Motivation ist der Schlüssel
Mehr als eine Million Namibia-Dollar an Preisgeld sei in den vergangenen acht Jahren im Rahmen des Lilie-Projekts an 48 Lehrer ausgezahlt worden. Diese stattliche Zahl nannte Harald Müseler in seiner Eröffnungsansprache zum Galabend in Windhoek. Bei diesem Anlass kamen knapp 140000 Namibia-Dollar und sechs Lehrer für die Gesamtstatistik hinzu.
Die Lilie-Auszeichnungen gingen diesmal an Empfänger aus Schulen in Grootfontein, Swakopmund und Windhoek. Sie alle wurden – wie Müseler den Hauptzweck der Lilie-Preisverleihung beschrieb – für „herausragende Leistung im Bereich der deutschen Sprache“ geehrt. Müseler erwähnte vor den 300 Gästen außerdem die „Anhebung des sozialen Ansehens des Lehrerberufs insgesamt“ als weiteres Ziel der Lilie-Auszeichnung. Er zitierte den international erfahrenen Lebensberater Justin Cohen, wonach Anerkennung „eine der größten menschlichen Zufriedenheiten“ sei. „Wir sind hochmotiviert, soziale Bestätigung zu bekommen“, sagte er.
Motivation war auch ein Kernpunkt in der Präsentation von Scott Hurd, der beim Galaabend als Redner auftrat – und dadurch selbst motivieren sollte. Der aus Großbritannien stammende Hurd, der seit einigen Jahren in Namibia lebt und hierzulande vor allem durch seine Qualitätsfotos bekannt ist, hat einst selbst als Lehrer gearbeitet. Erst mit „normalen“ Kindern, später mit Jugendlichen, die durch schlechte Leistungen weniger Aussichten für Beruf und Leben gehabt hätten. Für diese Jugendlichen sei „das Licht am Ende des Tunnels abgeschaltet“ gewesen. „Wir mussten den Schülern Hoffnung geben“, so Hurd, der nach eigenen Angaben dabei geholfen hat, dass dieses Klientel auf dem Arbeitsmarkt vermittelbar wird.
Hurds Kernbotschaft an dem Abend: Erfolg setze sich aus Fähigkeiten, Möglichkeiten und Unterstützung zusammen – aber: „Man kann nur erfolgreich sein, wenn man motiviert ist. Wer keine Motivation hat, kommt nirgendwo hin“, sagte er im AZ-Gespräch. Dabei müsse Motivation von jedem selbst kommen, meint er. Passend dazu ist seine grundätzliche Betrachtung des Lebens, in der er die Frage „Bist du glücklich?“ als falsch formuliert ansieht. Nein, man sei nicht glücklich, weil Umstände oder Veränderungen einträten. „Man arbeitet dafür und macht Träume möglich“, so Hurd.
Ein Traum ist an dem Abend auch für die Gewinner der Lilien wahr geworden. Der Hauptgewinner – nach 2008 (Anja Volkmann, PSS) erneut aus Swakopmund – bekam dabei stehende Ovationen: Mit Ernest Olivier, Direktor der Namib-Oberschule (NHS), die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum feiert, wurde erstmals ein Nicht-deutschsprachiger Pädagoge mit der Goldenen Lilie ausgezeichnet.
Als „beste Staastschule des Landes“ wurde diese Einrichtung in der Laudatio gelobt. Tilman Friedrich, 1. Vorsitzender des Kuratoriums Projekt Lilie, hob hervor, dass gute Lehrer und Leistungen auch ein geeignetes Umfeld bräuchten, sprich gute Schulen, die wiederum von einer guten Führung abhängig seien. „Ich glaube an Förderung, vor allem die Unterstützung von Lehrern – das ist es, was ich tue“, sagte der neue Goldene-Lilie-Preisträger in seiner Dankesrede im Namen aller Ausgezeichneten.
Von Stefan Fischer,
Windhoek
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Allgemeine Zeitung
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