Namibias Rockmusik wird immer härter
Am Samstag ist das Tafel Lager Namrock Festival 2006 in Windhoek über die Bühne gegangen. Dabei mischten zwölf Bands aus Namibias Rock- und Heavyszene das überwiegend jugendliche weiße Publikum kräftig auf. Höhepunkte der Show waren die Auftritte von Last Resort, Gazoline, Penilane, subMission und Multisonus.
Die Rockmusik im Land ist fest in weißer Hand. Das bestätigte sich erneut beim Namrock-Festival am vergangenen Samstag. Den Anfang machten am Nachmittag vor nur teilweise gefüllten Rängen im Zoopark die Newcomerbands Concrete und Deep Skin. Sänger und Gitarrist Kevin Herbst spielte mit Concrete einige passable Rocknummern und Natalie Smit von Deep Skin packte ihre Bluesstimme aus. Für März ist die Veröffentlichung eines Albums mit den besten Stücken der beiden Collegegruppen geplant. Nach der Cobalt-Ära, die sich beim Festival vor zwei Jahren auf ihrem Höhepunkt befand, hat Sänger und Songwriter Gerhard eine neue Richtung mit bislang unveröffentlichten Liedern eingeschlagen. Mit Anonymous Tip und Sängerin Daena Weeks, die zugleich auch die Gitarre beherrscht, war eine weitere durch Mihail Mihaylov initiierte Nachwuchsband am Start. Er ist Musiklehrer im Fachbereich für zeitgenössische Musik am College of the Arts.
Reibungsloser Ablauf
Dank erfreulich kurzer Umbaupausen konnte der Zeitplan, den Organisator und Penilane-Gitarrist Michael Ott vorgegeben hatte, weitgehend eingehalten werden. Die Gruppen arbeiteten Hand in Hand und einige, darunter Willie Grobler von subMission, sorgten dafür, dass nicht jedes Mal das gesamte Equipment ausgetauscht werden musste. Ohne große Soundchecks richteten sich die Bands auf die tontechnisch nicht immer optimalen Bedingungen ein. Zwischendurch gab's vom Moderatorenteam ins spärliche Rund geworfene Fun-Hüte des Hauptsponsors, der Tafel-Brauerei.
Tchitula Brothers: Fünf schwarze Brüder, die erfolgreich Musik machen. Das erinnert nicht zufällig an die Jackson Five. Bevor er eigene Kinder hatte, war es bereits der große Traum von Saxophonist Tony Mingo aus Angola, mit fünf Söhnen irgendwann einmal auf der Bühne zu stehen. Bei der Mammutaufgabe nach dem Vorbild der Jacksons, vor die er seine Frau damit stellte, hatte die nur eine Bedingung: "Wenn ich dir fünf Söhne für deine Musik zur Welt bringe, dann muss die Band so heißen wie meine Familie". Tony willigte ein und so begann die "Mission Tchitula". Familie Kakuva, die 1993 nach Namibia kam, wuchs und wuchs. Nach dem zehnten Kind waren es dann sogar sechs Söhne, die Vater Tony für seine große Leidenschaft, die Musik, begeistern konnte. Einer von ihnen, George, kümmert sich um das Management und steht nur selten auf der Bühne. Nach dem plötzlichen Tod von Jaka, der als Keyboarder dabei war, hat sich die Band inzwischen neu formiert. "Unser Vater hat uns alles beigebracht", meint George. Ihre ersten Auftritte hatten die Tchitula Brothers 1999. Der Musikstil ist sehr variabel. "Wir spielen eigentlich alles, was die Leute von uns hören wollen." Seit zwei Wochen ist der deutschsprachige Namibier Richard Redecker, der vor fünf Jahren bereits einige Monate lang mit Tony gespielt hatte, Mitglied der Band. In Windhoek ist er als Sologitarrist bekannt. Er bereichert die Truppe nicht nur musikalisch, sondern trägt durch seine weiße Hautfarbe zur interessanten Farbmischung bei. "Richard ist unser guter Freund", fügt Tony beim Fototermin hinzu. Und wie wichtig er für die Band ist, zeigt allein die Tatsache, dass Richard häufig zwischen Windhoek City und Katatura hin- und herpendelt, um die Jungs abzuholen und für die nächsten Auftritte zu proben. Hoffentlich findet sich demnächst endlich ein Sponsor, der ihr Debüt auf CD herausbringt.
