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Namibias unberührter Süden

Auf den Spuren der Diamantensucher
Wiebke Schmidt
Von Eva-Marie Born

Wie Bühnen bauen sich links und rechts Felsformationen auf, die Farben wechseln sich minütlich ab - Rosé, Gelb, Orange, Rot, Beige und das Blau des Himmels. Strauße stehen in der sengenden Hitze und lassen sich nicht von den wenigen vorbeifahrenden Autos stören. Man sieht nichts als Steine und Felsen, wie von Menschenhand geschnitten und aufgeschichtet. Berge, die an den südafrikanischen Tafelberg erinnern - nur viel größer und in zahlreicher Ausführung. Hier und da eine Farm in der Ferne, umgeben von schützendem Grün inmitten der Trockenheit.

Auf dem Weg von Keetanshoop nach Oranjemund im Süden Namibias, wo nur der Oranje-Fluss die Grenze zu Südafrika markiert befindet sich der südlichste Teil des neuen Tsau //Khaeb (Sperrgebiet) Nationalparks. Das ehemalige Diamantensperrgebiet erstreckt sich dann gen Norden zur südlichen Grenze des Namib-Naukluft Parks.

Im Jahr 1908 wurden bei Arbeiten an einer Eisenbahnstrecke zum ersten Mal Diamanten gefunden. So viele, dass kurz darauf diverse Diamantengesellschaften das Gebiet unter sich aufteilten und den Diamantenabbau dort kultivierten. Es gibt Erzählungen davon, dass die weißen Kolonialherren ihre schwarzen Mitarbeiter bei Vollmond buchstäblich in die Wüste schickten, damit diese, auf dem Boden kriechend, nach Diamanten suchten, die dort zu Hauf im Mondlicht glitzerten. „Märchental“ heißt der Ort, an dem es von Diamanten nur so wimmelte. Die Wohnstätten der damaligen Diamantensucher gibt es heute noch: Sie heißen Kolmannskop, Elisabethbucht und Pomona und sind seit langem verwaiste Geisterstädte.

Die Diamantenförderung wurde im Laufe der Jahre weiter perfektioniert, was zwangsläufig zu einer großflächigen Veränderung der vielfältigen Wüstenlandschaft führte. Da jeder Zentimeter des Gebiets nach Diamanten abgesucht werden musste, wurde viel Gestein und Sand abgetragen und somit viel von der Flora und Fauna zerstört. Später übernahm die De-Beers-Gruppe den Abbau im Gebiet und errichtete in den 1960er Jahren weitere Städte für die Minenarbeiter, die auch noch heute existieren: Rosh Pinah und Oranjemund. Sie begrenzen den heutigen Tsau //Khaeb (Sperrgebiet) Nationalpark im Süden und Südosten. Heute hat sich die Diamantenförderung vor allem in den Atlantik verlagert. Die Wüste konnte sich von den Eingriffen größtenteils wieder regenerieren und profitiert auch davon, dass kein öffentlicher Verkehr im Gebiet erlaubt ist.

Verlässt man Rosh Pinah auf dem Weg nach Oranjemund an der Küste, durchquert man schon den südlichsten Teil des ehemals restriktiv-abgeschotteten Gebiets. Getrennt durch den Oranje-Fluss ist Südafrika am anderen Ufer nur einen Steinwurf entfernt. Das Gewässer gräbt sich durch die Wüste und offenbart eine komplementäre Welt zu den trockenen Felsformationen ringsherum. Alle paar Kilometer versperren links und rechts an der Straße gelbe Warnschilder mit der Aufschrift „Sperrgebiet“ den Weg weiter ins Innere der faszinierenden Landschaft. Bis vor kurzem war hier sogar das Anhalten streng verboten. Heute gibt es sogar kleine Parkplätze zum Picknicken. Nach ungefähr 45 Minuten erreicht man Oranjemund. Der Charme der 60er Jahre ist unverkennbar. Eine verschlafene Stadt, wie vom anderen Ende der Welt.

Von Oranjemund kann man innerhalb von circa fünf Stunden den Nationalpark gen Norden bis nach Lüderitzbucht durchqueren. Dadurch, dass das Gebiet lange Zeit vom öffentlichen Verkehr und Tourismus ausgenommen war, konnten sich einzigartige Sukkulentenwälder und Wüstenpflanzen entwickeln, die anderenorts nicht überleben würden.

Man fährt auf unbefestigten Straßen durch beeindruckende Dünenlandschaft. Die raue Küste mit ihren unzähligen, unentdeckten Stränden und Geisterstädten reizt jeden mit Entdeckergeist. Man kann halb verfallene Häuser erspähen, Spuren kolonialen Lebens unter harten Bedingungen. Umgeben sind sie von Sukkulentenwäldern, Dünen und vor allem: Wind. Der Bogenfels, welcher wie eine Festung aus dem Meer ragt ist ein weiteres Highlight. Um den Fels herum am Strand finden sich Schiffswracks, wie man sie sonst von der sogenannten „Skeleton Coast“ im Nordwesten Nambias kennt.

Um das Gebiet zu befahren, muss eine Durchfahrtsberechtigung beim Ministerium für Umwelt und Tourismus beantragt werden. Es empfiehlt sich, diese mindestens zwei Wochen im Voraus einzureichen. Das Prozedere soll im Jahr 2020 wesentlich vereinfacht werden.

Fun Fact

Das ehemalige Sperrgebiet ist einer von 34 weltweiten Top-Biodiversitäts-Hotspots. Durch die einzigartige Nutzung des Gebiets finden sich hier zum Beispiel einzigartige Sukkulentenwälder.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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