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Namibia ist wichtig für BRD

Neue Entwicklungen im Goethe-Institut könnten positive Auswirkungen auf die Kulturarbeit der Bundesrepublik in Namibia haben. Dies wurde bei einem Besuch des Regionalleiters der Goethe-Institute Afrika, Dr. Bernd Pirrung, in der vergangenen Woche deutlich. Pirrung steht seit Dezember dem Goethe-Institut Johannesburg vor, das seitdem die Zentrale sämtlicher Goethe-Institute für die Region Schwarzafrika ist. Irmgard Schreiber unterhielt sich mit Dr. Pirrung über die Zukunft der Namibisch-Deutschen Stiftung für kulturelle Zusammenarbeit (NaDS), die als "Goethezentrum Windhoek" seit einem Jahr dem Goethe-Institut angeschlossen ist.

AZ: Der Regionalauftrag des Goethe-Institutes für die Region Schwarzafrika wurde im Dezember von Abidjan (Elfenbeinküste) nach Johannesburg (Südafrika) verlegt. Was ist der Grund für diese Verschiebung?


Pirrung: Nachdem wir ja über Jahrzehnte überhaupt nicht im südlichen Afrika vertreten waren, soll jetzt ein Zeichen gesetzt werden: Der Süden dieses Kontinentes ist für die Bundesrepublik gerade in kultureller Hinsicht wichtig. Besonders Namibia ist für die deutsche Kultur ein spannendes Feld. Deshalb hat man, obwohl Johannesburg wirklich alles andere als zentral liegt, beschlossen, diese Stadt als Zentrum für den Regionalauftrag Schwarzafrika festzulegen.


AZ: In welcher Hinsicht können NaDS und Goethezentrum Windhoek von dieser Entwicklung profitieren?


Pirrung: Ich möchte, dass die Zusammenarbeit zwischen Johannesburg und Windhoek verstärkt wird, dass wir mehr Dinge gemeinsam tun.


AZ: Gibt es schon ganz konkrete Projekte?


Pirrung: Ich muss vorwegschicken: Prinzipiell leidet das Goethe-Institut unter Geldschwierigkeiten. Wir mussten ganz erheblich kürzen. Wir haben statt 146 Instituten im Ausland nur noch 128. Wir müssen immer wieder überlegen, wie wir am ökonomischsten und effektivsten mit den Ressourcen umgehen. Deshalb kann ich im Moment keine großen Versprechungen machen. Aber wir werden zum Beispiel dafür sorgen, dass die Bibliothek, die für die Lehrer der NaDS und für die deutschen Lehrer im Lande zur Verfügung steht, neu ausgestattet wird. Wir werden dafür sorgen, dass die Fortbildung der Lehrer am Goethezentrum in Zusammenarbeit mit unserer Zentrale in Johannesburg betrieben und verstärkt wird. Wir wollen schlicht und einfach mehr nach Gemeinsamkeiten suchen, die wir hier und in Südafrika parallel oder miteinander betreiben können.


AZ: Das Goethe-Institut soll in Kürze eine neue Präsidentin bekommen. Wer ist sie und wird sich dadurch die Politik des Goethe-Institutes insgesamt und auch für Afrika ändern?


Pirrung: Die neue Präsidentin ist jemand, auf den wir sehr stolz sind, nämlich Frau Jutta Limbach. Sie ist derzeit Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts. Sie soll Ende des Quartals in Pension gehen und dann Präsidentin des Goethe-Institutes werden. Das ist für uns deshalb ganz wichtig, weil die Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts dritthöchste Persönlichkeit in der Bundesrepublik ist. Sie kommt direkt nach dem Bundespräsidenten und dem Bundestagspräsidenten, aber noch vor dem Kanzler. Das ist für eine Institution, die im Inland in Deutschland nicht so furchtbar bekannt ist - das Goethe-Institut ist ja im Wesentlichen im Ausland tätig - entscheidend, dass an dieser Position jemand sitzt, der in der Bundesrepublik das richtige Ansehen und den Ruf hat und damit eben in der Politik mehr Aufmerksamkeit auf die Kulturarbeit im Ausland lenken kann. Deutschland hat einen riesigen Vorteil, der aber auch ein bisschen ein Nachteil ist: dass es nämlich Ende des ersten Weltkrieges alle Kolonien hat abgeben müssen. Das hat zur Folge, dass wir in dem nicht sehr guten Ruf eines ehemaligen Kolonialherren stehen. Auf der anderen Seite ist dadurch das Interesse in Deutschland für Übersee geringer als etwa in England oder Frankreich. Um so wichtiger ist es, Repräsentanten zu haben, die immer wieder deutlich machen, wie wichtig - auch in wirtschaftlicher Hinsicht - die kulturelle Darstellung Deutschlands und die Verbreitung der deutschen Sprache im Ausland sind.


AZ: Danke für das Gespräch. Gibt es noch etwas, das Sie dem hinzufügen möchten?


Pirrung: Ich muss sagen, dass ich es vorbildlich finde, wie hier in Namibia zwei europäische Länder, nämlich England und Deutschland, gemeinsam versuchen, kulturell aktiv zu sein. Das gibts auf der Welt bislang noch nicht, und gerade dies führt auch zu noch größerem Interesse von unserer Seite aus an Windhoek. Wir wollen, dass das klappt. Ich denke auch, man sollte loben, was für erstaunliche Arbeit hier unter Dr. Stephan Mühr geleistet wird und welch ein beachtliches Engagement aller Mitarbeiter unter seiner Leitung zu verzeichnen ist.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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