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Märchenbuch "Die Buschhexe" neu aufgelegt

Die Buschhexe kichert endlich wieder im dürren Kameldornbaumgeäst und reckt ihre knorrigen Arme. Und der mächtige steinerne Mann im Erongo-Gebirge schleudert eine ganze Felskuppe aus reinem Quarz gegen den Berg" .....Die viele hundert Jahre alte Durstschlange und eine verzauberte Wasserstelle gehören ebenso in das trockene Land Namibia wie die schöne sanfte Silwei, die Königin der Berge.

Das afrikanische Kinderbuch, das vor über sechzig Jahren von Wilhelm Kellner geschrieben wurde, hat viele Generationen hiesiger Jugendlicher begeistert, da sie sich mit den Landschaften und Gegebenheiten der Geschichten identifizieren konnten. Der Autor Dr. Wilhelm Kellner, der 1934 als Studienrat für die Fächer Deutsch und Geschichte aus Deutschland an die heutige DHPS berufen wurde, war fasziniert von der afrikanischen Wildnis. Auf ausführlichen Fahrten, die ihn auf Farmen, in die Wüste und durch das Ovamboland bis hin nach Angola führten, erlebte er die Vielfalt der hiesigen Landschaften und Stimmungen, die ihm teilweise in ihrer Unberührtheit traumhaft und wie verzaubert erschienen. So sind auch die Geschichten Wilhelm Kellners zwar im realen Leben verankert, wie dem Alltag der Farm oder dem rituellen Treiben am Okavango, aber gleichzeitig erscheinen sie transferiert auf eine Ebene des Wundersamen und Romantischen. Die namibischen Leser erkennen ihr heimatliches Umfeld und erleben es gleichzeitig neu.

Das Buch hat trotz der rasanten Entwicklung in Namibia seine Aktualität nicht verloren, dennHandlungen, Wesen und Schicksale seiner Akteure in Menschen- und Tiergestalt sind vertraut: Es handelt sich bei ihnen um bekannte Erscheinungen, wie Raffgier, Neid und Boshaftigkeit, aber auch um menschlichen Zusammenhalt, Mitgefühl, ausgleichender Gerechtigkeit und Fürsorge. So besiegt das Ovahimbamädchen Kalanda die tückische Durstschlange durch ihre Beherztheit. Die Habsucht eines Reiters nach Diamanten wird bitter bestraft, durch geschwisterliche Liebe befreit ein Bruder zusammen mit einem findigen Buschmann die Schwester aus den Fängen des Vogel-Zauberers. Humorvoll und voller menschlicher Schwächen ist die Lügengeschichte der Tiere geschildert.Und im traditionsreichen Norden Namibias verbinden sich Krokodile und Flusspferde mit dem jungen Kweti gegen einen skrupellosen Häuptling.

Ausgangspunkt aller Fantasie ist die namibische Natur in ihren unterschiedlichen Facetten.Die Menschen unterhalten sich mit den Tieren und sind den Naturgewalten ausgeliefert. Dabei lässt sich der Autor einerseits vom Farmland bei Windhoek inspirieren, dass er selbst zu Fuß, zu Pferd und auf langen Wanderungen erkundet hat, und auch von den Nächten, als er lauschend und beobachtend am Lagerfeuer saß. Die Berge sind dabei ein zentrales Thema: Dort wohnt die Bergkönigin Silwei, aber auch ein Zauberer.

Andererseits lassen die zahlreichen Spaziergänge an der Küste Swakopmunds vor den Augen Wilhelm Kellners eine Gespensterbucht erstehen und inspirierten ihn im Kapitel "Das geheimnisvolle Schiff" zu einer kernigen Seemannsgeschichte. Am Okavango wiederum lernt der Leser die Flusslandschaft des Nordens mit ihrer typischen Tierwelt kennen. In jedem Märchen wird man unmittelbar in die spannende Handlung hineingezogen, die Übergänge zwischen Realität und Fiktion sind fließend. Die Handlung verläuft häufig dramatisch, sogar brutal, oder düster und geheimnisvoll. Doch am Ende wird immer alles gut.

"Die Buschhexe" war etliche Jahre vergriffen. Auf vielfachen Wunsch hin ist jetzt durch den Verleger Peter's Antiques die fünfte Auflage mit 1000 Stück auf den Markt gekommen. Vertrieben wird sie weltweit durch Namibia Book Marketing, ist aber auch in allen bekannten Buchhandlungen erhältlich. Die erste Auflage mit nur sechs Geschichten wurde von der Ehefrau des Autors, Sigrid Kellner, illustriert. Die zweite Auflage versah der bekannte Maler, Grafiker und Illustrator Joachim Voigts mit Schwarz-Weiß-Zeichnungen. Die dritte - inzwischen auf zwölf Märchen erweiterte Auflage - kam in den siebziger Jahren heraus und wurde von der Künstlerin Adelheid Lilienthal, der Tochter des Autors, aufwendig und farbig illustriert. Die letzte Version erscheint nun zum zweiten Mal.

1988 wurde Wilhelm Kellner vom Namibian Children's Book Forum posthum der namibische Jugendbuchpreis für seine deutschsprachige Buschhexe verliehen. Sein Bedürfnis, Jugendliche, wie auch Erwachsene, in die ungewöhnliche, herbe Natur ihrer Heimat in spannenden und anrührenden Erzählungen einzuführen, hat durch die Jahrzehnte viele Liebhaber gefunden.
Weitere Infos bei Namibia Book Marketing, Tel.: 061-232621

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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