Namibias steinerne Schätze sind begehrt
Sie funkeln und blitzen wie der Sternenhimmel, nur noch viel bunter und heller. Was die Bergakademie im sächsischen Freiberg in 22 Vitrinen ausgestellt hat, kann sich wahrlich sehen lassen. Die mineralischen Fundstücke stammen alle aus Namibia. Ihre Ursprünge in Freiberg reichen schon weit zurück. Rene Köhler (37), Mitarbeiter der geowissenschaftlichen Sammlungen an der Bergakademie, kennt die wahre Geschichte.
Danach begann alles vor genau 100 Jahren. "Zwischen Juli und November 1907 wurden etwa 400 Tonnen Erze aus dem deutsch-südwestafrikanischen Tsumeb an die Königlich-Sächsischen Hüttenwerke nach Freiberg geliefert. Ziel war nicht etwa der Verkauf schöner Mineralstufen, sondern der schnöde Wissensdurst herauszufinden, wie viel Kupfer wohl in diesem Erz stecken mag", erklärt Köhler. Sachsen besaß damals in seiner "Königlich-Sächsischen-Mineralien-Niederlage" die älteste Mineralienhandlung der Welt.
Deren Leiter, der Geologe Wilhelm Maucher, gilt als Pionier der mineralogischen Erforschung von Tsumeb. Am 28. Mai 1879 im Baden-Württembergischen Winterstettenstadt geboren, nahm er 1899 in Freiberg ein Studium der Mineralogie auf. 1904 schloss er dieses als Diplom-Ingenieur ab und wurde noch im selben Jahr zum Leiter der Mineralien-Niederlage berufen. "Als solcher nahm er auch die Lieferung aus Tsumeb unter die Lupe und durfte rund 1000 Kilogramm Erze als Belege für diese Lagerstätte auswählen. Die schönsten Stufen wurden den Sammlungen der Bergakademie einverleibt. Den größten Teil verkaufte die Niederlage jedoch. Weitere Stücke dienten später und zum Teil noch heute als Tauschmaterial für die Mineralogische Sammlung", erläutert der Wissenschaftler.
1908 veröffentlichte Maucher in der Zeitschrift für praktische Geologie die erste umfassende mineralogische Beschreibung der Lagerstätte Tsumeb. Ein Jahr später quittierte er seinen Dienst an der Bergakademie und eröffnete eine eigene Mineralienhandlung in München. Dort verstarb Maucher am 4. Mai 1930. "Mit den Maucher-Stufen wurde der Grundstock für fast alle europäischen Tsumeb-Sammlungen gelegt", fügt Köhler noch hinzu.
Eigenartig ist nur, dass in der jetzigen Sammlung wohl eine Tafel auf Maucher hinweist, Stufen von ihm aber nicht zu sehen sind. "Auch das hat einen einfachen Grund", erzählt der Gästebetreuer der Sammlung Morris Lohse (29). "Die ausgestellten Stücke stammen alle aus der Schweizer Pohl-Ströher-Mineralienstiftung, die der Bergakademie seit dem Jahr 2004 als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt worden ist."
In den Vitrinen sind rund 900 Minerale zu sehen. Darunter befinden sich schwarzer Schörl und blauer Aquamarin aus dem Erongo, herrliche Fluorite von Okorusu bei Otjiwarongo und wunderschöner Topas von der Spitzkoppe. "Letzterer war dort um 1900 bis zur Größe von Zigarrenkisten gefunden worden", erzählt Lohse, nicht ohne auch selbst etwas darüber zu staunen.
Wenn die Sonderausstellung "Namibia" beendet ist, wird es mit der Farbenpracht dennoch nicht vorbei sein. Unweit vom jetzigen Ausstellungsort im Hauptgebäude der Universität befindet sich das Schloss Freudenstein. In diesem geräumigen Renaissancebau gibt es ab Ende 2008 etwas Einmaliges zu sehen: die "Terra Mineralia", eine mineralogische Reise um die Welt. In vier Sälen werden Minerale aus allen Kontinenten gezeigt. Afrika wird mit Stücken aus Marokko, Namibia und Südafrika vertreten sein. In einer extra eingerichteten Schatzkammer werden dann die schönsten und größten Fundstücke ausgestellt.