Der Auftritt von HomeGrownMojo, einer Formation, die erst im vergangenen Jahr zusammen gekommen war, fiel mit weniger als dreißig Minuten leider etwas kurz aus. Namrock 2006 hätte mehr Blues vertragen können. Dafür spielten Last Resort, gute Bekannte der Windhoeker Musikszene, umso länger und vergewisserten sich immer wieder, ob tatsächlich noch Zeit für weitere Songs sei. Mit der einbrechenden Dunkelheit näherte sich der Abend langsam den abschließenden Höhepunkten. Nicht zuletzt der Alkoholkonsum ließ die gute Stimmung weiter steigen. Gazoline legte einen blitzsauberen Act hin, der allerdings fast ausschließlich aus Coversongs bestand. Leadsänger Johan Smit von der leider inzwischen aufgelösten Band Arcana XXII schüttelte exzentrisch seine lange Mähne und begeisterte das Publikum unterstützt von der gefühlvoll spielenden Querflötistin Polina Loubnina mit Songs von Nirwana, Led Zeppelin und anderen.
Gut gebrüllt. Zum Schluss wurde es richtig laut
Die nach weniger als zwei Jahren nach Gründung bereits von einem kleinen Fanclub begleitete Band Penilane schlug zunächst noch gemäßigte Töne an und überraschte mit vielen eigenen Kompositionen. Im vergangenen Jahr war Multisonus-Schlagzeuger Christoph de Chavonnes Vrugt für Thomas Hoffmann hinzugekommen und inzwischen haben die Drei über 20 Stücke im Repertoire. Das Folgealbum der Debüt-CD "40 bucks" wird ab März produziert. Mit Kirchturm wurde es schließlich härter und düsterer auf der Bühne. Einzig die witzigen großen Hüte sorgten für Belustigung. "Wir hatten eindeutig die geilste Uniform", tönte Gitarrist Roberto da Silva nach dem Gig. "Den Vergleich mit Rammstein fassen wir als Kompliment auf", erklärte Sänger Karsten Rohlf. Seit zwanzig Jahren machen die fünf "Kirchenmusiker" Death Metal und setzen voll auf "Contra", gegen Establishment und Konformität. Mit der Soundqualität war Rohlf ganz und gar nicht zufrieden, denn die Texte hätte man eigentlich verstehen sollen. So kam nur ein undefinierbares Gebrüll aus den Lautsprechern. Auf die Frage, warum die Jungs "Kirchturm" heißen, kam die geheimnisvolle Antwort: "Das erzähl' ich dir irgendwann mal beim Bier."
Rock der guten alten Schule bot das im Mai 2005 gegründete Quartett subMission. Die Vier müssen sich nicht mehr hinter Coversongs verstecken, sondern gehen selbstbewusst mit eigenen Stücken auf die Bühne. Die Interaktion mit dem Publikum will jedoch noch gelernt sein. Ein paar Gänge höher schaltete die Ninth Gear-Folgeband Multisonus und im Zoopark wurde es zum Schluss nochmal so richtig laut. Die Gewinner des Sanlam NBC Music Awards 2005 in der Kategorie Namibian Rock haben es geschafft, im wahrsten Sinne des Wortes einige Jünger um sich zu scharen. Dass es in einem der Stücke auch um Liebe geht, scheint angesichts des ohrenbetäubenden Krachs kaum vorstellbar. Leadsänger Mark Preller brüllte, was das Zeug hielt und musste zwischendurch erschöpft Wasser trinken: "Oh Gott, dieser Scheiß wird härter und härter." Warum tun sich die Jungs diesen "Mist" an? Erst in den Zugaben bewiesen die Musiker ihr wahres Können und sowohl Drumer Chavonnes Vrugt als auch Leadgitarrist Sori Araujo legten Spitzensoli hin.
