Namibias Handball auf der Spur
Die Blütezeit war Anfang der 1990er Jahre, heute spielt Handball kaum noch eine Rolle
Von Ruwen Möller
Windhoek
Der oberste Funktionär im Welthandball stammt aus Afrika, genauer gesagt aus Ägypten. Hassan Moustafa ist in Kairo geboren. In seinem Heimatland findet im Jahr 2021 die Weltmeisterschaft der Herren statt. Zum zweiten Mal nach 1999 und nach Tunesien 2005 zum dritten Mal auf dem afrikanischen Kontinent.
Was kaum jemand weiß, in Tunesiens Hauptstadt ist Ulrik Wilbek geboren. Der Däne, einer der erfolgreichsten Handballtrainer weltweit der vergangenen zwei Jahrezehnte, lebte drei Jahre in Tunis. Etwa eine Autostunde südöstlich liegt Grombalia, der Heimatort von Wael Jallouz. „Willy” spielt beim FC Barcelona und ist aktuell ohne Zweifel der beste und bekannteste Handballer aus Afrika. Bei der bevorstehenden WM im Januar in Frankreich tritt er mit seinem Heimatland, mit neun Titeln Afrikas Rekordmeister, an und trifft in der Vorrunden-Gruppe B u.a. auch Angola. Der amtierende Afrika-Champion Ägypten ist ebenfalls dabei.
Was sagt einem all das? Wenn Handball in Afrika, dann fast nur im Norden, zumindest bei den Männern. Seit dem ersten Afrika-Cup 1974 gab es noch nie einen anderen Sieger als Algerien, Ägypten oder Tunesien. Mit Kamerun (1974), der Elfenbeinküste (1981) und der Republik Kongo (1983) gab es überhaupt erst drei andere Finalteilnehmer. Scheint bei den Männern der Äquator eine Art handballerische Grenze zu ziehen, sieht es bei den Frauen etwas anders aus. Hier ist Angola seit 1989 die dominierende Nation.
Die Erfolgsgeschichte des namibischen Handballverbandes ist dagegen mehr als übersichtlich, man könnte auch sagen kaum existent. Namibias Handball-Herren qualifizierten 1991 für die Afrika-Meisterschaft in Ägypten, traten am Ende aber aus internen Beweggründen nicht an.
Auf der Homepage des Handball-Weltverbandes, IHF, wird Namibia aktuell mit einem Handballverband und einem Generalsekretär (Sokaria Shakumu) geführt. Zudem ist das Land beim afrikanischen Verband, CAHB, in der Zone 6 gelistet. Wieso bleibt allerdings in beiden Fällen ein Geheimnis, denn laut Namibias Sportkommission gibt es aktuell keinen Handballverband.
Wie auch immer, die Spurensuche ist schwierig. Zuächst stoßen wir auf Helge Denker, ehemaliger Kapitän von Namibias Nationalteam und Vize-Präsident des nationalen Handballverbands, NHF, als es diesen tatsächlich noch gab. Das war in den 1990er Jahren. Denker, der heute u.a. als Journalist und Künstler tätig ist, war seinerzeit Spieler, Trainer und Funktionär in Personalunion.
„Dass ich 1993 im Alter von 24 Jahren Vize-Präsident der NHF, einer der Organisatoren der Commonwealth Club Championships (diese wurden 1993 in Namibia ausgetragen/Anm. d. Red.), sowie Trainer der Männermannschaft Burbridge Glass und gleichzeitig Trainer von mindestens fünf Jugendmannschaften war, deutet auf die Problematik der Zeit hin - es gab genügend enthusiastische Spieler, aber sehr wenige, die sich für die Organisation und Entwicklung engagiert haben“, sagt Denker heute rückblickend.
Die Anfänge
Zu seinen einstigen Mitstreitern gehörten u.a. sein Bruder Kai-Uwe und die Zwillinge Joachim und Wolfgang Palmhert.
