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Namibia entkommt der Krise nicht

Südafrikas Unsicherheit gefährdet auch Namibias Kreditwürdigkeit
Clemens von Alten
Von Clemens von Alten und Stefan Fischer, Windhoek

Am Freitag hat die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit Südafrikas auf Ramschniveau herabgestuft. Damit ist sie dem Beispiel der Agentur Standard & Poor’s (S&P) gefolgt, die als erste auf die Kabinettsumbildung inklusive Rausschmiss von Finanzminister Pravin Gordhan durch Präsident Jacob Zuma in den Nacht vom 30. Zum 31. März reagiert hatte (AZ berichtete).

„Der Rand hat in diesem Zeitraum gegenüber dem US-Dollar über zehn Prozent an Wert verloren“, erklärte Capricorns Investmentchef Floris Bergh schriftlich. Allein in der genannten Nacht habe die südafrikanische Währung einen Rückgang von fünf Prozent erlebt.

„Namibia wird nicht automatisch mit Südafrika herabgestuft, doch die Folgen für Zinsen und Wachstum werden auch Namibias Wirtschaftlage beeinträchtigen“, sagte die Forschungsleiterin der Finanzberaterfirma PSG Wealth Management Namibia, Eloise du Plessis, auf AZ-Nachfrage. Ihr zufolge hat die S&P-Entscheidung sofort zu höheren Zinsen auf Südafrikas Schulden geführt. „Namibische Staats- und Unternehmensschulden orientieren sich an Südafrika und somit muss der nördliche Nachbar auch mehr Zinsen auf seine Schulden zahlen“, so du Plessis. Diese zusätzliche Zinslast übe Druck auf das Staatsbudget Namibias aus und erschwere der Regierung, das Defizit wie geplant zu senken, was allerdings ein entscheidender Faktor für die Note der Kreditwürdigkeit sei. „Wir gehen davon aus, dass Namibia höchstwahrscheinlich ebenfalls herabgestuft wird“, so du Plessis.

Laut der führenden PSG-Mitarbeiterin nagt das südafrikanische Fiasko an den positiven Signalen, die der jüngst von Namibias Finanzminister Calle Schlettwein vorgestellte Haushaltsentwurf gesendet hatte: „All die genannten Zahlen des aktuellen Staatsetats zu Defizit, Einkommensprognosen und Schulden, die so positiv geklungen haben, müssen nun überarbeitet werden, um festzustellen, ob der Plan noch realistisch ist.“ Hinzu komme eine extrem verlangsamte namibische Konjunktur; vergangene Woche teilte das Statistikamt (Namibia Statistics Agency, NSA) mit, dass Namibias Wirtschaft 2016 nur um 0,2 Prozent gewachsen - so wenig wie zuletzt im Jahr 2009 nach der Weltwirtschaftskrise (AZ berichtete). „Höhere Zinsen in Südafrika und Namibia werden das Wirtschaftswachstum bremsen und führen zu geringere Einnahmen aus der Zollunion SACU, auf die Namibias Staatsbudget allerdings stark angewiesen ist“, so du Plessis.

„Andere Ratingagenturen werden wohl dem Beispiel von Standard & Poor’s folgen und Südafrika herabstufen. S&P war allerdings das Schwergewicht und es ist schwer zu sagen, wie sich die Dinge entwickeln werden“, so Floris Bergh von Capricorn. Auch Fitch hat inzwischen eine Entscheidng getroffen. Indes hat die Agentur Moody’s angekündigt, Südafrika erst nach einer Prüfung zu bewerten, die zwischen 30 und 90 Tage dauern könne, berichtete das südafrikanische Medienhaus ENCA.

Finanzminister Schlettwein hat am vergangenen Donnerstag in der Nationalversammlung versichert, dass die Abwertung von Südafrikas Kreditwürdigkeit zwar nicht automatisch einen Einbruch dieses Rankings für Namibia bedeute. Allerdings seien die Folgen hierzulande durch die schwächere Währung Rand (und damit Namibia-Dollar), höhere Kosten bei der Aufnahme von Bonds (dominiert in Fremdwährung), höhere Inflation und sinkende Binnennachfrage zu spüren. Indes befürchtet der Ökonom Rowland Brown von Cirrus Capital, dass die Herabstufung Namibias nur noch eine Frage der Zeit sei.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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