Loading svg Please wait while we translate the article

Nach 60 historischen Vorträgen suchen Teilnehmer den Nutzen

Die wahrscheinlich größte Historiker-Konferenz, die Namibia vergangene Woche unter dem Auftrag der Aufarbeitung des Koloniathemas erlebt hat, endete mit der Forderung, dass eine Versöhnungskommission gegründet werden solle. Prof. Manfred Hinz von der Rechtsfakultät der Universität von Namibia, Unam, hatte diesen Vorschlag bereits vor zwei Wochen in Umlauf gebracht. Die Kommission soll "all diese Dinge ansprechen" und nach flexiblen Lösungen forschen.

Die letzte große Podiumsdiskussion stand am Freitag unter dem Thema "Reparationen und Ethik". Hinz stellte in diesem Rahmen die Frage nach der Verknüpfung zwischen Genozid, Entschuldigung und Wiedergutmachung. "Wieviel Geschichte ist aufzuarbeiten, bis daraus Taten folgen?" - How much history is needed for what? - Er bezog sich auf die Rede des deutschen Botschafters Dr. Wolfgang Massing am vergangenen Dienstagabend zur Eröffnung der Konferenz. Massing hatte gemahnt, dass "noch viele Fragen geklärt werden müssen", um auf das dunkelste Kapitel der Geschichte Licht zu werfen.

Hinz betonte, dass es nicht um Leichenzählung gehe. Die historischen Fakten konstatierten jedoch den physischen, sozialen und kulturellen Genozid. Vor dem Hintergrund bleibe die Frage nach Wiedergutmachung relevant. Es sei eine politische Frage, die nach ethischen Grundsätzen entschieden werden müsse. Als ein Beispiel für die Notwendigkeit konkreter Hilfe wies er auf die Herero hin, die nach ihrer Repatriierung aus Botswana unter ärmlichen Verhältnissen in Gam sitzen. Sie hätten ihm gesagt: "Wir sind zurückgekehrt, aber wir sind noch nicht zu Hause."

Der Versuch von Hinz, am Ende der Konferenz zwischen reichlich vorgetragener Theorie und akademischer Erkenntnis zum Alltag der Gesellschaft wieder die Verbindung herzustellen, gehört zur Infragestellung und Skepsis, die auch andere Teilnehmer ausgedrückt haben. Das Dilemma für Akademiker und die Gesellschaft, in der eine derart große Tagung stattgefunden hat, besteht in der Frage nach dem direkten oder langfristigen Nutzwert des zuhauf getragenen Wissens. Waren die 60 Vorträge - rund 50 lagen bereits schriftlich vor - mit Podiumsdiskussion in 14 Gremien intelligenter akademischer Zeitvertreib oder wird politisches und soziales Handeln daraus befruchtet?

Andere selbstkritische Stimmen kamen während der Tagung zu Wort. Der Hauptredner Ewald Katjivena betitelte die Konferenz als Produkt der "europäisch-christlich-judäisch-kapitalistischen Zivilisation". Sie sei nicht "namibisch" genug. Der gebildete Kritiker lebt selbst seit Jahren in seiner Wahlheimat Norwegen. Der Referent Jade Mc Clune meldete am dritten Tag der Konferenz im Podiumsgespräch "Widerstand" seine Ermüdung und Verdrossenheit an, ständig die Verallgemeinerung mit "den Deutschen" anhören zu müssen. Ein anderer Hauptredner, Dr Andreas Eckl, hatte schon am ersten Abend zur kritischen Überprüfung der Quellenverwendung von Historikerkollegen aufgerufen. Am Beispiel der Autoren Gewald und Zimmerer zeigte er auf, wie die selektive Verwendung von Zitaten, zusammen mit vorsätzlicher Weglassung direkt verwandter Texte zwar historische Thesen stützen, aber den vollständigen Zusammenhang unterschlagen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

Katima Mulilo: 20° | 36° Rundu: 20° | 37° Eenhana: 22° | 36° Oshakati: 25° | 35° Ruacana: 22° | 36° Tsumeb: 23° | 36° Otjiwarongo: 22° | 35° Omaruru: 23° | 36° Windhoek: 23° | 34° Gobabis: 23° | 35° Henties Bay: 14° | 19° Swakopmund: 14° | 16° Walvis Bay: 13° | 20° Rehoboth: 23° | 35° Mariental: 24° | 38° Keetmanshoop: 24° | 39° Aranos: 28° | 38° Lüderitz: 13° | 25° Ariamsvlei: 23° | 40° Oranjemund: 13° | 21° Luanda: 25° | 26° Gaborone: 22° | 36° Lubumbashi: 17° | 32° Mbabane: 18° | 31° Maseru: 16° | 32° Antananarivo: 17° | 31° Lilongwe: 22° | 33° Maputo: 23° | 31° Windhoek: 23° | 34° Cape Town: 17° | 27° Durban: 20° | 25° Johannesburg: 19° | 31° Dar es Salaam: 26° | 32° Lusaka: 22° | 33° Harare: 21° | 31° #REF! #REF!