„Mitte der 70iger Jahre war Günter Mehrtens als Lehrer an der DHPS (Deutsche Höhere Privatschule/Anm. d. Red.). All jene, die dem Handballsport in Namibia auf die Sprünge halfen, unter anderem die Palmhert-Zwillinge und meine Wenigkeit, wurden durch Mehrtens für den Handball begeistert”, erinnert sich Kai-Uwe Denker an die Anfänge des Handballs in Namibia.
Seit 1980 studierten einige der handballbegeisterten Namibier an der Universität Stellenbosch in Südafrika (SA). Der Simon van der Stel-Sport-Club hatte eine Handball-Mannschaft, die an der südafrikanischen Liga teilnahm. In diesem Verein spielte eine Reihe von Namibiern, darunter auch die Palmhert-Geschwister und Kai-Uwe Denker.
„Für die SA-Games, die während der Zeit des weltweiten Sport-Boykotts gegen Südafrika organisiert wurden, spielte ich seinerzeit als einziger Namibier für die Springbock-Mannschaft Südafrikas”, so Kai-Uwe Denker, der anschließend von 1984 bis 1986 nach Deutschland ging und für den TV Aldekerk und Bayer Uerdingen spielte.
„Nach meiner Rückkehr leistete ich in den Jahren 1987 und 1988 meinen Militärdienst in der SWA Territory Force. Dort traf ich auch die Palmhert-Brüder wieder und wir gründeten den Handballverein SWA Military School, der drei Mannschaften für den Ligabetrieb stellte, den ich noch im Jahre 1986 nach meiner Rückkehr eingeleitet hatte”, so Denker.
An dem damaligen Ligabetrieb mit 1. und 2. Liga nahmen zunächst noch die Mannschaften DHPS I und II sowie Concordia College unter Leitung von Mannfred Goldbeck (heute Gondwana) mit zwei Mannschaften, Yellows HC, Globetrotter HC, Keikanachab HC (Mariental) teil.
In den Jahren 1989 und 1999 nahm auch eine Mannschaft der UNTAG (United Nations Transitional Assistance Group) am Spielbetrieb teil. Es handelte sich bei den Spielern überwiegend um dänische UNO-Soldaten.
In den ersten Jahren gewann die erste Mannschaft der SWA Miltary School stets die Landesmeisterschaft und vertrat Namibia bei einem Vergleich mit dem südafrikanischen Meister in Johannesburg. Dabei hatten die Süadfrikaner jedoch stets die Oberhand.
Qualität gewonnen
Nach Beendigung des Militärdienstes gründeten einige Spieler der Military School, darunter die Palmhert-Brüder, Frank Wittneben und Diethelm Metzger den Windhoek Handball Club. Kai-Uwe Denker hingegen schloss sich als Spielertrainer der Mannschaft des Concordia College an, wo er u.a. mit Frank Krystofiak (OSC Rheinhausen) gemeinsam auflief. Neben dem ehemaligen Bundesliga-Spieler hatten sich weitere erfahrene Handballspieler in Windhoek eingefunden, darunter Andeas Paetzold und Joachim Schlapmann (Windhoek HC) sowie ein rumänischer Torwart, Victor Varcas, die das Team der Yellows verstärkten. Ausserdem wuchsen an der DHPS einige hoffnungsvolle Spieler heran, sodass die Liga an Qualität gewann.
„Durch meine berufliche Tätigkeit war es mir kaum noch möglich, regelmäßig am Training teilzunehmen und ich wechselte zu der Mannschaft Burbridge Glass, in der auch eines der größten Nachwuchstalente der DHPS, Heiko Mierse, spielte”, sagt Denker, der als Berufsjäger tätig war. Während Denker und die Palmhert-Zwillinge ihr Handball-Engagement in den Jahren 1992 und 93 einstellen mussten, wechselte Mierse für eine Zeit lang nach Deutschland.
