Mosambiks Gas-Träume drohen zu platzen
Riesige Gasvorkommen sollen Mosambik lang ersehnten Wohlstand bringen – doch das arme Entwicklungsland droht die Chance zu verpassen. Anhaltend hohe Inflation, ein Streit mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über Schulden in Milliardenhöhe, Devisenknappheit: Die wirtschaftlichen Probleme sind immens. Hinzu kommen politische Spannungen mit häufigen Gefechten zwischen Regierungstruppen und Opposition in dem einstigen Bürgerkriegsland.
„Das Geschäftsklima ist prekär“, betont Friedrich Kaufmann, Vertreter der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in der Hauptstadt Maputo. Sprich: Investoren werden abgeschreckt.
Dabei hat das südostafrikanische Land am Indischen Ozean seit wenigen Jahren eigentlich beste Voraussetzungen. Denn vor der Küste des Indischen Ozeans – im Rovuma-Becken – lagern schätzungsweise 180 Milliarden Kubikmeter Gas.
„Die Erdgasvorkommen werden mit denen von Katar verglichen und könnten Mosambik in den nächsten zehn Jahren zum drittgrößten Erdgasexporteur weltweit machen“, heißt es beim Auswärtigen Amt in Berlin. Der IWF rechnet – sobald die Gasförderung begonnen hat – mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von enormen 24 Prozent zwischen 2021 und 2025. Bis zu 500 Milliarden US-Dollar könnten die Steuereinnahmen aus der Gasindustrie bis zum Jahr 2045 ausmachen.
In Maputo ist durchaus schon zu erleben, wie das Gas das Land verändern könnte. Blitzende Bürotürme und Luxushotels ragen neben Nobelgeschäften und -restaurants in die Höhe. Eine neue Ringstraße, palmengesäumt, führt am Ufer entlang. Riesige Betonpfeiler ragen aus dem Wasser, sie sollen einmal Afrikas längste Hängebrücke stützen. Im ganzen Land werden – mit finanzieller Hilfe vor allem aus China – Airports und Häfen aufgemöbelt.
Doch die Fassade trügt, meinen Experten. „Viele neue Büros und Wohnungen stehen leer“, sagt der Ökonom Luis Magaco. Geldgeber ziehen sich zurück – 2015 sanken die ausländischen Direktinvestitionen um rund ein Viertel auf 3,7 Milliarden US-Dollar. Der Wirtschaftsaufschwung der letzten Jahre scheint vorerst passé. Noch immer lebt mehr als jeder zweite der knapp 29 Millionen Mosambikaner von weniger als einem halben US-Dollar pro Tag – und damit klar unter der Armutsgrenze.
„Die Probleme sind hausgemacht“, meint AHK-Vertreter Kaufmann. Denn die Einnahmen aus dem lukrativen Rohstoffgeschäft kommen meist nur einer kleinen Elite zugute. Korruption und Vetternwirtschaft sind an der Tagesordnung, das trifft vor allem kleine Firmen. Der viel beschworene „Ressourcenfluch“ (curse of resources) scheint auch Mosambik zu treffen: Die Konzentration auf wenige natürliche Rohstoffe kann - neben der Korrtuptionsgefahr – oft die Entwicklung weiterer Sektoren verhindern und die Exportabhängigkeit erhöhen.
Nun hat es sich Mosambik zudem mit dem IWF verscherzt: Die Regierung hatte dem Fonds – und der Öffentlichkeit – die Aufnahme von 1,4 Milliarden US-Dollar Schulden verschwiegen. Das Geld floss nach Ansicht von Experten und Anti-Korruptions-Aktivisten vor allem in Waffengeschäfte. Geldgeber haben nun Hilfen in Höhe von Hunderten Millionen US-Dollar auf Eis gelegt.
Noch ist die Hoffnung auf das wohlstandbringende Gas nicht erloschen. „Experten sind recht optimistisch, dass die Gasförderung starten wird – nicht 2018 oder 2020, aber zumindest 2021“, hat Heiko Stumpf von der Außenwirtschaftsgesellschaft GTAI bei seinem jüngsten Besuch in Mosambik erfahren. Doch wann es losgehen soll, ist weiterhin unklar.
Der italienische Energiekonzern Eni und der US-Förderer Anadarko zögern, auch wegen der gefallenen Weltmarktpreise und der Konkurrenz durch Schiefergas-Produzenten in den USA. Zudem kursieren Gerüchte, dass zumindest Anadarko sich schon bald zurückziehen und seine Gasfelder an den US-Multi ExxonMobil verkaufen könnte. Deshalb verharren auch deutsche Unternehmen, die auf Zuliefer-Aufträge hoffen, in einer Warteposition.
Und selbst wenn es mit der Förderung klappt, bleiben viele Fragen offen. „Wenn die Gasfelder im Norden angezapft sind, wird es wichtig sein, das Gas über Pipelines nach Süden oder nach Südafrika zu befördern“, weist Experte Stumpf auf logistische Probleme hin. „Aber der Bau einer Pipeline in Nord-Süd-Richtung ist unter den jetzigen Bedingungen mit häufigen Kämpfen so nicht zu realisieren.“ Nicht nur für das Außenministerium in Berlin ist das eine „Herkulesaufgabe“.