Bei gedämpftem Licht entwickeln die Exponate eine ungeahnte Anziehungskraft. Allerdings wird es auch einen Gebäudeteil geben, der nur Wissenschaftlern und Studenten vorbehalten ist. In einem sieben Etagen hohen Mineraldepot entsteht eine "steinerne Datenbank". Hier werden unter anderem weltweite Proben von nicht mehr zugänglichen Fundorten dokumentiert. Vielleicht hat Morris Lohse Glück und kann "seine namibischen Minerale" auch in der neuen Ausstellung den Besuchern präsentieren. Am kommenden Montag (17. September, 17.30 Uhr) gibt es im Geological Survey in Windhoek einen Vorgeschmack auf die Ausstellung. Die Direktorin des Hauses, Dr. Gabriele Schneider, empfängt eine Delegation der Bergakademie Freiberg unter Leitung ihres Rektors Professor Georg Unland sowie Vertreter der Bode Verlags GmbH. Gemeinsam werden sie den Zweiten Band der "Edition Schloss Freudenstein" mit dem Titel "Namibia - Mineralien & Fundstellen" offiziell vorstellen.
Der Prachtband mit seinen Schätzen aus der Erde umfasst 856 Seiten und rund 1700 Fotos. Das Vorwort hat Präsident Hifikepunye Pohamba verfasst. Lange wurde an der Erstellung dieses Buches gearbeitet. Seit rund 15 Jahren hat der Autor Dr. Ludi von Bezing die meisten Fundorte akribisch besucht und Fakten und Daten zusammengetragen. Das Buch soll die Leser aber nicht nur dazu animieren, auf die hübschen Steine zu schauen, sondern auch die einmalig schöne Landschaft Namibias zu genießen.
Namibia hat in der Vergangenheit prächtige Mineralien und Edelsteine hervorgebracht. Auch heute noch werden viele neue Mineralien und Vorkommen entdeckt. Die ständige Suche nach Rohstoffen bringt auch immer wieder neue Stücke ans Licht. Jüngstes Beispiel ist die Skorpion Zinc Mine im Süden des Landes. Dort wurden erst kürzlich exzellente Tarbuttit-Stufen gefunden.
Von Andreas Fels
Danach begann alles vor genau 100 Jahren. "Zwischen Juli und November 1907 wurden etwa 400 Tonnen Erze aus dem deutsch-südwestafrikanischen Tsumeb an die Königlich-Sächsischen Hüttenwerke nach Freiberg geliefert. Ziel war nicht etwa der Verkauf schöner Mineralstufen, sondern der schnöde Wissensdurst herauszufinden, wie viel Kupfer wohl in diesem Erz stecken mag", erklärt Köhler. Sachsen besaß damals in seiner "Königlich-Sächsischen-Mineralien-Niederlage" die älteste Mineralienhandlung der Welt.
Deren Leiter, der Geologe Wilhelm Maucher, gilt als Pionier der mineralogischen Erforschung von Tsumeb. Am 28. Mai 1879 im Baden-Württembergischen Winterstettenstadt geboren, nahm er 1899 in Freiberg ein Studium der Mineralogie auf. 1904 schloss er dieses als Diplom-Ingenieur ab und wurde noch im selben Jahr zum Leiter der Mineralien-Niederlage berufen. "Als solcher nahm er auch die Lieferung aus Tsumeb unter die Lupe und durfte rund 1000 Kilogramm Erze als Belege für diese Lagerstätte auswählen. Die schönsten Stufen wurden den Sammlungen der Bergakademie einverleibt. Den größten Teil verkaufte die Niederlage jedoch. Weitere Stücke dienten später und zum Teil noch heute als Tauschmaterial für die Mineralogische Sammlung", erläutert der Wissenschaftler.
