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Namibia guckt mit anderen Augen

"The Flight of the Phoenix" dürfte in den Kinos von Swakopmund, Walvis Bay und Windhoek der neue Kassenschlager werden. Nicht, weil der Film auch nur annähernd gut ist, sondern weil es die erste Hollywoodproduktion ist, die komplett hier im Lande gedreht wurde. Und da können wir Namibier ja nicht anders, als patriotisch werden.

Zuerst einmal war's ja überhaupt schon aufregend, dass man beim Strandspaziergang in Swakopmund so eben mal Hollywoodstar Dennis Quaid begegnen konnte. Und jetzt die Namibwüste in all ihrer Schönheit auf der Kinoleinwand. Wenn dann der Abspann läuft, bleibt man auch noch gerne sitzen um nach bekannten Namen unter der 150 Mann starken einheimischen Crew zu suchen. Ist schon irgendwie 'n Ding, und Produktionsmanager Guy Nockels von Namib Films ist zu recht stolz wie Oskar.

Bloß: John Moore's Remake von dem 1965er Abenteuerfilm "The Flight of the Phoenix" ist nicht gerade ein cineastisches Meisterwerk. Dabei hätte die Handlung eigentlich viel hergeben können: Eine Gruppe von Arbeitern und Managern einer Ölfirma stürzt nach einem Sandsturm mit ihrem Flugzeug mitten in der Wüste ab. Dann beginnt das typische Überlebensszenario: Streit um das kostbare Wasser, Machtkämpfe in der Gruppe, der störrische Querläufer, der zu Fuß nach Rettung sucht und sich natürlich in der Wüste verirrt, gefolgt von diesen obligatorischen Momenten, an denen alle ausrasten. Der ebenfalls in der Namib gedrehte Dogma-Film "The King is Alive" (2000) hat ein cleveres Psychodrama aus einem ähnlichen Szenario entwickelt. "The Flight of the Phoenix" aber bleibt oberflächlich und ziemlich vorhersehbar.

Die wohl größte Enttäuschung ist Dennis Quaid in seiner Rolle als der Pilot Frank Towns. Anfangs der arrogante Macho, der durch seine Dickköpfigkeit den Absturz des Flugzeuges verursacht, soll Towns sich wohl später in der Handlung zur Sympathiefigur entwickeln. Man will aber einfach nicht den Spruch aus dem Kopf kriegen, den Quaid mal im Interview mit der AZ losgelassen hat: "Ach, das Schauspielen ist ein einfacher Job, man muss nur morgens ein paar Sätze auswendig lernen."

Genauso geflissentlich wie Quaid hat wohl Miranda Otto ihre Hausaufgaben gemacht. Und so wie sie in der Rolle von Kelly, der einzigen Frau unter den Gestrandeten, schaffen es auch alle anderen Darsteller, nach zig Sandstürmen und wochenlangem schweißtreibenden Aufenthalt in der Wüste frisch und lecker auszusehen. Die Haare staubfrei, die Haut kein bisschen sonnenverbrannt. Wenigstens haben Drehbuchautor Scott Frank und Regisseur Moore dem Kinopublikum die Liebesgeschichte zwischen Otto und Quaid erspart, die man eigentlich von der ersten Minute an wittert.

Wer den Film dennoch ein Stück weit rettet ist Giovanni Ribisi. Er spielt den mysteriösen Weltenbummler Elliott, der aus dem Wrack des alten Flugzeuges ein neues bauen will. Ribisi ist der einzige Charakter mit Überraschungen in diesem vorhersehbaren Plot. Mit seinem wasserstoffblonden Schopf und dem süßen Lächeln hat der kleine Mann etwas von einem kindlichen Genie, gibt seiner Rolle aber auch die Verrücktheit und Gefährlichkeit eines intellektuellen Hochfliegers.

Über die Filmmusik lässt sich praktisch gar nichts Gutes sagen. Sie macht den Eindruck, als hätte jemand mal eben einen Nachmittag lang seine private Country-, Disco-, und Rock-Musikbibliothek nach ein paar abgegriffenen Stücken durchforstet.

Warum man sich den Film trotzdem anschauen muss: Es gibt wunderbare Momente unfreiwilliger Komik, und die kann wahrscheinlich nur ein Namibia-Kenner würdigen. Dass die Schauplätze abrupt von roten Dünen zu Geröllflächen am Rössingberg und dann zu den Schluchten im Kuisebcanyon wechseln, wird dem Weltpublikum natürlich nicht weiter komisch vorkommen. Wer weiß denn schon wie die Gobi-Wüste von Mongolien, dem fiktiven Schauplatz von "Flight of the Phoenix", ausschaut. Aber wenn ein Mann im weichen Dünensand über einen Stein stolpert, den es dort gar nicht geben dürfte, einen kleinen Dünenkessel hinunterrutscht, daraufhin die Orientierung verliert und am nächsten Morgen als starre Leiche aus dem Sand guckt, dann sind vielleicht auch Wüsten-Unkundige ein wenig irritiert.

Die Swakopmunder aber witzeln nur: "Die hätten doch nur über drei Dünen klettern müssen, bis zur Highway laufen und dann in die nächste Swakopmunder Kneipe hitchhiken."

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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