Sinikka Tarvainen und Benedikt von Imhoff, dpa
„Das Geschäftsklima ist prekär“, betont Friedrich Kaufmann, Vertreter der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in der Hauptstadt Maputo. Sprich: Investoren werden abgeschreckt.
Dabei hat das südostafrikanische Land am Indischen Ozean seit wenigen Jahren eigentlich beste Voraussetzungen. Denn vor der Küste des Indischen Ozeans – im Rovuma-Becken – lagern schätzungsweise 180 Milliarden Kubikmeter Gas.
„Die Erdgasvorkommen werden mit denen von Katar verglichen und könnten Mosambik in den nächsten zehn Jahren zum drittgrößten Erdgasexporteur weltweit machen“, heißt es beim Auswärtigen Amt in Berlin. Der IWF rechnet – sobald die Gasförderung begonnen hat – mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von enormen 24 Prozent zwischen 2021 und 2025. Bis zu 500 Milliarden US-Dollar könnten die Steuereinnahmen aus der Gasindustrie bis zum Jahr 2045 ausmachen.
In Maputo ist durchaus schon zu erleben, wie das Gas das Land verändern könnte. Blitzende Bürotürme und Luxushotels ragen neben Nobelgeschäften und -restaurants in die Höhe. Eine neue Ringstraße, palmengesäumt, führt am Ufer entlang. Riesige Betonpfeiler ragen aus dem Wasser, sie sollen einmal Afrikas längste Hängebrücke stützen. Im ganzen Land werden – mit finanzieller Hilfe vor allem aus China – Airports und Häfen aufgemöbelt.
Doch die Fassade trügt, meinen Experten. „Viele neue Büros und Wohnungen stehen leer“, sagt der Ökonom Luis Magaco. Geldgeber ziehen sich zurück – 2015 sanken die ausländischen Direktinvestitionen um rund ein Viertel auf 3,7 Milliarden US-Dollar. Der Wirtschaftsaufschwung der letzten Jahre scheint vorerst passé. Noch immer lebt mehr als jeder zweite der knapp 29 Millionen Mosambikaner von weniger als einem halben US-Dollar pro Tag – und damit klar unter der Armutsgrenze.
„Die Probleme sind hausgemacht“, meint AHK-Vertreter Kaufmann. Denn die Einnahmen aus dem lukrativen Rohstoffgeschäft kommen meist nur einer kleinen Elite zugute. Korruption und Vetternwirtschaft sind an der Tagesordnung, das trifft vor allem kleine Firmen. Der viel beschworene „Ressourcenfluch“ (curse of resources) scheint auch Mosambik zu treffen: Die Konzentration auf wenige natürliche Rohstoffe kann - neben der Korrtuptionsgefahr – oft die Entwicklung weiterer Sektoren verhindern und die Exportabhängigkeit erhöhen.
Nun hat es sich Mosambik zudem mit dem IWF verscherzt: Die Regierung hatte dem Fonds – und der Öffentlichkeit – die Aufnahme von 1,4 Milliarden US-Dollar Schulden verschwiegen. Das Geld floss nach Ansicht von Experten und Anti-Korruptions-Aktivisten vor allem in Waffengeschäfte. Geldgeber haben nun Hilfen in Höhe von Hunderten Millionen US-Dollar auf Eis gelegt.
Noch ist die Hoffnung auf das wohlstandbringende Gas nicht erloschen. „Experten sind recht optimistisch, dass die Gasförderung starten wird – nicht 2018 oder 2020, aber zumindest 2021“, hat Heiko Stumpf von der Außenwirtschaftsgesellschaft GTAI bei seinem jüngsten Besuch in Mosambik erfahren. Doch wann es losgehen soll, ist weiterhin unklar.
Der italienische Energiekonzern Eni und der US-Förderer Anadarko zögern, auch wegen der gefallenen Weltmarktpreise und der Konkurrenz durch Schiefergas-Produzenten in den USA. Zudem kursieren Gerüchte, dass zumindest Anadarko sich schon bald zurückziehen und seine Gasfelder an den US-Multi ExxonMobil verkaufen könnte. Deshalb verharren auch deutsche Unternehmen, die auf Zuliefer-Aufträge hoffen, in einer Warteposition.
Und selbst wenn es mit der Förderung klappt, bleiben viele Fragen offen. „Wenn die Gasfelder im Norden angezapft sind, wird es wichtig sein, das Gas über Pipelines nach Süden oder nach Südafrika zu befördern“, weist Experte Stumpf auf logistische Probleme hin. „Aber der Bau einer Pipeline in Nord-Süd-Richtung ist unter den jetzigen Bedingungen mit häufigen Kämpfen so nicht zu realisieren.“ Nicht nur für das Außenministerium in Berlin ist das eine „Herkulesaufgabe“.
Sinikka Tarvainen und Benedikt von Imhoff, dpa
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Allgemeine Zeitung
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