Nach dem Abschied folgt die Beförderung
Noch blickt Klaus-Dieter Düxmann von seinem Büro auf den Windhoeker Zoopark, bald wird er von seinem Schreibtisch aus den Buckingham Palast sehen. Nach knapp fünf Jahren in Namibia wechselt der Botschaftsrat der Deutschen Botschaft nach London, wo er am 2. August den Dienst als Leiter der Rechts- und Konsularabteilung der Deutschen Botschaft antritt.
Der neue Job an der Themse, bei dem Düxmann die Leitung für ca. 25 Mitarbeiter (von ca. 150 Mitarbeitern in der Botschaft) hat, bedeutet für den 55-Jährigen zugleich eine Beförderung. Dabei war der Aufstieg längst geplant - wurde jedoch auf eigenen Wunsch verschoben. "Mit meinem Weggang von New York stand eine Beförderung bevor, die in Windhoek allerdings nicht möglich gewesen wäre, sonst hätte ich hier als Botschafter anfangen müssen. Namibia war aber ein Wunschstandort von mir und deshalb habe ich die Beförderung auf Eis gelegt", sagt Düxmann.
Nach diplomatischer Tätigkeit in Äthiopien (1982-1985) und Simbabwe (1990-1993) hatte der Diplomat durchaus Afrika-Erfahrung und einen "Afrika-Faible", wie er es nennt - auf namibischen Boden jedoch hatte er zuvor noch keinen Fuß gesetzt. "Es war also ein gewisses Risiko, das sich aber nicht bewahrheitet hat", sagt er und blickt zurück: "Fünf Jahre im diplomatischen Dienst sind bei einem 3-Jahres-Wechselrhythmus lang, andererseits aber auch kurz, wenn man das Land sehr mag. Wir haben uns jedenfalls immer sehr wohl gefühlt."
Natürlich war es in Namibia auch spannend. Von der Präsidentschaftswahl Ende 1999 zu Beginn seiner Dienstzeit bis zur Wahl des Swapo-Kandidaten, der Nujomas Nachfolge antreten will, vor wenigen Wochen bezeichnet Düxmann die Zeit in Namibia als durchgehend interessant. "In diesem Jahr ist natürlich das Gedenken an 1904 sehr bedeutend für die deutsch-namibischen Beziehungen, denn für uns geht es darum, verantwortungsvoll mit unserer Geschichte umzugehen. Ich denke, dass es gelungen ist, Vertrauen bei den Herero aufzubauen und bei ihnen auch das Verständnis für die Haltung der Bundesregierung zu entwickeln", sagt er und blickt erwartungsvoll auf den zweiten Freitag im August, an dem das Kultur- und Informationszentrum nahe Okakarara offiziell eröffnet werden soll, das die Bundesrepublik finanziert. Diesem Ereignis wird er jedoch nicht beiwohnen können.
Zum Spannungsfeld zwischen Kolonialerbe und einem unabhängigen, jungen Staat sieht Düxmann bei der deutschsprachigen Bevölkerung noch großen Handlungsbedarf. "Ich wünsche mir ein stärkeres politisches Engagement dieser Menschen", sagt er und kritisiert die bei vielen vorherrschende Apathie. "Diese resultiert sicher aus den Mehrheitsverhältnissen. Dabei haben uns Politiker, auch Präsident Nujoma, oft deutlich signalisiert, dass die Deutschsprachigen zu diesem Land gehören und von ihnen ein stärkeres politisches Engagement erwünscht ist." In Deutschland jedenfalls sei die Lobby für Namibia stark genug. "Dieses Land genießt in Deutschland ein überdurchschnittliches Interesse, an der Fortsetzung der Entwicklungszusammenarbeit wird nicht gezweifelt", sagt Düxmann und verweist u.a. auf das Bekenntnis durch die Erklärung des Bundestages vor wenigen Tagen. "Das ist ein bedeutendes Zeichen - vor allem in einer Zeit, in der auch in Deutschland das Geld knapp ist."
Auch Farmenteignungen könnten das Verhältnis beider Länder nicht trüben, so der Diplomat, der dazu meint: "Wir sind uns über die Notwendigkeit einer Landreform einig, aber sie muss in geordneten Bahnen verlaufen. Wenn es zu Enteignungen kommt, dann haben wir unseren Standpunkt klargemacht, dass dies auf Grundlage von Recht und Gesetz geschehen muss. Außerdem bestehen wir darauf, dass die Bestimmungen des Investitionsschutzsabkommens eingehalten werden. Die Regierung hat uns das in den Gesprächen auch versichert." Dennoch kann Düxmann die hohen emotionalen Wogen der Farmer verstehen. "Die Regierung lässt in diesem Prozess leider Transparenz vermissen, was für Unsicherheit sorgt. Das kann schnell zu Angst und wiederum zu irrationalen Entscheidungen führen. Die Regierung muss den Menschen sagen, wo die Reise hingeht", sagt er mit der abschließenden Hoffnung, dass der bisherige friedliche und stabile Kurs in Namibia beibehalten wird.
Das Wohnhaus der Düxmanns ist bereits geräumt - heute ist sein letzter Arbeitstag in Windhoek, bevor es nach Europa geht. Was er aus Namibia mitnimmt? Es sind die Freundschaften, die hier enger waren als irgendwo jemals zuvor und als man das im diplomatischen Dienst erwartet.
