Nach Krieg und Gefangenschaft zu schaffensreichen Jahren
Paul Forster, langjähriger Geschäftsmann in Tsumeb, ist am 26. Mai 2007 im Alter von 81 Jahren in Swakopmund verstorben. Er hat seine Frau, zwei Söhne und eine Enkelin hinterlassen. Paul Forster wurde am 17. Februar 1926 im fränkischen Fürth, Bayern, geboren. Ab 1932 besuchte Paul die St Michaelschule in Fürth. 1940 ging er zur kaufmännischen Ausbildung an die Berufsschule und bestand als Siebzehnjähriger 1943 die Abschlussprüfung.
Im gleichen Jahr bekam er seine erste Anstellung beim Flugzeughersteller Bachmann-Von Blumenthal/ Messerschmitt in Fürth. Ein Jahr danach erhielt er seinen Stellungsbefehl in die Kaserne Coburg in Oberfranken. Dort wurde er in die Nachrichtenkompanie aufgenommen und zum Funker ausgebildet.
Anfang September 1944 kam die Abstellung und der Transport an die deutsche Westfront nach Muehlhausen im Elsass. Über vier Monate wird er an verschiedenen Orten an der Front eingesetzt. Schließlich wird seine Einheit von den Amerikanern überrollt. Er kommt im Dezember 1944 in Kriegsgefangenschaft und wird an die Franzosen übergeben. Bis März 1946 bleibt er in verschiedenen Lagern in Frankreich gefangen.
Das Los so vieler während dieser Jahre trifft auch ihn: Hunger und Krankheit einerseits und die Ungewissheit, wie wohl die Situation zu Hause sein möge, andererseits. Pauls Eintragung in sein Kriegstagebuch zu Weihnachten am 24. Dezember 1944 ist kurz aber vielsagend: "Heiliger Abend. Ohne Baum, ohne Brot. Hungrig". UnterernährtIm Februar 1946 wird er ins Feldlazarett aufgenommen. Dazu schreibt er: "Der Stabsarzt ist sehr besorgt um mich. Xmal Untersuchung. Essen Sie genug, denn sie sind total unterernährt." Und dann am 3. März 1946 trägt er ein: "Wir fahren mit dem Lazarettzug nach Deutschland!"
In der Heimat eingetroffen muss er erfahren, dass neben seinem Vater auch mehrere Onkels und Cousins gefallen sind. Fürth als Stadt mit sehr viel Rüstungsindustrie ist sehr stark zerbombt. Im November 1946 bekommt er eine Anstellung bei der Gesellschaft für Lindes Eismaschinen, wo er bis Ende 1951 in der Buchhaltung tätig ist.
1951 fällt auch die Entscheidung, nach Südafrika zu gehen - erstmal für fünf Jahre, wie er seiner Mutter beteuert. Im Februar 1952 trifft er mit der Arundel Castle in Kapstadt ein. Er wohnt in Stellenbosch und lernt dort einige Südwester kennen. Bald wird ihm ein interessantes Angebot aus Windhoek gemacht. So zieht er nach Südwestafrika und beginnt im März 1954 in der Windhoeker Kaiserstraße bei Rudolf Schuster (Pty) Ltd zu arbeiten. Bekleidungshaus in TsumebIn dieser Zeit lernt er Ilse Oechslin kennen, die bei der Firma Kock & Schmidt in Windhoek arbeitet. Sie heiraten im Juli 1955, gehen auf Hochzeitsreise durch Europa und übernehmen im Januar 1956 gemeinsam das Geschäft von Ilses Eltern in Tsumeb. Modernisierung steht ins Haus. Aus dem über 30 Jahre unter dem Firmentitel Gottfried Oechslin General Dealer geführten Handelsunternehmen entsteht ein Bekleidungsgeschäft mit getrennter Herren- und Damenabteilung - damals eine kleine Sensation für Tsumeb. Auf Anraten seines Freundes Ulli Hasse erhält das Unternehmen den Namen Forster for Fashion - oder kurz: FFF. Tsumeb ist nach den stillen Kriegsjahren im Aufleben. Die Wiederaufnahme der Erzfoärderung durch TCL bringt Menschen aus aller Welt in den Norden Namibias.
In diese Zeit fällt die Geburt von drei Kindern. Anfang der 1980er Jahre, nach mehr als 25 Jahren als Chef von Forster for Fashion, reizt ihn dann das Angebot, die Tsumeber Niederlassung von Metje & Ziegler als Geschäftsführer zu leiten. So fängt er 1982 bei M&Z an.
