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Nacht der Flut

Freitagnacht waren die Windhoeker Feuerwehr und Notdienste im Dauereinsatz, um Menschen aus Häusern zu retten, fortgespülte Fahrzeuge zu suchen, Straßen zu sperren, Häuser leer zu pumpen und ein Verkehrschaos zu verhindern. Sämtliche Riviere waren über die Ufer und einige Brücken getreten.

Windhoek - "Als die Wassermassen durch das Haus kamen und immer höher stiegen, wollten wir raus. In der Dunkelheit sahen wir ein Auto vorbeischwimmen und dachten, wenn die Fluten ein Fahrzeug mitreißen, werden wir keine Chance haben. So blieben wir im Haus, saßen oben auf den Möbeln und hofften und beteten", erzählte eine Einwohnerin in Doradopark. Eine weitere Familie rettete sich auf ihren Pickup vor der Garage, nachdem der Personenwagen vor dem Haus weggespült war und die braunen Fluten einen halben Meter hoch durch die Wohnung flossen. In Klein Windhoek versammelten sich in der Geverstraße hunderte Schaulustige, nachdem ein blauer Personenwagen in den Fluten entdeckt worden war. "Ich drehte gerade in der Hebenstreitstraße um, als das Auto an mir vorbei direkt in das Klein Windhoek Rivier fuhr und weggerissen wurde", sagte der Augenzeuge Alexander Steyn, der als erster nach dem blauen Personenwagen suchte und die Notdienste benachrichtigte. Feuerwehrmänner und Personal des Rettungsdienstes International SOS spannten im strömenden Regen ein Seil über die reißenden Fluten des Klein Windhoek Riviers und zwei Männer konnten schließlich das Autowrack erreichen. Von dem Fahrer und/oder Insassen fehlte jede Spur. Die Vorderscheibe war eingedrückt und der Innenraum mit Sand gefüllt. Erst am Samstagvormittag konnte der Besitzer des Fahrzeuges aufgespürt werden und erfuhren die Feuerwehr und Verkehrspolizei, dass der Sohn des Besitzers gefahren sei und sich aus den Fluten habe retten können.


Zahlreiche Gerüchte kursierten in Windhoek. So sollten Autos an verschiedenen Stellen von den Fluten mitgerissen worden sein, der Avis-Damm gebrochen und eine meterhohe Flutwelle auf dem Weg in den Damm sein.


In Hochlandpark und Doradopark fingen die Einwohner gegen Mittarnacht an, entweder eine Unterkunft für die Nacht zu suchen oder machten sich bereits an die ersten Aufräumungsarbeiten, nachdem die Wassermassen der Gammams- und Arebbusch Riviere zurückgegangen waren. Erstaunlich war, dass obwohl in dem am schlimmsten betroffenen Teil Doradoparks die unterirdischen Stromkabel offen lagen, Transformatoren im Wasser standen und die Häuser bis zu einem Meter überflutetet waren, die Elektrizität nicht ausgefallen war. So hatten die zurückgebliebenen Einwohner erste Gelegenheit, sich ein Bild von den Schäden zu machen. Mehrere Fahrzeuge waren aus den Straßen fortgespült worden, tiefe Gräben lagen zwischen den Häusern, Fundamente waren aufgespült, Gartenzäune und Mauern existierten nicht mehr und fremde Haushaltsgeräte lagen auf dem Hof oder der Straße. Am nächsten Tag, als es hell wurde, war das ganze Ausmaß der Schäden und Verwüstung zu erkennen. Hinzu kam, dass sich hunderte Schaulustige in diesen Stadtteil begaben, den Verkehr behinderten und Aufräumungsarbeiten störten. Einige Kriminelle wollten die Not der Menschen nutzen und von dem wenigen verbliebenen Hab und Gut entwenden. Polizisten wurden daher am Samstagvormittag bei den Häusern stationiert.


Das Michaelis Rivier riss Freitagnacht große Teile des Steilufers bei Ehafo und Namibia Dairies mit sich und das Klein Windhoek Rivier füllte den Avis-Damm. Erstmals öffneten sich die neuen Schleusen des Avis-Damms. Das Klein Windhoek Rivier schnitt einen Teil der Einwohner in Avis, darunter Gesundheitsministerin Liberthine Amathila bis zum Samstagmorgen von der Innenstadt ab, da die einzige Zufahrtsstraße von den Wassermassen und angeschwemmtem Geröll, Sand und Bäumen blockiert war. In Hochlandpark wurde ein Gebäude des Kindergartens Weavers Nest teilweise vom Gammams Rivier mitgerissen sowie die Einzäunung und Spielgeräte.


Freitagnachmittag und -nacht wurden in Olympia 132 Millimeter Regen gemessen, in Klein Windhoek 54 mm, Suiderhof 80 mm, Doradopark 36 mm, in Kleine Kuppe 108 mm, Katutura 36 mm, Brakwater 19 mm und beim Windhoek Wetteramt 53 mm. Es wird vermutet, dass die Flut am vergangenen Freitag der von 1934 gleichkommt oder den Wasserstand des Klein Windhoek Riviers den von vor 70 Jahren überboten hat. Von offizieller Seite konnte dies noch nicht bestätigt oder dementiert werden.

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Allgemeine Zeitung 2024-11-08

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