Der Blick aus seinem Fenster ändert sich zwar für Klaus-Dieter Düxmann, Namibia aber wird immer in seinem Herzen bleiben. Immerhin: Es wird das einzige Land sein, in das er nach diplomatischer Tätigkeit auch als Tourist zurückkehren will. Freunde und Vertraute freuen sich auf ein Wiedersehen.
Der neue Job an der Themse, bei dem Düxmann die Leitung für ca. 25 Mitarbeiter (von ca. 150 Mitarbeitern in der Botschaft) hat, bedeutet für den 55-Jährigen zugleich eine Beförderung. Dabei war der Aufstieg längst geplant - wurde jedoch auf eigenen Wunsch verschoben. "Mit meinem Weggang von New York stand eine Beförderung bevor, die in Windhoek allerdings nicht möglich gewesen wäre, sonst hätte ich hier als Botschafter anfangen müssen. Namibia war aber ein Wunschstandort von mir und deshalb habe ich die Beförderung auf Eis gelegt", sagt Düxmann.
Nach diplomatischer Tätigkeit in Äthiopien (1982-1985) und Simbabwe (1990-1993) hatte der Diplomat durchaus Afrika-Erfahrung und einen "Afrika-Faible", wie er es nennt - auf namibischen Boden jedoch hatte er zuvor noch keinen Fuß gesetzt. "Es war also ein gewisses Risiko, das sich aber nicht bewahrheitet hat", sagt er und blickt zurück: "Fünf Jahre im diplomatischen Dienst sind bei einem 3-Jahres-Wechselrhythmus lang, andererseits aber auch kurz, wenn man das Land sehr mag. Wir haben uns jedenfalls immer sehr wohl gefühlt."
Natürlich war es in Namibia auch spannend. Von der Präsidentschaftswahl Ende 1999 zu Beginn seiner Dienstzeit bis zur Wahl des Swapo-Kandidaten, der Nujomas Nachfolge antreten will, vor wenigen Wochen bezeichnet Düxmann die Zeit in Namibia als durchgehend interessant. "In diesem Jahr ist natürlich das Gedenken an 1904 sehr bedeutend für die deutsch-namibischen Beziehungen, denn für uns geht es darum, verantwortungsvoll mit unserer Geschichte umzugehen. Ich denke, dass es gelungen ist, Vertrauen bei den Herero aufzubauen und bei ihnen auch das Verständnis für die Haltung der Bundesregierung zu entwickeln", sagt er und blickt erwartungsvoll auf den zweiten Freitag im August, an dem das Kultur- und Informationszentrum nahe Okakarara offiziell eröffnet werden soll, das die Bundesrepublik finanziert. Diesem Ereignis wird er jedoch nicht beiwohnen können.
Zum Spannungsfeld zwischen Kolonialerbe und einem unabhängigen, jungen Staat sieht Düxmann bei der deutschsprachigen Bevölkerung noch großen Handlungsbedarf. "Ich wünsche mir ein stärkeres politisches Engagement dieser Menschen", sagt er und kritisiert die bei vielen vorherrschende Apathie. "Diese resultiert sicher aus den Mehrheitsverhältnissen. Dabei haben uns Politiker, auch Präsident Nujoma, oft deutlich signalisiert, dass die Deutschsprachigen zu diesem Land gehören und von ihnen ein stärkeres politisches Engagement erwünscht ist." In Deutschland jedenfalls sei die Lobby für Namibia stark genug. "Dieses Land genießt in Deutschland ein überdurchschnittliches Interesse, an der Fortsetzung der Entwicklungszusammenarbeit wird nicht gezweifelt", sagt Düxmann und verweist u.a. auf das Bekenntnis durch die Erklärung des Bundestages vor wenigen Tagen. "Das ist ein bedeutendes Zeichen - vor allem in einer Zeit, in der auch in Deutschland das Geld knapp ist."
Auch Farmenteignungen könnten das Verhältnis beider Länder nicht trüben, so der Diplomat, der dazu meint: "Wir sind uns über die Notwendigkeit einer Landreform einig, aber sie muss in geordneten Bahnen verlaufen. Wenn es zu Enteignungen kommt, dann haben wir unseren Standpunkt klargemacht, dass dies auf Grundlage von Recht und Gesetz geschehen muss. Außerdem bestehen wir darauf, dass die Bestimmungen des Investitionsschutzsabkommens eingehalten werden. Die Regierung hat uns das in den Gesprächen auch versichert." Dennoch kann Düxmann die hohen emotionalen Wogen der Farmer verstehen. "Die Regierung lässt in diesem Prozess leider Transparenz vermissen, was für Unsicherheit sorgt. Das kann schnell zu Angst und wiederum zu irrationalen Entscheidungen führen. Die Regierung muss den Menschen sagen, wo die Reise hingeht", sagt er mit der abschließenden Hoffnung, dass der bisherige friedliche und stabile Kurs in Namibia beibehalten wird.
Das Wohnhaus der Düxmanns ist bereits geräumt - heute ist sein letzter Arbeitstag in Windhoek, bevor es nach Europa geht. Was er aus Namibia mitnimmt? Es sind die Freundschaften, die hier enger waren als irgendwo jemals zuvor und als man das im diplomatischen Dienst erwartet.
Der Blick aus seinem Fenster ändert sich zwar für Klaus-Dieter Düxmann, Namibia aber wird immer in seinem Herzen bleiben. Immerhin: Es wird das einzige Land sein, in das er nach diplomatischer Tätigkeit auch als Tourist zurückkehren will. Freunde und Vertraute freuen sich auf ein Wiedersehen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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