1997 gehen beide in den Ruhestand. Sie lösen vorher gemeinsam das Geschäft in Tsumeb auf und lassen sich in Swakopmund nieder. Hier nehmen beide aktiv am gesellschaftlichen Leben teil. Sie finden gute Bekanntschaften aus früheren Tsumeber und Windhoeker Tagen und viele neue Freunde.
Seine Lebensphilosophie war stark geprägt von Matthias Claudius, der ihm in seiner Bescheidenheit sympathisch war. Aus dem Krieg zurückgekehrt und seinen Vater verloren, fand er Trost in verschiedenen Gedichten und Sprüchen des Dichters. Den folgenden hatte er seiner zu früh verstorbenen Tochter Norma ins Poesie-Album geschrieben: "Fliehe nicht von deinen schweren Tagen. Sie werden Dich einst tragen - trugst Du sie". In der Bütt und im KirchenchorAuch wusste er selber sehr wohl zu leben. Wein, Weib und Gesang sollten dabei nicht fehlen. Er kam aus einer musikalischen Familie, in der viel gesungen wurde. So wurde er eine tragende Tenorstimme im Kirchenchor von St Barbara in Tsumeb und später in der Rosenkranzgemeinde in Swakopmund. Früh war er Mitglied des Tsumeber Männerchores und sang bis kurz vor seinem Tod auch aktiv im Swakopmunder Männergesangverein. Außerdem gefiel ihm das Theaterspiel.. Ferner trat er beim Tsumeber Karneval einige Male als Büttenredner auf.
Sein größtes Hobby war aber der Sport. In der Leichtathletik und im Hockey erzielte er in seiner Jugend gute Erfolge. In Tsumeb kam wöchentliches Kegeln beim 0-8-15-Klub dazu. Außerdem war er Mitglied des Tsumeber Schützenvereins und nahm regelmäßig am jährlichen Königschießen teil.
Der Fußball war ihm sozusagen in die Wiege gelegt. Während seiner Windhoeker Zeit spielte er für Fortuna (später SKW) und dann nach seinem Umzug in den Norden beim 1. FC Tsumeb. Während der 1970er Jahre avancierte er zum Manager der Tsumeber Fußballmannschaft und sah zu, dass sein Team mit den schwarz-weiß gestreiften Trikots bald SWAFA Landesmeister wurde.
Paul Forster hat in der Gemeinschaft triefe Spuren hinterlassen. Familienchronik Forster
Im gleichen Jahr bekam er seine erste Anstellung beim Flugzeughersteller Bachmann-Von Blumenthal/ Messerschmitt in Fürth. Ein Jahr danach erhielt er seinen Stellungsbefehl in die Kaserne Coburg in Oberfranken. Dort wurde er in die Nachrichtenkompanie aufgenommen und zum Funker ausgebildet.
Anfang September 1944 kam die Abstellung und der Transport an die deutsche Westfront nach Muehlhausen im Elsass. Über vier Monate wird er an verschiedenen Orten an der Front eingesetzt. Schließlich wird seine Einheit von den Amerikanern überrollt. Er kommt im Dezember 1944 in Kriegsgefangenschaft und wird an die Franzosen übergeben. Bis März 1946 bleibt er in verschiedenen Lagern in Frankreich gefangen.
Das Los so vieler während dieser Jahre trifft auch ihn: Hunger und Krankheit einerseits und die Ungewissheit, wie wohl die Situation zu Hause sein möge, andererseits. Pauls Eintragung in sein Kriegstagebuch zu Weihnachten am 24. Dezember 1944 ist kurz aber vielsagend: "Heiliger Abend. Ohne Baum, ohne Brot. Hungrig". UnterernährtIm Februar 1946 wird er ins Feldlazarett aufgenommen. Dazu schreibt er: "Der Stabsarzt ist sehr besorgt um mich. Xmal Untersuchung. Essen Sie genug, denn sie sind total unterernährt." Und dann am 3. März 1946 trägt er ein: "Wir fahren mit dem Lazarettzug nach Deutschland!"
In der Heimat eingetroffen muss er erfahren, dass neben seinem Vater auch mehrere Onkels und Cousins gefallen sind. Fürth als Stadt mit sehr viel Rüstungsindustrie ist sehr stark zerbombt. Im November 1946 bekommt er eine Anstellung bei der Gesellschaft für Lindes Eismaschinen, wo er bis Ende 1951 in der Buchhaltung tätig ist.
