Namibia fordert "richtige Impulse" von EU
AZ: Was waren die Höhepunkte und wichtigsten Erkenntnisse Ihrer 3,5-jährigen Tätigkeit in Berlin?
H.Rumpf: Der Staatsbesuch von Präsident Pohamba in Deutschland im November/Dezember 2005 war ein wichtiges Ereignis, welches die guten Beziehungen zwischen unseren Ländern weiter gefestigt hat. Gerne erinnere ich mich an das Staatsbankett, als Präsident Pohamba in seiner Rede auf die Beziehung einging und u.a. darauf verwies, dass Deutsch eine der "Stammessprachen" in Namibia sei.
Bei allem Humor, der unterschwellig in dieser Aussage enthalten ist, ist die essentielle Substanz dieser Aussage von sehr großer Bedeutung, da sie deutlich macht, dass deutschsprachige Namibier und Deutsch als Sprache keine Fremdkörper in Namibia sind, sondern ein integraler Bestandteil des Landes und des Volkes sind.
Der Staatsbesuch kann nicht positiv genug bewertet werden - Präsident Pohamba hat mit seiner deutlichen Sprache, Humor und dem Vermögen, seine Hand auszustrecken, einen positiven Eindruck hinterlassen und neue Freunde für unser Land gewonnen. Der Besuch von Berlins Regierendem Bürgermeister owereit vor wenigen Wochen resultierte auch aus diesem Besuch und ist ein weiterer Indikator unserer guten Beziehungen.
AZ: Welche Themen haben Ihre Zeit noch bestimmt?
H.Rumpf: Die Landreform ist hier sehr hochgekocht worden, gerade auf medialer Ebene. Doch politische Vorgänge und die Darstellung in den Medien gehen nicht immer konform. Die beschriebenen Schreckgespenster sind jedenfalls nicht eingetreten.
Vielmehr ist es gelungen, in Deutschland parteiübergreifend ein vernünftiges Verständnis für die Landreform in Namibia zu entwickeln.
AZ: Was war darüber hinaus wichtig?
H.Rumpf: Da gab es natürlich das Jahr 2004, als dem Herero-Aufstand vor 100 Jahren gedacht wurde. Das politische Interesse an diesem Thema war und ist in Deutschland sehr ausgeprägt. Ich will nur an den Besuch von Ministerin Wieczorek-Zeul in Namibia sowie die Gedenkausstellung in Köln und Berlin erinnern. Inzwischen ist auch die namibischdeutsche Versöhnungsinitiative auf einem guten Weg.
Und schließlich will ich das Volumen der Entwicklungskooperation ansprechen, das sich innerhalb von vier Jahren verdoppelt. Dies alles sind Indikatoren die zeigen, wie gefestigt das bilaterale Verhältnis ist - und zwar unabhängig davon, wer in Deutschland in der Regierungsverantwortung ist. Auch die Ehre, die mir zuteil wurde, als Bundespräsident Horst Köhler mir während meiner Verabschiedung im Juli das Große Verdienstkreuz verliehen hat, ist ein Ausdruck des engen Verhältnisses beider Länder.
AZ: Wie unterscheidet sich Ihre Arbeit in Berlin von der in Brüssel?
H.Rumpf: Während meine Arbeit in Berlin von bilateralen Aspekten geprägt war, befasse ich mich jetzt als Botschafter für die EU mit multilateralen Themen. Hier agiert Namibia als AKP-Staat (Afrika/Karibik/ Pazifik, die Red.) im Verbund der subregionalen SADCEPA-Gruppe, zu der noch Angola, Botswana, Lesotho, Mosambik, Südafrika, Swasiland und Tansania gehören. Klarist: Die EU ist und bleibt der wichtigste multilaterale Partner für Namibia.
AZ: Welche Herausforderungen sehen in Ihrer Arbeit?
H.Rumpf: Wir erwarten, dass die positiven politischen Aussagen der EU auch von der EU-Kommission angenommen und umgesetzt werden. Da gibt es noch einige Diskrepanzen. Denn der Notwendigkeit zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in den AKP-Staaten wird man nur dann gerecht, wenn zum Beispiel bei Handel und Marktzugang die richtigen Impulse gesetzt werden, um die Wirtschaft wachsen zu lassen.
AZ: Bitte erläutern Sie das genauer.
H.Rumpf: Es ist zum Beispiel nicht gesund, wenn der Marktzugang zu Europa begrenzt ist sowie subventionierte Produkte aus Europa in den afrikanischen Markt gedrückt werden und die dort ansässigen Hersteller kaputt machen. Diese "Powerpolitik" funktioniert nicht. Wir brauchen vielmehr eine faire Basis im Wirtschafts- und Handelsbereich.
Deshalb müssen wir aus unserer schwachen Position heraus darüber sprechen, dass unsere Produzenten bessere Chancen auf dem europäischen Markt haben. Das heißt im Detail, dass der Absatz gesteigert werden muss.
AZ: Wie wollen Sie das erreichen?
H.Rumpf: Ich erwarte, dass im Januar 2007 die nächsten Gespräche über die Zusammenarbeit beginnen und bin optimistisch, dass sich die EU im Rahmen dieser Verhandlungen fair verhält. Aber wirwerden die politischen Wortführer bei ihrem Wort nehmen müssen. Insofern verspreche ich mir sehr viel von der EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands im kommenden Jahr, denn Deutschland verfügt über den Willen und die Kompetenz, diese Dinge in Einklang zu bringen.
AZ: Wann werden Sie wieder nach Namibia kommen?
H.Rumpf: Ich werde hoffentlich wieder im Februar 2007 in Windhoek sein. Zunächst wünsche ich dem Team und den Lesern der AZ aber einen guten Rutsch ins neue Jahr - der hoffentlich von viel Regen begleitet wird.