1908 veröffentlichte Maucher in der Zeitschrift für praktische Geologie die erste umfassende mineralogische Beschreibung der Lagerstätte Tsumeb. Ein Jahr später quittierte er seinen Dienst an der Bergakademie und eröffnete eine eigene Mineralienhandlung in München. Dort verstarb Maucher am 4. Mai 1930. "Mit den Maucher-Stufen wurde der Grundstock für fast alle europäischen Tsumeb-Sammlungen gelegt", fügt Köhler noch hinzu.
Eigenartig ist nur, dass in der jetzigen Sammlung wohl eine Tafel auf Maucher hinweist, Stufen von ihm aber nicht zu sehen sind. "Auch das hat einen einfachen Grund", erzählt der Gästebetreuer der Sammlung Morris Lohse (29). "Die ausgestellten Stücke stammen alle aus der Schweizer Pohl-Ströher-Mineralienstiftung, die der Bergakademie seit dem Jahr 2004 als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt worden ist."
In den Vitrinen sind rund 900 Minerale zu sehen. Darunter befinden sich schwarzer Schörl und blauer Aquamarin aus dem Erongo, herrliche Fluorite von Okorusu bei Otjiwarongo und wunderschöner Topas von der Spitzkoppe. "Letzterer war dort um 1900 bis zur Größe von Zigarrenkisten gefunden worden", erzählt Lohse, nicht ohne auch selbst etwas darüber zu staunen.
Wenn die Sonderausstellung "Namibia" beendet ist, wird es mit der Farbenpracht dennoch nicht vorbei sein. Unweit vom jetzigen Ausstellungsort im Hauptgebäude der Universität befindet sich das Schloss Freudenstein. In diesem geräumigen Renaissancebau gibt es ab Ende 2008 etwas Einmaliges zu sehen: die "Terra Mineralia", eine mineralogische Reise um die Welt. In vier Sälen werden Minerale aus allen Kontinenten gezeigt. Afrika wird mit Stücken aus Marokko, Namibia und Südafrika vertreten sein. In einer extra eingerichteten Schatzkammer werden dann die schönsten und größten Fundstücke ausgestellt.
Bei gedämpftem Licht entwickeln die Exponate eine ungeahnte Anziehungskraft. Allerdings wird es auch einen Gebäudeteil geben, der nur Wissenschaftlern und Studenten vorbehalten ist. In einem sieben Etagen hohen Mineraldepot entsteht eine "steinerne Datenbank". Hier werden unter anderem weltweite Proben von nicht mehr zugänglichen Fundorten dokumentiert. Vielleicht hat Morris Lohse Glück und kann "seine namibischen Minerale" auch in der neuen Ausstellung den Besuchern präsentieren. Am kommenden Montag (17. September, 17.30 Uhr) gibt es im Geological Survey in Windhoek einen Vorgeschmack auf die Ausstellung. Die Direktorin des Hauses, Dr. Gabriele Schneider, empfängt eine Delegation der Bergakademie Freiberg unter Leitung ihres Rektors Professor Georg Unland sowie Vertreter der Bode Verlags GmbH. Gemeinsam werden sie den Zweiten Band der "Edition Schloss Freudenstein" mit dem Titel "Namibia - Mineralien & Fundstellen" offiziell vorstellen.
Der Prachtband mit seinen Schätzen aus der Erde umfasst 856 Seiten und rund 1700 Fotos. Das Vorwort hat Präsident Hifikepunye Pohamba verfasst. Lange wurde an der Erstellung dieses Buches gearbeitet. Seit rund 15 Jahren hat der Autor Dr. Ludi von Bezing die meisten Fundorte akribisch besucht und Fakten und Daten zusammengetragen. Das Buch soll die Leser aber nicht nur dazu animieren, auf die hübschen Steine zu schauen, sondern auch die einmalig schöne Landschaft Namibias zu genießen.
Namibia hat in der Vergangenheit prächtige Mineralien und Edelsteine hervorgebracht. Auch heute noch werden viele neue Mineralien und Vorkommen entdeckt. Die ständige Suche nach Rohstoffen bringt auch immer wieder neue Stücke ans Licht. Jüngstes Beispiel ist die Skorpion Zinc Mine im Süden des Landes. Dort wurden erst kürzlich exzellente Tarbuttit-Stufen gefunden.
Von Andreas Fels
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Allgemeine Zeitung
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