Namibier sind kulturmüde
Gästeschwund in der Theater- und Musikszene von Windhoek
Von Jessica Bürger
Windhoek
Sie hatte dem Warehouse Theater endlich wieder zu Einnahmen verhelfen sollen. Die Veranstaltung „The Show“, die am Freitag den 10. Februar stattfinden sollte und in deren Vorbereitung Monate an Arbeit und Geld hineingeflossen waren, wurde kurzfristig abgesagt. Laut offiziellen Stellen des Warehouse Theaters war das Dach undicht gewesen, obwohl es bereits zweimal in den vergangenen Wochen abgedichtet worden war und hatte die Bühne unter Wasser gesetzt. Dabei hätte das Theater das Geld gut gebrauchen können.
„Wir sind nicht bankrott“, betont Conny Pimenta, die für die Öffentlichkeitsarbeit des Kulturzentrums zuständig ist. Allerdings seien die Besucherzahlen des Warehouse Theaters im letzten Jahr um 30 Prozent zurückgegangen, was sich in den Finanzen wiederspiegeln würde. Ähnlich ergeht es auch dem Goethe-Institut und dem Franko-Namibischen-Kulturzentrum (FNCC). Das Theater im FNCC fasst etwa 250 Leute. Bei dünn besuchten Veranstaltungen waren 2015 noch etwa 60 Plätze belegt, während es 2016 nur noch 30 Plätze waren. Das macht noch einmal einen Rückgang um 50 Prozent. Isabel Katjivivi, Leiterin der Kultur- und Veranstaltungsabteilung des FNCC, kann nur einen Grund dafür finden, dass die Leute nicht mehr ins Theater gehen: „Das Programm muss entweder uninteressant sein oder die Menschen sind so übersättigt, dass sie kein Bedürfnis mehr nach kulturellen Veranstaltungen haben.“
Den Vorteil, denn das FNCC und das Goethe-Institut jedoch haben, ist die staatliche Unterstützung. Das Warehouse Theater aber ist seit seiner Gründung vor 27 Jahren in privater Hand, seit 2011 in der von Mike Ott. Unter dem Dachinvestor Prometheus-Investments fällt nicht nur das Theater selbst, sondern auch der Boiler Room, der Cellar of Rock und The Loft. Letztere werden regelmäßig untervermietet und die Bar im Boiler Room bringt den höchsten Gewinn ein.
Jede Veranstaltung, egal ob es sich um ein Theaterstück, eine Musikshow oder eine Tanzeinlage handelt, basiert auf einem halben Jahr Vorbereitung. „Wir haben Anfragen von Künstlern, mit denen wir das kommende Jahr gestalten könnten“, sagt Pimenta. Das Problem läge eher darin, die entstehenden Kosten durch das Theater zu decken. Es fehle schlichtweg an Besuchern, so Pimenta.
Doch woran liegt es, dass allen Kulturinstanzen in Windhoek die Besucher ausbleiben? Lendl Izaaks, Leiter der Öffentlichkeitsabteilung des Goethe-Instituts, nennt drei Punkte: Das Interesse an namibischen Künstlern fehle, abgesehen davon, dass das Pay-TV viele Bedürfnisse befriedigen würde. Außerdem sei es vielen Leuten zu gefährlich, nachts durch Windhoek zu fahren. „Der Kulturmarkt in Namibia ist eben ein ganz anderer als in Europa“, fasst er zusammen. Gerade jetzt, wo es Namibia wirtschaftlich immer schlechter geht und die Leute grundsätzlich weniger Geld zur Verfügung haben, sparen sie lieber für ein neues Paar Schuhe, als ins Theater zu gehen.