„Es fanden zu dieser Zeit einige Länderspiele gegen Südafrika statt, die wir stets verloren. Im Zuge der Unabhängigkeitsfeiern kam es zu zwei Länderspielen gegen Kenia (eins gewonnen eins verloren). Zu diesem Anlass weilte auch ein hoher Abgeordneter des Internationalen Handballverbandes, Johannsson, in Namibia”, erinnert sich Denker an eine positive, hoffnungsvolle Zeit, in der die Welt plötzlich offen war und alles möglich schien – auch im Handball. Innerhalb kürzester Zeit wurde viel Positives aufgebaut.
So fanden 1993 beispielsweise die Commonwealth Club Championships in Windhoek statt. Denker nahm an diesem internationalen Klub-Turnier mit dem Windhoek Handball Klub teil und erreichte das Endspiel. Hier gab es eine Niederlage gegen den Landesmeister aus Mosambik.
Außerdem gab es in der ersten Hälfte der 1990er Jahre auch einen Ligabetrieb für Jugendliche. Hier waren sowohl weibliche als auch männliche Schul-Teams aktiv.Es gab Mannschaften in den Altersklassen U14 und U16, und gespielt wurde in einigen Teilen des Landes: in Windhoek, aber auch in Swakopmund, Oshakati und Rundu. Im Jahr 1994 belief sich die Zahl der aktiven Handballer in Namibia insgesamt auf etwa 540.
Nur zwei Jahre später, Anfang 1996 gab es allerdings keine Liga mehr. Nach seinem Bruder und den Palmhert-Geschwistern hatte auch Helge Denker im Jahre 1995 aus beruflichen Gründen sein Engagement einstellen müssen.
„Es ist das generelle Problem von Sportarten in Namibia. Wenn die handelnden Personen nicht mehr da sind, bricht vieles ein“, so Denker, der 1994 sogar schriftlich und während einer Deutschlandreise auch persönlich mit dem damaligen Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), Bernd Steinhauser in Kontakt war, um über eine mögliche Kooperation zu sprechen. Aus vielen tollen Ideen wurde am Ende nie etwas. Handball verschwand in Namibia in der Bedeutungslosigkeit und dort ist er noch heute.
Lediglich eine Handball-AG an der DHPS Windhoek gibt es aktuell. Die wird von Andreas Krooss geleitet, ehemaliger Jugendspieler von Empor Rostock.
„Es gibt aktuell zwei Gruppen, eine für die 5. bis 7. Klasse und eine für die Schüler bis zur 12. Klasse. Jungs und Mädchen spielen dabei gemeinsam“, erklärt der 50-Jährige, der jeden Mittwoch in der Sporthalle der DHPS zwei Stunden lang zum Handball bittet. „Bei den kleineren Versuche ich erstmal die Grundlagen des Handballs zu vermitteln, die Großen wollen hauptsächlich spielen“.
Höhepunkt für Krooss und seine Handballer ist die Schul-Olympiade, die alle zwei Jahre mit anderen deutschen Schulen, hauptsächlich aus Südafrika stattfindet. In diesem Jahr war Krooss mit zwei Teams in Pretoria, in zwei Jahren findet der Wettbewerb in Windhoek statt. „Rund um die Olympiade steigt das Interesse der Schüler immer an, auch am Handball. Wir stellen dann sogar ein reines Mädchen-Team“, so Krooss.
Hin und wieder wird auch ein Sieg eingefahren, aber mit dem großen Nachbarn Südafrika kann sich Namibia kaum messen. Am Kap spielt Handball zwar ebenfalls keine große Rolle, aber immerhin ist die Entwicklung dort aktuell weiter. Der Nationale Verband SAHC existiert tatsächlich, es gibt Vereine die Provinz-Meisterschaften ausspielen und vor allem wird Handball in den Schulen verbreitet. Dies ist auch ein Verdienst von Nicola Scholl und ihrer Organisation „Play Handball“. Die ehemalige Bundesliga-Spielerin lebt seit einigen Jahren in Kapstadt und schafft es mehr und mehr Handball zu etablieren. Mittlerweile gibt es sogar eine Schulliga.