1951 fällt auch die Entscheidung, nach Südafrika zu gehen - erstmal für fünf Jahre, wie er seiner Mutter beteuert. Im Februar 1952 trifft er mit der Arundel Castle in Kapstadt ein. Er wohnt in Stellenbosch und lernt dort einige Südwester kennen. Bald wird ihm ein interessantes Angebot aus Windhoek gemacht. So zieht er nach Südwestafrika und beginnt im März 1954 in der Windhoeker Kaiserstraße bei Rudolf Schuster (Pty) Ltd zu arbeiten. Bekleidungshaus in TsumebIn dieser Zeit lernt er Ilse Oechslin kennen, die bei der Firma Kock & Schmidt in Windhoek arbeitet. Sie heiraten im Juli 1955, gehen auf Hochzeitsreise durch Europa und übernehmen im Januar 1956 gemeinsam das Geschäft von Ilses Eltern in Tsumeb. Modernisierung steht ins Haus. Aus dem über 30 Jahre unter dem Firmentitel Gottfried Oechslin General Dealer geführten Handelsunternehmen entsteht ein Bekleidungsgeschäft mit getrennter Herren- und Damenabteilung - damals eine kleine Sensation für Tsumeb. Auf Anraten seines Freundes Ulli Hasse erhält das Unternehmen den Namen Forster for Fashion - oder kurz: FFF. Tsumeb ist nach den stillen Kriegsjahren im Aufleben. Die Wiederaufnahme der Erzfoärderung durch TCL bringt Menschen aus aller Welt in den Norden Namibias.
In diese Zeit fällt die Geburt von drei Kindern. Anfang der 1980er Jahre, nach mehr als 25 Jahren als Chef von Forster for Fashion, reizt ihn dann das Angebot, die Tsumeber Niederlassung von Metje & Ziegler als Geschäftsführer zu leiten. So fängt er 1982 bei M&Z an.
1997 gehen beide in den Ruhestand. Sie lösen vorher gemeinsam das Geschäft in Tsumeb auf und lassen sich in Swakopmund nieder. Hier nehmen beide aktiv am gesellschaftlichen Leben teil. Sie finden gute Bekanntschaften aus früheren Tsumeber und Windhoeker Tagen und viele neue Freunde.
Seine Lebensphilosophie war stark geprägt von Matthias Claudius, der ihm in seiner Bescheidenheit sympathisch war. Aus dem Krieg zurückgekehrt und seinen Vater verloren, fand er Trost in verschiedenen Gedichten und Sprüchen des Dichters. Den folgenden hatte er seiner zu früh verstorbenen Tochter Norma ins Poesie-Album geschrieben: "Fliehe nicht von deinen schweren Tagen. Sie werden Dich einst tragen - trugst Du sie". In der Bütt und im KirchenchorAuch wusste er selber sehr wohl zu leben. Wein, Weib und Gesang sollten dabei nicht fehlen. Er kam aus einer musikalischen Familie, in der viel gesungen wurde. So wurde er eine tragende Tenorstimme im Kirchenchor von St Barbara in Tsumeb und später in der Rosenkranzgemeinde in Swakopmund. Früh war er Mitglied des Tsumeber Männerchores und sang bis kurz vor seinem Tod auch aktiv im Swakopmunder Männergesangverein. Außerdem gefiel ihm das Theaterspiel.. Ferner trat er beim Tsumeber Karneval einige Male als Büttenredner auf.
Sein größtes Hobby war aber der Sport. In der Leichtathletik und im Hockey erzielte er in seiner Jugend gute Erfolge. In Tsumeb kam wöchentliches Kegeln beim 0-8-15-Klub dazu. Außerdem war er Mitglied des Tsumeber Schützenvereins und nahm regelmäßig am jährlichen Königschießen teil.
Der Fußball war ihm sozusagen in die Wiege gelegt. Während seiner Windhoeker Zeit spielte er für Fortuna (später SKW) und dann nach seinem Umzug in den Norden beim 1. FC Tsumeb. Während der 1970er Jahre avancierte er zum Manager der Tsumeber Fußballmannschaft und sah zu, dass sein Team mit den schwarz-weiß gestreiften Trikots bald SWAFA Landesmeister wurde.
Paul Forster hat in der Gemeinschaft triefe Spuren hinterlassen. Familienchronik Forster
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Allgemeine Zeitung
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