"Nangula im Minirock, gib acht, Nangula"
Bernhilde sagt, sie würde den erst besten Mann heiraten, der um ihre Hand anhält. Nur um ihre beiden Kinder nicht mehr ganz allein ernähren zu müssen. Die junge Frau aus Okhawa ka Mbandjele in Ombalantu weiß: Als Mutter von zwei unehelichen Kindern hat sie keine Rechte, keine Zukunft und keine Hoffnung. Die neueste Folge der namibischen Fernsehserie "Savanna Stories" erzählt von Frauenschicksalen im Ovamboland.
Es ist der erste Dokumentarfilm der Studienabgängerin Jana von Hase. "Ich wollte herausfinden, wie es Mädchen in meinem Alter in einer der anderen Kulturen Namibias ergeht", erzählt Jana. "Wir leben in solch unterschiedlichen Realitäten."
Jana ist 25 Jahre jung, hat gerade ihr Studium der Filmregie in Kapstadt abgeschlossen und nun für die Produktionsfirma Pretty Cow Movies das erste Mal Regie geführt. Es war auch das erste Mal, dass die deutschsprachige Namibierin in der dicht bevölkerten Omusati-Region im Norden des Landes zu Besuch war.
Die Frauen, von denen ihr Film erzählt, leben in einer anderen Welt. Rauha besucht noch die Schule, aber sie hat ein uneheliches Kind. "Mein Freund hat mich ausgetrickst und ein Loch in das Kondom gemacht", behauptet Rauha. "Heiraten wollte er mich aber nicht. Seit ich sein Kind habe, findet er die anderen Mädchen in der Schule hübscher als mich", sagt Rauha und lacht ihr glucksendes Lachen.
Bernhilde hat zwei Kinder von unterschiedlichen Vätern. Wie Rauha wartet auch sie auf einen Heiratsantrag. Von wem, ist ihr ganz egal. "Als verheiratete Frau hat man es leichter", meint sie, während sie mit einer Schwester vor ihrer Hütte Mais stampft. Aber Bernhilde weiß auch, dass sie kaum eine Chance hat. Die Männer in ihrer Kultur wollen unberührte Frauen heiraten.
In idyllisch anmutenden Bildern gibt dieser 40-minütige Dokumentarfilm Dorfszenen in der Omusatiregion wieder. Küken scharen sich um eine Henne. Ein kleines Mädchen in kurzem Rock hopst von einem Bein aufs andere. Männer sitzen im Schatten, Frauen flechten Körbe, stampfen Mahango. Doch die Idylle täuscht. In Omusati herrscht bittere Armut, und Frauen sind Menschen zweiter Klasse.
"Ich habe Nangula in ihrem Minirock gesehen", singt Künstler Papa Shikongeni auf Oshivambo. Der eingängige Singsang des Reggaeliedes begleitet die Bilder dieses Dokumentarstreifens. "Nangula ist ein Mädchen aus Oshana, Nangula ist ein Mädchen aus Ohangwena, Nangula ist ein Mädchen aus Omusati. Wohin gehst Du, Nangula, in deinem Minirock? Gib acht, Nangula, gib acht."
"Der Song basiert auf einem alten Volkslied", sagt Jana von Hase. "Er ist eine Warnung an alle jungen Mädchen, sich vor den Männern in Acht zu nehmen und sich nicht schwängern zu lassen."
Für die Frauen in Janas Film kommt diese Warnung zu spät. "Ich hoffe aber trotzdem, dass sie eine Gelegenheit haben, diesen Film zu sehen und dass er ihnen Mut macht", sagt die junge namibische Filmemacherin. "Ich wollte ihnen die Chance geben, von ihrem Leben zu erzählen. Es haben auch nur solche Frauen mit mir sprechen wollen, die sowieso marginalisiert sind. Frauen, die nichts mehr zu verlieren haben."
Für Jana ist es vor allem die erste Szene in diesem Film, der ihre Perspektive vom Leben in der Omusati-Region widerspiegelt: Eine Kuh wird geschlachtet, das Fleisch von den Männern in Schubkarren zum Markt verfrachtet. "Für mich ist diese Szene symbolisch für das Leben der Frauen in dieser Region. Die Schlachtszene ist eine Metapher für den Marktwert der Frau."