Davon ist Namibia weit entfernt, zumal die Handballer von einst eher nicht wieder aktiv werden. „Damals haben viele aus Beruflichen Gründen aufgehört, Handball zu spielen, oder als Trainer aktiv zu sein. Auch wenn mittlerweile die Meisten wieder hier sind, bezweifle ich, dass es nochmal einen Versuch gibt, etwas aufzubauen. Die Voraussetzungen wären zwar gut, da wir uns heute auf die Organisation konzentrieren könnten und nicht gleichzeitig spielen würden, aber die Prioritäten haben sich geändert. Ehrenamtliche Tätigkeiten gibt es in den Ausmaßen wie vor zwanzig Jahren heute gar nicht mehr. Und die nötige Finanzierung, um etwas Dauerhaftes aufzubauen, ist nicht gegeben“, so Helge Denker, der ebenfalls daran erinnert, dass viel Engagement ungenutzt blieb, was zu Frustration bei den wenigen Helfen führte. Ein Beispiel: Mit Claude Abrahams wurde damals ein vielversprechendes Spieler- und Trainer-Talent zur Ausbildung nach Deutschland geschickt. „Er bekam Flug und Aufenthalt für mehrere Monate bezahlt, hat aber zurück in Namibia nie etwas daraus gemacht“, ärgert sich Denker noch heute darüber.
Er sieht zudem ein anderes Problem: „In Namibia gibt es zu viele Sportarten, die alle ihre Mitglieder aus einer kleinen aktiven Bevölkerung beziehen; wenn es da nicht gute Organisation und starke Führung gibt, haben einzelne Sportarten es oft sehr schwer zu bestehen“. Aktuell ist es der Handball, da hilft es auch nicht, dass an der Spitze des Weltverbandes ein Afrikaner steht.
Windhoek
Der oberste Funktionär im Welthandball stammt aus Afrika, genauer gesagt aus Ägypten. Hassan Moustafa ist in Kairo geboren. In seinem Heimatland findet im Jahr 2021 die Weltmeisterschaft der Herren statt. Zum zweiten Mal nach 1999 und nach Tunesien 2005 zum dritten Mal auf dem afrikanischen Kontinent.
Was kaum jemand weiß, in Tunesiens Hauptstadt ist Ulrik Wilbek geboren. Der Däne, einer der erfolgreichsten Handballtrainer weltweit der vergangenen zwei Jahrezehnte, lebte drei Jahre in Tunis. Etwa eine Autostunde südöstlich liegt Grombalia, der Heimatort von Wael Jallouz. „Willy” spielt beim FC Barcelona und ist aktuell ohne Zweifel der beste und bekannteste Handballer aus Afrika. Bei der bevorstehenden WM im Januar in Frankreich tritt er mit seinem Heimatland, mit neun Titeln Afrikas Rekordmeister, an und trifft in der Vorrunden-Gruppe B u.a. auch Angola. Der amtierende Afrika-Champion Ägypten ist ebenfalls dabei.
Was sagt einem all das? Wenn Handball in Afrika, dann fast nur im Norden, zumindest bei den Männern. Seit dem ersten Afrika-Cup 1974 gab es noch nie einen anderen Sieger als Algerien, Ägypten oder Tunesien. Mit Kamerun (1974), der Elfenbeinküste (1981) und der Republik Kongo (1983) gab es überhaupt erst drei andere Finalteilnehmer. Scheint bei den Männern der Äquator eine Art handballerische Grenze zu ziehen, sieht es bei den Frauen etwas anders aus. Hier ist Angola seit 1989 die dominierende Nation.