Die Rockmusik im Land ist fest in weißer Hand. Das bestätigte sich erneut beim Namrock-Festival am vergangenen Samstag. Den Anfang machten am Nachmittag vor nur teilweise gefüllten Rängen im Zoopark die Newcomerbands Concrete und Deep Skin. Sänger und Gitarrist Kevin Herbst spielte mit Concrete einige passable Rocknummern und Natalie Smit von Deep Skin packte ihre Bluesstimme aus. Für März ist die Veröffentlichung eines Albums mit den besten Stücken der beiden Collegegruppen geplant. Nach der Cobalt-Ära, die sich beim Festival vor zwei Jahren auf ihrem Höhepunkt befand, hat Sänger und Songwriter Gerhard eine neue Richtung mit bislang unveröffentlichten Liedern eingeschlagen. Mit Anonymous Tip und Sängerin Daena Weeks, die zugleich auch die Gitarre beherrscht, war eine weitere durch Mihail Mihaylov initiierte Nachwuchsband am Start. Er ist Musiklehrer im Fachbereich für zeitgenössische Musik am College of the Arts.
Reibungsloser Ablauf
Dank erfreulich kurzer Umbaupausen konnte der Zeitplan, den Organisator und Penilane-Gitarrist Michael Ott vorgegeben hatte, weitgehend eingehalten werden. Die Gruppen arbeiteten Hand in Hand und einige, darunter Willie Grobler von subMission, sorgten dafür, dass nicht jedes Mal das gesamte Equipment ausgetauscht werden musste. Ohne große Soundchecks richteten sich die Bands auf die tontechnisch nicht immer optimalen Bedingungen ein. Zwischendurch gab's vom Moderatorenteam ins spärliche Rund geworfene Fun-Hüte des Hauptsponsors, der Tafel-Brauerei.
Tchitula Brothers: Fünf schwarze Brüder, die erfolgreich Musik machen. Das erinnert nicht zufällig an die Jackson Five. Bevor er eigene Kinder hatte, war es bereits der große Traum von Saxophonist Tony Mingo aus Angola, mit fünf Söhnen irgendwann einmal auf der Bühne zu stehen. Bei der Mammutaufgabe nach dem Vorbild der Jacksons, vor die er seine Frau damit stellte, hatte die nur eine Bedingung: "Wenn ich dir fünf Söhne für deine Musik zur Welt bringe, dann muss die Band so heißen wie meine Familie". Tony willigte ein und so begann die "Mission Tchitula". Familie Kakuva, die 1993 nach Namibia kam, wuchs und wuchs. Nach dem zehnten Kind waren es dann sogar sechs Söhne, die Vater Tony für seine große Leidenschaft, die Musik, begeistern konnte. Einer von ihnen, George, kümmert sich um das Management und steht nur selten auf der Bühne. Nach dem plötzlichen Tod von Jaka, der als Keyboarder dabei war, hat sich die Band inzwischen neu formiert. "Unser Vater hat uns alles beigebracht", meint George. Ihre ersten Auftritte hatten die Tchitula Brothers 1999. Der Musikstil ist sehr variabel. "Wir spielen eigentlich alles, was die Leute von uns hören wollen." Seit zwei Wochen ist der deutschsprachige Namibier Richard Redecker, der vor fünf Jahren bereits einige Monate lang mit Tony gespielt hatte, Mitglied der Band. In Windhoek ist er als Sologitarrist bekannt. Er bereichert die Truppe nicht nur musikalisch, sondern trägt durch seine weiße Hautfarbe zur interessanten Farbmischung bei. "Richard ist unser guter Freund", fügt Tony beim Fototermin hinzu. Und wie wichtig er für die Band ist, zeigt allein die Tatsache, dass Richard häufig zwischen Windhoek City und Katatura hin- und herpendelt, um die Jungs abzuholen und für die nächsten Auftritte zu proben. Hoffentlich findet sich demnächst endlich ein Sponsor, der ihr Debüt auf CD herausbringt.