Conny Pimenta wünscht sich trotzdem etwas mehr Eigeninitiative der Leute. „Viele Künstler haben im Warehouse ihr Zuhause. Würden wir schließen, hätten sie eine Bühne weniger.“ Das Warehouse Theater sorge für ausreichend Sicherheit innerhalb des Gebäudes und an den Eingängen, damit es nicht zu Prügeleien, Drogenhandel oder Waffengebrauch käme. Ihr großer Traum ist es, Adele oder die Toten Hosen ins Theater zu bringen, dann würden sicherlich genügend Besucher kommen. „Du kannst das Pferd zum Wasser führen“, sagt sie abschließend, „aber trinken muss es selbst.“
Windhoek
Sie hatte dem Warehouse Theater endlich wieder zu Einnahmen verhelfen sollen. Die Veranstaltung „The Show“, die am Freitag den 10. Februar stattfinden sollte und in deren Vorbereitung Monate an Arbeit und Geld hineingeflossen waren, wurde kurzfristig abgesagt. Laut offiziellen Stellen des Warehouse Theaters war das Dach undicht gewesen, obwohl es bereits zweimal in den vergangenen Wochen abgedichtet worden war und hatte die Bühne unter Wasser gesetzt. Dabei hätte das Theater das Geld gut gebrauchen können.
„Wir sind nicht bankrott“, betont Conny Pimenta, die für die Öffentlichkeitsarbeit des Kulturzentrums zuständig ist. Allerdings seien die Besucherzahlen des Warehouse Theaters im letzten Jahr um 30 Prozent zurückgegangen, was sich in den Finanzen wiederspiegeln würde. Ähnlich ergeht es auch dem Goethe-Institut und dem Franko-Namibischen-Kulturzentrum (FNCC). Das Theater im FNCC fasst etwa 250 Leute. Bei dünn besuchten Veranstaltungen waren 2015 noch etwa 60 Plätze belegt, während es 2016 nur noch 30 Plätze waren. Das macht noch einmal einen Rückgang um 50 Prozent. Isabel Katjivivi, Leiterin der Kultur- und Veranstaltungsabteilung des FNCC, kann nur einen Grund dafür finden, dass die Leute nicht mehr ins Theater gehen: „Das Programm muss entweder uninteressant sein oder die Menschen sind so übersättigt, dass sie kein Bedürfnis mehr nach kulturellen Veranstaltungen haben.“
Den Vorteil, denn das FNCC und das Goethe-Institut jedoch haben, ist die staatliche Unterstützung. Das Warehouse Theater aber ist seit seiner Gründung vor 27 Jahren in privater Hand, seit 2011 in der von Mike Ott. Unter dem Dachinvestor Prometheus-Investments fällt nicht nur das Theater selbst, sondern auch der Boiler Room, der Cellar of Rock und The Loft. Letztere werden regelmäßig untervermietet und die Bar im Boiler Room bringt den höchsten Gewinn ein.
Jede Veranstaltung, egal ob es sich um ein Theaterstück, eine Musikshow oder eine Tanzeinlage handelt, basiert auf einem halben Jahr Vorbereitung. „Wir haben Anfragen von Künstlern, mit denen wir das kommende Jahr gestalten könnten“, sagt Pimenta. Das Problem läge eher darin, die entstehenden Kosten durch das Theater zu decken. Es fehle schlichtweg an Besuchern, so Pimenta.
Doch woran liegt es, dass allen Kulturinstanzen in Windhoek die Besucher ausbleiben? Lendl Izaaks, Leiter der Öffentlichkeitsabteilung des Goethe-Instituts, nennt drei Punkte: Das Interesse an namibischen Künstlern fehle, abgesehen davon, dass das Pay-TV viele Bedürfnisse befriedigen würde. Außerdem sei es vielen Leuten zu gefährlich, nachts durch Windhoek zu fahren. „Der Kulturmarkt in Namibia ist eben ein ganz anderer als in Europa“, fasst er zusammen. Gerade jetzt, wo es Namibia wirtschaftlich immer schlechter geht und die Leute grundsätzlich weniger Geld zur Verfügung haben, sparen sie lieber für ein neues Paar Schuhe, als ins Theater zu gehen.
Conny Pimenta wünscht sich trotzdem etwas mehr Eigeninitiative der Leute. „Viele Künstler haben im Warehouse ihr Zuhause. Würden wir schließen, hätten sie eine Bühne weniger.“ Das Warehouse Theater sorge für ausreichend Sicherheit innerhalb des Gebäudes und an den Eingängen, damit es nicht zu Prügeleien, Drogenhandel oder Waffengebrauch käme. Ihr großer Traum ist es, Adele oder die Toten Hosen ins Theater zu bringen, dann würden sicherlich genügend Besucher kommen. „Du kannst das Pferd zum Wasser führen“, sagt sie abschließend, „aber trinken muss es selbst.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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