Die Erfolgsgeschichte des namibischen Handballverbandes ist dagegen mehr als übersichtlich, man könnte auch sagen kaum existent. Namibias Handball-Herren qualifizierten 1991 für die Afrika-Meisterschaft in Ägypten, traten am Ende aber aus internen Beweggründen nicht an.
Auf der Homepage des Handball-Weltverbandes, IHF, wird Namibia aktuell mit einem Handballverband und einem Generalsekretär (Sokaria Shakumu) geführt. Zudem ist das Land beim afrikanischen Verband, CAHB, in der Zone 6 gelistet. Wieso bleibt allerdings in beiden Fällen ein Geheimnis, denn laut Namibias Sportkommission gibt es aktuell keinen Handballverband.
Wie auch immer, die Spurensuche ist schwierig. Zuächst stoßen wir auf Helge Denker, ehemaliger Kapitän von Namibias Nationalteam und Vize-Präsident des nationalen Handballverbands, NHF, als es diesen tatsächlich noch gab. Das war in den 1990er Jahren. Denker, der heute u.a. als Journalist und Künstler tätig ist, war seinerzeit Spieler, Trainer und Funktionär in Personalunion.
„Dass ich 1993 im Alter von 24 Jahren Vize-Präsident der NHF, einer der Organisatoren der Commonwealth Club Championships (diese wurden 1993 in Namibia ausgetragen/Anm. d. Red.), sowie Trainer der Männermannschaft Burbridge Glass und gleichzeitig Trainer von mindestens fünf Jugendmannschaften war, deutet auf die Problematik der Zeit hin - es gab genügend enthusiastische Spieler, aber sehr wenige, die sich für die Organisation und Entwicklung engagiert haben“, sagt Denker heute rückblickend.
Die Anfänge
Zu seinen einstigen Mitstreitern gehörten u.a. sein Bruder Kai-Uwe und die Zwillinge Joachim und Wolfgang Palmhert.
„Mitte der 70iger Jahre war Günter Mehrtens als Lehrer an der DHPS (Deutsche Höhere Privatschule/Anm. d. Red.). All jene, die dem Handballsport in Namibia auf die Sprünge halfen, unter anderem die Palmhert-Zwillinge und meine Wenigkeit, wurden durch Mehrtens für den Handball begeistert”, erinnert sich Kai-Uwe Denker an die Anfänge des Handballs in Namibia.
Seit 1980 studierten einige der handballbegeisterten Namibier an der Universität Stellenbosch in Südafrika (SA). Der Simon van der Stel-Sport-Club hatte eine Handball-Mannschaft, die an der südafrikanischen Liga teilnahm. In diesem Verein spielte eine Reihe von Namibiern, darunter auch die Palmhert-Geschwister und Kai-Uwe Denker.
„Für die SA-Games, die während der Zeit des weltweiten Sport-Boykotts gegen Südafrika organisiert wurden, spielte ich seinerzeit als einziger Namibier für die Springbock-Mannschaft Südafrikas”, so Kai-Uwe Denker, der anschließend von 1984 bis 1986 nach Deutschland ging und für den TV Aldekerk und Bayer Uerdingen spielte.
„Nach meiner Rückkehr leistete ich in den Jahren 1987 und 1988 meinen Militärdienst in der SWA Territory Force. Dort traf ich auch die Palmhert-Brüder wieder und wir gründeten den Handballverein SWA Military School, der drei Mannschaften für den Ligabetrieb stellte, den ich noch im Jahre 1986 nach meiner Rückkehr eingeleitet hatte”, so Denker.
An dem damaligen Ligabetrieb mit 1. und 2. Liga nahmen zunächst noch die Mannschaften DHPS I und II sowie Concordia College unter Leitung von Mannfred Goldbeck (heute Gondwana) mit zwei Mannschaften, Yellows HC, Globetrotter HC, Keikanachab HC (Mariental) teil.