AZ: Danke für das Gespräch.
H.Rumpf: Der Staatsbesuch von Präsident Pohamba in Deutschland im November/Dezember 2005 war ein wichtiges Ereignis, welches die guten Beziehungen zwischen unseren Ländern weiter gefestigt hat. Gerne erinnere ich mich an das Staatsbankett, als Präsident Pohamba in seiner Rede auf die Beziehung einging und u.a. darauf verwies, dass Deutsch eine der "Stammessprachen" in Namibia sei.
Bei allem Humor, der unterschwellig in dieser Aussage enthalten ist, ist die essentielle Substanz dieser Aussage von sehr großer Bedeutung, da sie deutlich macht, dass deutschsprachige Namibier und Deutsch als Sprache keine Fremdkörper in Namibia sind, sondern ein integraler Bestandteil des Landes und des Volkes sind.
Der Staatsbesuch kann nicht positiv genug bewertet werden - Präsident Pohamba hat mit seiner deutlichen Sprache, Humor und dem Vermögen, seine Hand auszustrecken, einen positiven Eindruck hinterlassen und neue Freunde für unser Land gewonnen. Der Besuch von Berlins Regierendem Bürgermeister owereit vor wenigen Wochen resultierte auch aus diesem Besuch und ist ein weiterer Indikator unserer guten Beziehungen.
AZ: Welche Themen haben Ihre Zeit noch bestimmt?
H.Rumpf: Die Landreform ist hier sehr hochgekocht worden, gerade auf medialer Ebene. Doch politische Vorgänge und die Darstellung in den Medien gehen nicht immer konform. Die beschriebenen Schreckgespenster sind jedenfalls nicht eingetreten.
Vielmehr ist es gelungen, in Deutschland parteiübergreifend ein vernünftiges Verständnis für die Landreform in Namibia zu entwickeln.
AZ: Was war darüber hinaus wichtig?
H.Rumpf: Da gab es natürlich das Jahr 2004, als dem Herero-Aufstand vor 100 Jahren gedacht wurde. Das politische Interesse an diesem Thema war und ist in Deutschland sehr ausgeprägt. Ich will nur an den Besuch von Ministerin Wieczorek-Zeul in Namibia sowie die Gedenkausstellung in Köln und Berlin erinnern. Inzwischen ist auch die namibischdeutsche Versöhnungsinitiative auf einem guten Weg.
Und schließlich will ich das Volumen der Entwicklungskooperation ansprechen, das sich innerhalb von vier Jahren verdoppelt. Dies alles sind Indikatoren die zeigen, wie gefestigt das bilaterale Verhältnis ist - und zwar unabhängig davon, wer in Deutschland in der Regierungsverantwortung ist. Auch die Ehre, die mir zuteil wurde, als Bundespräsident Horst Köhler mir während meiner Verabschiedung im Juli das Große Verdienstkreuz verliehen hat, ist ein Ausdruck des engen Verhältnisses beider Länder.
AZ: Wie unterscheidet sich Ihre Arbeit in Berlin von der in Brüssel?
H.Rumpf: Während meine Arbeit in Berlin von bilateralen Aspekten geprägt war, befasse ich mich jetzt als Botschafter für die EU mit multilateralen Themen. Hier agiert Namibia als AKP-Staat (Afrika/Karibik/ Pazifik, die Red.) im Verbund der subregionalen SADCEPA-Gruppe, zu der noch Angola, Botswana, Lesotho, Mosambik, Südafrika, Swasiland und Tansania gehören. Klarist: Die EU ist und bleibt der wichtigste multilaterale Partner für Namibia.
AZ: Welche Herausforderungen sehen in Ihrer Arbeit?
H.Rumpf: Wir erwarten, dass die positiven politischen Aussagen der EU auch von der EU-Kommission angenommen und umgesetzt werden. Da gibt es noch einige Diskrepanzen. Denn der Notwendigkeit zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in den AKP-Staaten wird man nur dann gerecht, wenn zum Beispiel bei Handel und Marktzugang die richtigen Impulse gesetzt werden, um die Wirtschaft wachsen zu lassen.
AZ: Bitte erläutern Sie das genauer.
H.Rumpf: Es ist zum Beispiel nicht gesund, wenn der Marktzugang zu Europa begrenzt ist sowie subventionierte Produkte aus Europa in den afrikanischen Markt gedrückt werden und die dort ansässigen Hersteller kaputt machen. Diese "Powerpolitik" funktioniert nicht. Wir brauchen vielmehr eine faire Basis im Wirtschafts- und Handelsbereich.
Deshalb müssen wir aus unserer schwachen Position heraus darüber sprechen, dass unsere Produzenten bessere Chancen auf dem europäischen Markt haben. Das heißt im Detail, dass der Absatz gesteigert werden muss.
AZ: Wie wollen Sie das erreichen?
H.Rumpf: Ich erwarte, dass im Januar 2007 die nächsten Gespräche über die Zusammenarbeit beginnen und bin optimistisch, dass sich die EU im Rahmen dieser Verhandlungen fair verhält. Aber wirwerden die politischen Wortführer bei ihrem Wort nehmen müssen. Insofern verspreche ich mir sehr viel von der EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands im kommenden Jahr, denn Deutschland verfügt über den Willen und die Kompetenz, diese Dinge in Einklang zu bringen.
AZ: Wann werden Sie wieder nach Namibia kommen?
H.Rumpf: Ich werde hoffentlich wieder im Februar 2007 in Windhoek sein. Zunächst wünsche ich dem Team und den Lesern der AZ aber einen guten Rutsch ins neue Jahr - der hoffentlich von viel Regen begleitet wird.
AZ: Danke für das Gespräch.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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