Als er sich einer Wasserstelle nähert, flattern Geier unter Geschrei davon. Im Staub liegen die Reste eines Kudu.
"Das Wasserloch haben Studenten der Tierärztlichen Hochschule Hannover gebaut", erklärt Karl-Heinz Busch. Ein wichtiger Schritt vor der Übersiedlung der ersten Nashörner war die Renaturierung des Farmgeländes. "Wir haben die inneren Zäune entfernt und unter Anleitung der Studenten die Rindertränken wieder in wildangepasste Wasserlöcher umgewandelt", sagt Busch. Versorgt werden die Wasserstellen heute umweltfreundlich von mit Solarzellen betriebenen Tiefenpumpen.
Instandhaltung wichtige AufgabeDie Wasserstelle vor der Karl-Heinz Busch steht, ist aber vollkommen versandet. Dafür ist der Boden ein paar Meter weiter aufgeweicht und schlammig. Busch inspiziert die Stelle. "Warzenscheine haben mal wieder die Leitung angefressen", sagt er. In den ausgegrabenen Plastikrohren klaffen Löcher.
"Die Instandhaltung ist eine unserer Schwerpunktaufgaben", sagt Busch. Die Kosten für Wartung und Reparaturen sowie die Bezahlung des Personals belaufen sich auf jährlich 100 000 Namibia-Dollar, umgerechnet rund 10 000 Euro. Finanziert wird dies durch Spenden oder von den Betreibern selber.
Nicht eingerechnet sind Neuanschaffungen wie zum Beispiel Infrarotkameras. "Die sollen jetzt installiert werden, damit Wissenschaftler die Laufwege der Tiere besser studieren können", sagt Busch. Bereits zweimal haben Forscher aus Deutschland längere Zeit hier gelebt und gearbeitet. Einer von ihnen ist der Biologe Thomas Göttert. Für seine Doktorarbeit hat er rund 16 Monate Nashörner beobachtet und eine Modellstudie über die Akklimatisierung der Tiere angefertigt.
Karl-Heinz Busch hat Werkzeug und Ersatzrohre für die angefressene Leitung aus dem Wagen geholt. "Das gehört auch zum Schutz der Nashörner", sagt er und grinst. Dann streift er sich Arbeitshandschuhe über und stapft los, um die Lecks zu flicken.
Tobias Döpker
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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