In den Jahren 1989 und 1999 nahm auch eine Mannschaft der UNTAG (United Nations Transitional Assistance Group) am Spielbetrieb teil. Es handelte sich bei den Spielern überwiegend um dänische UNO-Soldaten.
In den ersten Jahren gewann die erste Mannschaft der SWA Miltary School stets die Landesmeisterschaft und vertrat Namibia bei einem Vergleich mit dem südafrikanischen Meister in Johannesburg. Dabei hatten die Süadfrikaner jedoch stets die Oberhand.
Qualität gewonnen
Nach Beendigung des Militärdienstes gründeten einige Spieler der Military School, darunter die Palmhert-Brüder, Frank Wittneben und Diethelm Metzger den Windhoek Handball Club. Kai-Uwe Denker hingegen schloss sich als Spielertrainer der Mannschaft des Concordia College an, wo er u.a. mit Frank Krystofiak (OSC Rheinhausen) gemeinsam auflief. Neben dem ehemaligen Bundesliga-Spieler hatten sich weitere erfahrene Handballspieler in Windhoek eingefunden, darunter Andeas Paetzold und Joachim Schlapmann (Windhoek HC) sowie ein rumänischer Torwart, Victor Varcas, die das Team der Yellows verstärkten. Ausserdem wuchsen an der DHPS einige hoffnungsvolle Spieler heran, sodass die Liga an Qualität gewann.
„Durch meine berufliche Tätigkeit war es mir kaum noch möglich, regelmäßig am Training teilzunehmen und ich wechselte zu der Mannschaft Burbridge Glass, in der auch eines der größten Nachwuchstalente der DHPS, Heiko Mierse, spielte”, sagt Denker, der als Berufsjäger tätig war. Während Denker und die Palmhert-Zwillinge ihr Handball-Engagement in den Jahren 1992 und 93 einstellen mussten, wechselte Mierse für eine Zeit lang nach Deutschland.
„Es fanden zu dieser Zeit einige Länderspiele gegen Südafrika statt, die wir stets verloren. Im Zuge der Unabhängigkeitsfeiern kam es zu zwei Länderspielen gegen Kenia (eins gewonnen eins verloren). Zu diesem Anlass weilte auch ein hoher Abgeordneter des Internationalen Handballverbandes, Johannsson, in Namibia”, erinnert sich Denker an eine positive, hoffnungsvolle Zeit, in der die Welt plötzlich offen war und alles möglich schien – auch im Handball. Innerhalb kürzester Zeit wurde viel Positives aufgebaut.
So fanden 1993 beispielsweise die Commonwealth Club Championships in Windhoek statt. Denker nahm an diesem internationalen Klub-Turnier mit dem Windhoek Handball Klub teil und erreichte das Endspiel. Hier gab es eine Niederlage gegen den Landesmeister aus Mosambik.
Außerdem gab es in der ersten Hälfte der 1990er Jahre auch einen Ligabetrieb für Jugendliche. Hier waren sowohl weibliche als auch männliche Schul-Teams aktiv.Es gab Mannschaften in den Altersklassen U14 und U16, und gespielt wurde in einigen Teilen des Landes: in Windhoek, aber auch in Swakopmund, Oshakati und Rundu. Im Jahr 1994 belief sich die Zahl der aktiven Handballer in Namibia insgesamt auf etwa 540.
Nur zwei Jahre später, Anfang 1996 gab es allerdings keine Liga mehr. Nach seinem Bruder und den Palmhert-Geschwistern hatte auch Helge Denker im Jahre 1995 aus beruflichen Gründen sein Engagement einstellen müssen.
„Es ist das generelle Problem von Sportarten in Namibia. Wenn die handelnden Personen nicht mehr da sind, bricht vieles ein“, so Denker, der 1994 sogar schriftlich und während einer Deutschlandreise auch persönlich mit dem damaligen Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), Bernd Steinhauser in Kontakt war, um über eine mögliche Kooperation zu sprechen. Aus vielen tollen Ideen wurde am Ende nie etwas. Handball verschwand in Namibia in der Bedeutungslosigkeit und dort ist er noch heute.