Der Auftritt von HomeGrownMojo, einer Formation, die erst im vergangenen Jahr zusammen gekommen war, fiel mit weniger als dreißig Minuten leider etwas kurz aus. Namrock 2006 hätte mehr Blues vertragen können. Dafür spielten Last Resort, gute Bekannte der Windhoeker Musikszene, umso länger und vergewisserten sich immer wieder, ob tatsächlich noch Zeit für weitere Songs sei. Mit der einbrechenden Dunkelheit näherte sich der Abend langsam den abschließenden Höhepunkten. Nicht zuletzt der Alkoholkonsum ließ die gute Stimmung weiter steigen. Gazoline legte einen blitzsauberen Act hin, der allerdings fast ausschließlich aus Coversongs bestand. Leadsänger Johan Smit von der leider inzwischen aufgelösten Band Arcana XXII schüttelte exzentrisch seine lange Mähne und begeisterte das Publikum unterstützt von der gefühlvoll spielenden Querflötistin Polina Loubnina mit Songs von Nirwana, Led Zeppelin und anderen.
Gut gebrüllt. Zum Schluss wurde es richtig laut
Die nach weniger als zwei Jahren nach Gründung bereits von einem kleinen Fanclub begleitete Band Penilane schlug zunächst noch gemäßigte Töne an und überraschte mit vielen eigenen Kompositionen. Im vergangenen Jahr war Multisonus-Schlagzeuger Christoph de Chavonnes Vrugt für Thomas Hoffmann hinzugekommen und inzwischen haben die Drei über 20 Stücke im Repertoire. Das Folgealbum der Debüt-CD "40 bucks" wird ab März produziert. Mit Kirchturm wurde es schließlich härter und düsterer auf der Bühne. Einzig die witzigen großen Hüte sorgten für Belustigung. "Wir hatten eindeutig die geilste Uniform", tönte Gitarrist Roberto da Silva nach dem Gig. "Den Vergleich mit Rammstein fassen wir als Kompliment auf", erklärte Sänger Karsten Rohlf. Seit zwanzig Jahren machen die fünf "Kirchenmusiker" Death Metal und setzen voll auf "Contra", gegen Establishment und Konformität. Mit der Soundqualität war Rohlf ganz und gar nicht zufrieden, denn die Texte hätte man eigentlich verstehen sollen. So kam nur ein undefinierbares Gebrüll aus den Lautsprechern. Auf die Frage, warum die Jungs "Kirchturm" heißen, kam die geheimnisvolle Antwort: "Das erzähl' ich dir irgendwann mal beim Bier."
Rock der guten alten Schule bot das im Mai 2005 gegründete Quartett subMission. Die Vier müssen sich nicht mehr hinter Coversongs verstecken, sondern gehen selbstbewusst mit eigenen Stücken auf die Bühne. Die Interaktion mit dem Publikum will jedoch noch gelernt sein. Ein paar Gänge höher schaltete die Ninth Gear-Folgeband Multisonus und im Zoopark wurde es zum Schluss nochmal so richtig laut. Die Gewinner des Sanlam NBC Music Awards 2005 in der Kategorie Namibian Rock haben es geschafft, im wahrsten Sinne des Wortes einige Jünger um sich zu scharen. Dass es in einem der Stücke auch um Liebe geht, scheint angesichts des ohrenbetäubenden Krachs kaum vorstellbar. Leadsänger Mark Preller brüllte, was das Zeug hielt und musste zwischendurch erschöpft Wasser trinken: "Oh Gott, dieser Scheiß wird härter und härter." Warum tun sich die Jungs diesen "Mist" an? Erst in den Zugaben bewiesen die Musiker ihr wahres Können und sowohl Drumer Chavonnes Vrugt als auch Leadgitarrist Sori Araujo legten Spitzensoli hin.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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