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Namibia kommt unter die Lupe

Namibia wird auf der internationalen Aids-Konferenz, die gestern in Bangkok begonnen hat, unrühmliche Prominenz erhalten. Gießener Soziologen stellen dort eine Langzeitstudie über die sozialen Folgen von Aids in Namibia und Botswana vor. Ihr Fazit ist enttäuschend.

Windhoek - "Im Bereich der Prävention kann leider in kaum einem afrikanischen Staat von einer Eindämmung, geschweige denn von einem Sieg über die Seuche die Rede sein", heißt es in einer Vorabmeldung der Universität Gießen. Seit Anfang 2000 arbeitet eine Forschergruppe am Institut für Soziologie der Universität zu Aids im südlichen Afrika. Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projektes "Soziale Folgen von Aids im Südlichen Afrika (Namibia, Botswana)" hat sich die Arbeitsgruppe in den vergangenen vier Jahren intensiv mit den Auswirkungen der Epidemie auf Familien und soziale Strukturen befasst. Die Forschergruppe werde in Bangkok neben Gründen für ein weitgehendes Scheitern der Präventionskampagnen aber auch Schlüsselfaktoren für erfolgreichere Präventionsbemühungen vorstellen, die auf Grund der Untersuchungen identifiziert werden konnten.

Etwa 15000 Wissenschaftler, Politiker und Gesundheitsspezialisten werden zur Internationalen Aids-Konferenz vom 11. bis 16. Juli 2004 erwartet. Damit wird die nunmehr 15. Konferenz von der Internationalen Aids-Society, dem Aids-Programm der Vereinten Nationen und anderen Partnern der globalen Aids-Aktivisten organisierten Zusammentreffens voraussichtlich die größte ihrer Art sein. Die Wissenschaftler werden in insgesamt fünf Sektionen über die neuesten Forschungsergebnisse zu HIV und Aids debattieren.

Rund 4,8 Millionen Menschen haben sich weltweit im Jahr 2003 mit dem Aidserreger HIV angesteckt - so viele wie in keinem Jahr zuvor. Die Zahl der Infizierten sei damit auf rund 38 Millionen gestiegen, berichtete das Aidsbekämpfungsprogramm der Vereinten Nationen (UNAIDS) vorab. 2003 sind demnach rund 2,9 Millionen Menschen an der Immunschwäche gestorben, darunter etwa 500000 Kinder jünger als 15 Jahre. Seit seiner Entdeckung 1981 habe Aids weit mehr als 20 Millionen Menschen getötet.

Aids sei ein neuer Typ eines "globalen Notfalls" und eine Bedrohung der Entwicklung des Menschen, schreibt UN-Generalsekretär Kofi Annan zu dem Bericht. Höchst alarmierend sei der Ausbruch neuer, schnell wachsender Aidsepidemien in Osteuropa und Asien. Annan warnte gestern vor Ministern der asiatisch-pazifischen Region vor ähnlich dramatischen Folgen wie in Afrika, sollte die Krankheit nicht eingedämmt werden können. "Mehr als acht Millionen Menschen in Ihrer Region leben nun mit HIV/Aids und die Zahl der Infektionen steigt schnell", sagte der UN-Generalsekretär vor den Ministern. In einigen Gegenden kämpfe man schon seit mehr als einem Jahrzehnt gegen die tödliche Immunschwäche. "Aber sie hat bereits fast jeden Winkel erreicht."

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-25

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