Lediglich eine Handball-AG an der DHPS Windhoek gibt es aktuell. Die wird von Andreas Krooss geleitet, ehemaliger Jugendspieler von Empor Rostock.
„Es gibt aktuell zwei Gruppen, eine für die 5. bis 7. Klasse und eine für die Schüler bis zur 12. Klasse. Jungs und Mädchen spielen dabei gemeinsam“, erklärt der 50-Jährige, der jeden Mittwoch in der Sporthalle der DHPS zwei Stunden lang zum Handball bittet. „Bei den kleineren Versuche ich erstmal die Grundlagen des Handballs zu vermitteln, die Großen wollen hauptsächlich spielen“.
Höhepunkt für Krooss und seine Handballer ist die Schul-Olympiade, die alle zwei Jahre mit anderen deutschen Schulen, hauptsächlich aus Südafrika stattfindet. In diesem Jahr war Krooss mit zwei Teams in Pretoria, in zwei Jahren findet der Wettbewerb in Windhoek statt. „Rund um die Olympiade steigt das Interesse der Schüler immer an, auch am Handball. Wir stellen dann sogar ein reines Mädchen-Team“, so Krooss.
Hin und wieder wird auch ein Sieg eingefahren, aber mit dem großen Nachbarn Südafrika kann sich Namibia kaum messen. Am Kap spielt Handball zwar ebenfalls keine große Rolle, aber immerhin ist die Entwicklung dort aktuell weiter. Der Nationale Verband SAHC existiert tatsächlich, es gibt Vereine die Provinz-Meisterschaften ausspielen und vor allem wird Handball in den Schulen verbreitet. Dies ist auch ein Verdienst von Nicola Scholl und ihrer Organisation „Play Handball“. Die ehemalige Bundesliga-Spielerin lebt seit einigen Jahren in Kapstadt und schafft es mehr und mehr Handball zu etablieren. Mittlerweile gibt es sogar eine Schulliga.
Davon ist Namibia weit entfernt, zumal die Handballer von einst eher nicht wieder aktiv werden. „Damals haben viele aus Beruflichen Gründen aufgehört, Handball zu spielen, oder als Trainer aktiv zu sein. Auch wenn mittlerweile die Meisten wieder hier sind, bezweifle ich, dass es nochmal einen Versuch gibt, etwas aufzubauen. Die Voraussetzungen wären zwar gut, da wir uns heute auf die Organisation konzentrieren könnten und nicht gleichzeitig spielen würden, aber die Prioritäten haben sich geändert. Ehrenamtliche Tätigkeiten gibt es in den Ausmaßen wie vor zwanzig Jahren heute gar nicht mehr. Und die nötige Finanzierung, um etwas Dauerhaftes aufzubauen, ist nicht gegeben“, so Helge Denker, der ebenfalls daran erinnert, dass viel Engagement ungenutzt blieb, was zu Frustration bei den wenigen Helfen führte. Ein Beispiel: Mit Claude Abrahams wurde damals ein vielversprechendes Spieler- und Trainer-Talent zur Ausbildung nach Deutschland geschickt. „Er bekam Flug und Aufenthalt für mehrere Monate bezahlt, hat aber zurück in Namibia nie etwas daraus gemacht“, ärgert sich Denker noch heute darüber.
Er sieht zudem ein anderes Problem: „In Namibia gibt es zu viele Sportarten, die alle ihre Mitglieder aus einer kleinen aktiven Bevölkerung beziehen; wenn es da nicht gute Organisation und starke Führung gibt, haben einzelne Sportarten es oft sehr schwer zu bestehen“. Aktuell ist es der Handball, da hilft es auch nicht, dass an der Spitze des Weltverbandes ein Afrikaner steht.
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