"Savanna Stories" ist eine Dokumentarfilmserie der Namibian Broadcasting Corporation, produziert von Pretty Cow Movies. Die Serie läuft jeden zweiten Sonntag nach den 8-Uhr-Nachrichten im NBC. Am kommenden Sonntag (16. Jan) wird die Folge über die Omusatiregion unter der Regie von Jana von Hase gezeigt.
Es ist der erste Dokumentarfilm der Studienabgängerin Jana von Hase. "Ich wollte herausfinden, wie es Mädchen in meinem Alter in einer der anderen Kulturen Namibias ergeht", erzählt Jana. "Wir leben in solch unterschiedlichen Realitäten."
Jana ist 25 Jahre jung, hat gerade ihr Studium der Filmregie in Kapstadt abgeschlossen und nun für die Produktionsfirma Pretty Cow Movies das erste Mal Regie geführt. Es war auch das erste Mal, dass die deutschsprachige Namibierin in der dicht bevölkerten Omusati-Region im Norden des Landes zu Besuch war.
Die Frauen, von denen ihr Film erzählt, leben in einer anderen Welt. Rauha besucht noch die Schule, aber sie hat ein uneheliches Kind. "Mein Freund hat mich ausgetrickst und ein Loch in das Kondom gemacht", behauptet Rauha. "Heiraten wollte er mich aber nicht. Seit ich sein Kind habe, findet er die anderen Mädchen in der Schule hübscher als mich", sagt Rauha und lacht ihr glucksendes Lachen.
Bernhilde hat zwei Kinder von unterschiedlichen Vätern. Wie Rauha wartet auch sie auf einen Heiratsantrag. Von wem, ist ihr ganz egal. "Als verheiratete Frau hat man es leichter", meint sie, während sie mit einer Schwester vor ihrer Hütte Mais stampft. Aber Bernhilde weiß auch, dass sie kaum eine Chance hat. Die Männer in ihrer Kultur wollen unberührte Frauen heiraten.
In idyllisch anmutenden Bildern gibt dieser 40-minütige Dokumentarfilm Dorfszenen in der Omusatiregion wieder. Küken scharen sich um eine Henne. Ein kleines Mädchen in kurzem Rock hopst von einem Bein aufs andere. Männer sitzen im Schatten, Frauen flechten Körbe, stampfen Mahango. Doch die Idylle täuscht. In Omusati herrscht bittere Armut, und Frauen sind Menschen zweiter Klasse.
"Ich habe Nangula in ihrem Minirock gesehen", singt Künstler Papa Shikongeni auf Oshivambo. Der eingängige Singsang des Reggaeliedes begleitet die Bilder dieses Dokumentarstreifens. "Nangula ist ein Mädchen aus Oshana, Nangula ist ein Mädchen aus Ohangwena, Nangula ist ein Mädchen aus Omusati. Wohin gehst Du, Nangula, in deinem Minirock? Gib acht, Nangula, gib acht."
"Der Song basiert auf einem alten Volkslied", sagt Jana von Hase. "Er ist eine Warnung an alle jungen Mädchen, sich vor den Männern in Acht zu nehmen und sich nicht schwängern zu lassen."
Für die Frauen in Janas Film kommt diese Warnung zu spät. "Ich hoffe aber trotzdem, dass sie eine Gelegenheit haben, diesen Film zu sehen und dass er ihnen Mut macht", sagt die junge namibische Filmemacherin. "Ich wollte ihnen die Chance geben, von ihrem Leben zu erzählen. Es haben auch nur solche Frauen mit mir sprechen wollen, die sowieso marginalisiert sind. Frauen, die nichts mehr zu verlieren haben."
Für Jana ist es vor allem die erste Szene in diesem Film, der ihre Perspektive vom Leben in der Omusati-Region widerspiegelt: Eine Kuh wird geschlachtet, das Fleisch von den Männern in Schubkarren zum Markt verfrachtet. "Für mich ist diese Szene symbolisch für das Leben der Frauen in dieser Region. Die Schlachtszene ist eine Metapher für den Marktwert der Frau."
"Savanna Stories" ist eine Dokumentarfilmserie der Namibian Broadcasting Corporation, produziert von Pretty Cow Movies. Die Serie läuft jeden zweiten Sonntag nach den 8-Uhr-Nachrichten im NBC. Am kommenden Sonntag (16. Jan) wird die Folge über die Omusatiregion unter der Regie von Jana von Hase gezeigt.
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Allgemeine Zeitung
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