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Namibias Ruder-Hoffnung gewinnt Silber

Maike Diekmann verpasst beim Africa-Cup in Tunis nur knapp den Finalsieg
Sportredakteur
Von Dennis Freikamp, Windhoek

„Ich bin sehr glücklich mit meiner Platzierung. Ich habe mir sehr viel Druck gemacht, weil ich wusste, dass ich in einer guten Verfassung bin“, beschreibt Maike Diekmann wenige Tage nach dem überwältigenden zweiten Platz bei der Afrika-Meisterschaft in Tunis ihre Gefühlswelt. Gemeinsam mit Damian Farmer, einem 17-jährigen Student und Ruder-Neuling, wurde die Medaillengewinnerin vor wenigen Wochen zu einem afrikanischen Förderprogramm des Internationalen Ruder-Verbands (FISA) eingeladen.

Zwischen dem 12. und 22. Oktober nahmen die beiden Sportler sowohl an der internationalen Lake-Tunis-Regatta als auch an der afrikanischen Ruder-Meisterschaft teil. Während Farmer bei seinen ersten internationalen Rennen wichtige Wettkampferfahrungen sammeln sollte, konnte Diekmann gleich doppelt jubeln. Erst ruderte die 23-Jährige bei der Tunisia-Sprint-Regatta im Frauen-Einer auf den zweiten Rang (über 500m), dann folgte die unerwartete Silbermedaille bei der Afrika-Meisterschaft (über 2000m). Für Diekmann alles andere als eine Selbstverständlichkeit - schließlich entdeckte die Top-Athletin erst während ihres Studiums ihre Leidenschaft für den Rudersport.

Die junge Nachwuchs-Hoffnung des NamCanRow (Namibischer Kanu- und Ruder-Verband; Anm. d. Red.) lebte während ihrer Kindheit auf einer Farm in der Nähe von Otjiwarongo. Nach der Schulausbildung folgte ein Geologie-Studium an der Rhodes Universität in Grahamstown, welches Diekmann in diesem Jahr erfolgreich abschließen konnte. An eine professionelle Sportler-Karriere dachte Diekmann bei ihrem Umzug nach Südafrika allerdings noch nicht. Erst im dritten Universitätsjahr fing die Studentin mit dem Rudern an. Schnell zeichnete sich das herausragende Talent der 23-Jährigen ab.

Nach mehreren Universitäts-Wettbewerben durfte Diekmann im Oktober 2015 bei der Afrika-Meisterschaft in Tunesien zum ersten Mal ihr Heimatland repräsentieren. Der Newcomerin gelang auf Anhieb ein Achtungserfolg: Zwar verpasste Diekmann den Einzug ins A-Finale; im B-Finale konnte die namibische Ruderin jedoch als erste die Ziellinie überqueren. Der siebte Rang in der Gesamtwertung reichte allerdings nicht, um sich für die Olympischen Spiele in Rio zu qualifizieren. „Lediglich die besten vier Ruderinnen im A-Finale konnten sich einen Platz für Olympia sichern“, erklärt Diekmann. „Ich war unzufrieden mit meinem Ergebnis, weil ich sehr selbstkritisch bin.“

Aufgeben stand für die damals 21-Jährige aber nicht zur Debatte. Im Gegenteil: „Ich habe erkannt, dass ich immer noch auf einem Anfänger-Level war und dass es viel zusätzliche Arbeit und hartes Training im Boot benötigte, um auf das Niveau der Top-Ruderer zu kommen.“ Gesagt, getan: Bereits ein Jahr später nahm Diekmann in Südafrika an Wettkämpfen in der A-Klasse teil. Trotz anfänglicher Probleme mit dem hohen Tempo ihrer Kontrahentinnen konnte die Ruderin im August 2016 ihre ersten interkontinentalen Erfahrungen sammeln. Bei der U23-Weltmeisterschaft in Rotterdam ging Diekmann in ihrer Spezial-Disziplin - dem Frauen-Einer - an den Start. Die damalige Studentin wurde 22. und erzielte eine neue persönliche Bestzeit. „Ich habe eine Menge gelernt in meinen Rennen und realisiert, wie hoch das internationale Level ist. Ich kam nach Hause mit mehr Rennerfahrung und einer neuen Denkweise“, beschreibt Diekmann.

Darüber hinaus halfen die gesammelten Erfahrungen der Ruderin, um an technischen Feinheiten und ihrem persönlichen Trainingsprogramm zu arbeiten. Ihr jüngster Erfolg bei der Afrika-Meisterschaft 2017 beweist, welchen Entwicklungsschub sie in den vergangenen Wochen und Monaten genommen hat. „Ich habe über einen Großteil der 2km-Distanz geführt und dann auf der Zielgeraden die Goldmedaille haarscharf verpasst. Ich war sehr lange frustriert, aber dann ist mir klar geworden, was für ein großartiges Ergebnis es ist und dass ich viel weiter in meiner Karriere bin als mein Coach und ich anfangs erwartet hätten“, erklärt Diekmann. Zuspruch erhielt die 23-Jährige auch vom NamCanRow. Der Namibische Kanu- und Ruder-Verband erklärte in einer Pressemitteilung, man sei sehr Stolz auf die Leistungen seiner Weltklasse-Ruderin.

Für Diekmann aber kein Grund, um sich auf den Loorbeeren auszuruhen. Die Top-Athletin träumt immer noch von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen: „Ich bin jetzt mit dem Studium fertig und will mich voll auf den Sport konzentrieren. Mein Ziel ist es, mich für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio zu qualifizieren und in den Top 10 zu landen“, gibt sich Diekmann optimistisch. 2019 hat Namibias Ruder-Hoffnung gleich zwei Möglichkeiten, um ihren Traum wahr werden zu lassen. Bei der Weltmeisterschaft in Europa reicht Diekmann der elfte Platz. Gelingt ihr das nicht, kann sie den Umweg über die Afrika-Meisterschaft nehmen. Dort müsste sie unter den besten fünf Ruderinnen landen.

Dass die 23-Jährige dazu in der Lage ist, hat sie bereits unter Beweis gestellt. Bis zu den Olympischen Spielen ist es jedoch trotzdem noch ein harter und beschwerlicher Weg. Aktuell bewirbt sich Diekmann für ein Sport-Stipendium, um ihre Karriere finanzieren zu können. Die Ruderin hat ein so hohes Trainingspensum, dass ihr neben dem Sport nur wenig Zeit bleibt: „ Es ist schwierig, bei zwei bis drei Trainingseinheiten pro Tag an sechs Tagen in der Woche noch nebenbei zu arbeiten“, beschreibt Diekmann ihr Dilemma.

Doch daran will die Ruderin zurzeit keinen Gedanken verschwenden. Stattdessen plant sie bereits die Teilnahme an mehreren internationalen Wettkämpfen, um eine perfekte Vorbereitung zu ermöglichen und 2019 in der entscheidenden Phase in Topform zu sein. „Ich muss weiter an mir arbeiten“, erklärt Diekmann. „Das bedeutet, dass noch viele spannende Ereignisse vor mir liegen. Ich bin bereit, alles für den Erfolg zu geben und noch schneller zu werden, wenn ich das nächste Mal Namibia repräsentiere. Gelingt ihr das, steht der jungen Ruderin eine große Zukunft bevor - vielleicht sogar mit einer Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-29

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