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Nach Jubel kam der Terror

Schock in London einen Tag nach dem Jubel über dem Zuspruch der Olympischen Spiele 2012, Entsetzen in aller Welt: Eine Serie von verheerenden Terroranschlägen hat gestern die britische Hauptstadt erschüttert. Bei Explosionen in drei U-Bahnen und einem Bus starben nach Polizeiangaben mindestens 33 Menschen, etwa 350 wurden verletzt, 45 davon schwer.



London (dh/dpa) - In der Metropole, die am Mittwoch noch über den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2012 gejubelt hatte, brach Chaos aus. Der britische Premier Tony Blair, Gastgeber des G8-Gipfels im schottischen Gleneagles, reiste umgehend nach London zurück. In einem Islamisten-Internetforum tauchte ein Bekennerschreiben des Terrornetzes El Kaida auf. Darin hieß es, die Anschläge sollten die britische "Kreuzfahrer-Regierung" wegen ihres Truppeneinsatzes in Afghanistan und im Irak treffen.

"Von den Explosionen haben wir überhaupt nichts mitbekommen, obwohl ein Bombenanschlag nur fünf bis zehn Minuten von uns entfernt verübt wurde", sagte eine Mitarbeiterin der namibischen Botschaft in London. "Keiner unserer Mitarbeiter wurde verletzt oder kam zu spät zur Arbeit, da wir alle bereits in den Büros in der Innenstadt waren, als die Bomben explodierten", sagte der Erste Sekretär des Hochkommissariats, Charles Josob. Bis gestern Mittag hatte sich noch kein besorgtes Familienmitglied aus Namibia bei der Botschaft gemeldet, um sich nach dem Verbleib eines Angehörigen in London zu erkundigen. "Die Straßen um die Botschaft sind sehr ruhig, da sämtlicher öffentlicher Verkehr eingestellt wurde. Dies wird für uns am späten Nachmittag ein Problem werden, da wir auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen sind, um nach Hause zu gelangen", sagte Josob. Sehr viele Polizisten seien aus dem Botschaftsgebäude zu beobachten und das Sirenengeheul sei unüberhörbar, meinte eine Mitarbeiterin. Wenige Informationen standen den namibischen Botschaftsangehörigen zur Verfügung, die sich auf die Nachrichten im Fernsehen beschränken mussten. Eine Namibierin berichtete aus London, dass die Stadt in einem völligen Durcheinander sei und keine öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung stünden. "Niemand traut sich auf die Straßen oder zu öffentlichen Plätzen, die ansonsten überfühlt wirken", sagte sie.

Die Explosionen in der britischen Metropole ereigneten sich gegen 9.00 Uhr Orts- und namibischer Zeit in einer U-Bahn zwischen den Stationen Aldgate East und Liverpool Street, einer zwischen Russel Square und Kings Cross sowie einer nahe der Station Edgware Road. Eine weitere Explosion gab es in einem Doppeldeckerbus am Woburn Place. Die Londoner U-Bahn, mit der jeden Tag drei Millionen Menschen reisen, wurde stillgelegt. Später kam der gesamte Zug- und Busverkehr zum Erliegen. Bahnhöfe wurden evakuiert, Notärzte versorgten Verletzte. Nach Angaben der Polizei explodierten vier Sprengsätze. Bis zum Nachmittag wurden alle Insassen der Züge aus den U-Bahn-Tunneln befreit und später der Busverkehr in die Londoner Innenstadt wieder aufgenommen.

Die übrige Welt reagierte mit Entsetzen. In einer gemeinsamen Erklärung verurteilten Blair und die anderen G8-Staats und Regierungschefs die Anschläge als "barbarisch". US-Präsident George W. Bush betonte den Willen der Gipfelteilnehmer, sich nicht von Terroristen im Ringen um "eine bessere und humanere Welt abbringen zu lassen. Der Krieg gegen den Terrorismus geht weiter". Papst Benedikt XVI. sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus und verurteilte die Attentate. Viele Länder verschärften umgehend ihre Sicherheitsmaßnahmen

Während Blair nach London flog, ging der G8-Gipfel im schottischen Luxushotel Gleneagles weiter - zum Zeichen, dass die Terroristen die Demokratie nicht bedrohen können. Der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoé sagte: "Jetzt sind wir alle Londoner." Scotland Yard und der Londoner Bürgermeister Ken Livingstone hatten in den vergangenen Jahren immer wieder gesagt, ein großer Terroranschlag in London sei "unvermeidlich" und "nur eine Frage der Zeit".

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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