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Namibia gedenkt den Opfern

Namibia gedachte gestern dem Beginn des Herero-Aufstands gegen die deutsche Kolonialherrschaft vor 100 Jahren. Zum ausdrücklichen Bedauern der traditionellen Herero-Führung fanden die Feierlichkeiten in Okahandja ohne Präsident Sam Nujoma oder andere Regierungsvertreter statt.

Windhoek - Die Gedenkveranstaltungen in Okahandja wurden durch den Deutschen Botschafter Dr. Wolfgang Massing begonnen, der am Grab von Samuael Maharero einen Kranz niederlegte. Botschafter Massing, der offizielle Vertreter der deutschen Regierung, bedankte sich später auf dem Kommandoplatz für die Einladung und sagte: "Es ist eine große Ehre für mich, zu den Gedenkfeiern des Jahres 1904 eingeladen zu werden. Ich bin persönlich sehr berührt von dieser Geste der Freundschaft."


Massing gab unumwunden zu, dass das Vorgehen des Generals von Trotha selbst nach den Maßgaben der Kolonialherrschaft brutal und inhuman war. Gleichzeitig habe es selbst in dieser Zeit noch Menschlichkeit gegeben. "Bei unserem Gedenken an die tragischen Ereignisse dieser Zeit dürfen wir nicht vergessen, dass es auch in Deutschland erheblichen Widerstand gegen die unmoralischen und sinnlosen Massentötungen gegen das Volk der Hereros gab. Wir Gedenken deshalb heute auch den Menschen der Rheinischen Mission, der deutschen Sozialdemokratischen Partei unter August Bebel und Theodor von Leutwein, dem Vorgänger von General Lothar von Trotha. Sie wandten sich scharf gegen die Greueltaten des Generals von Trotha, die schließlich im so genannten "Vernichtungsbefehl" vom 2. Oktober 1904 gipfelten."


Massing betonte das Bemühen der deutschen Regierung, die Untaten dieser Zeit in einem offenen und konstruktiven Dialog aufzuarbeiten und keines der Ereignisse zu verharmlosen oder gar abzustreiten.


Herero-Oberhäuptling Kuaima Riruako nahm in seiner Rede den Freundschaftsgedanken seines Vorredners Massing auf und unterstrich, dieser Aspekt solle für immer die Gegenwart und Zukunft in den Beziehungen beider Kulturen bestimmen. Und gerade deshalb fordere Riruako die Bundesregierung auf, den Genozid an den Herero einzugestehen und damit Reparationszahlungen möglich zu machen, um vergangene Wunden zu heilen.


Heilung und Versöhnung, so Riruako, erfordere aber auch ein besseres Verstandnis der gemeinsamen Geschichte auf Seiten der heutigen Bevölkerungsmehrheit in Namibia, die zudem die Regierung stelle.


"Obwohl wir traumatisiert in unsere Vergangenheit zurückschauen, leben die Hereros heute mit Stolz in der Gegenwart. Denn als die Geschichte uns rief, das Land unserer Mütter und Väter zu verteidigen, haben wir nicht gewankt, auch nicht angesichts des höchsten Preises, den Historiker heute als nationalen Selbstmord bezeichnen. Wir waren bereit, diesen Preis zu bezahlen. Ein Preis, den kein Stamm Namibias jemals zahlen musste."


Die Hereros seien genauso Teil der namibischen Geschichte und des Freiheitskampfes wie andere Stämme nach ihnen. Er warne deshalb alle, die sonst gerne von "Einigkeit in Verschiedenheit" sprechen und gleichzeitig versuchen, den Beitrag der Hereros zur Unabhängigkeit des Landes herunterzuspielen. Riruako zeigte sich in diesem Zusammenhang "außerordentlich" enttäuscht über die Tatsache, dass weder Präsident Nujoma noch ein anderes Regierungsmitglied diesem Gedenktag der Herero beiwohne.


Das Fernbleiben von Präsident Nujoma kommentierte Riruako sehr diplomatisch mit den Worten: "Ich weiß natürlich nicht, was für ein Zeichen uns hier zugesendet werden soll, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass es ein Zeichen ist, welches wir nicht vergessen werden".

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-24

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