Nashorn-Pirsch im Damaraland
Nashornschutz und Ökotourismus gelingend miteinander verbinden
Von Anne Odendahl, Windhoek
Die Sonne ist seit etwa einer halben Stunde aufgegangen und die Schatten sind noch lang, als wir uns um die Nashorn-Toilette herum versammeln. Seit fast drei Stunden sind wir schon in dem rauen, felsigen Gebiet unterwegs. „Um etwa vier oder fünf Uhr heute Morgen hat das Nashorn hier sein Geschäft verrichtet“, erklärt Ranger Martin Nawaseb vom Save the Rhino Trust (SRT) der Gruppe, die am 26. Mai zum „Rhino-Tracking“ im Uibasen-Hegegebiet in der Kunene-Region unterwegs ist. „Das Spitzmaulnashorn markiert sein Revier, indem es Urin gezielt an Büsche verspritzt, was Bullen wesentlich häufiger tun als Kühe. Weiterhin verteilen sie ihren Dung an die Revierränder und scharren es zu länglichen Grenzmarkierungen. Der Haufen ist umso größer, je dominanter der Bulle ist“, weiß Nawaseb und zerreibt den Dung in den Händen.
Natur bewahren
Das Rhino-Tracking ist ein Angebot der Namibischen Gesellschaft für Umwelt- und Tierschutz (NEWS). „Mit der Pirschfahrt möchten wir die öffentliche Aufmerksamkeit bewusst auf die Gefährdung von Nashörnern in Namibia lenken“, sagt Frauke Kreitz von NEWS. Die gemeinnützige Organisation setzt sich für die Umwelt Namibias und eine nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen ein. Mit Unterstützung ihrer Partner, der Stiftung SRT, dem Ministerium für Umwelt und Tourismus (MET), der Namibische Naturstiftung (NNF), den drei Hegegebiete Sorris Sorris, Uibasen und Doro! Nawas sowie der Twyfelfontein Country Lodge, konnte NEWS die dreitägige Reise ins Gebiet um das Weltkulturerbe in Twyfelfontein anbieten. „Namibias Stärke liegt in seiner wunderschönen Natur. Indem wir verschiedene Interessensvertreter zusammenbringen, leisten wir unseren Beitrag sie zu bewahren.“ Etwa 12000 N$, rund ein Drittel der Teilnahmebeiträge, gehen direkt an SRT.
Vor Wilderei und dem Aussterben schützen
Auf der Pirschfahrt geht es nicht nur darum, dass die Teilnehmer den Nashörnern näher kommen, sondern auch darum, dass ein Beitrag zur Forschungsarbeit geleistet wird. Alle gesammelten Daten werden über SRT an das Umweltministerium gesendet. Daraus ergäben sich mehrere Vorteile, weiß Andrew Malherbe, Manager bei NNF: „Langfristig können wir mit den gesammelten Daten die Sicherheit der Spitzmaulnashörner in der Region erhöhen und Wilderei verhindern. Durch die umfangreiche Überwachung der Nashornpopulation- und Wanderung, Wasserverteilung und Mensch-Tier-Konflikten können wir mit dem MET Strategien für die Erhaltung der Art entwickeln.“ Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN sind Spitzmaulnashörner als vom Aussterben bedroht aufgeführt. Der WWF gibt an, dass 2015 in Namibia 1946 Spitzmaulnashörner lebten.
Nashörner nicht stressen
Oberstes Gebot, auch auf unserer Fahrt, ist es, die Spitzmaulnashörner so wenig wie möglich zu stören. Besonders unkontrollierte Verfolgungsaktivitäten können zu übermäßigem Stress für die Tiere führen. Nachdem wir am Wasserloch keine Nashörner gesehen haben, fahren wir in unseren beiden Geländewagen dem weißen Pick-Up dem Tracker hinterher. Unserem Konvoi voraus sind weitere Tracker von SRT und den Hegegebieten. Zwischendurch sehen wir immer die dicken, runden Spuren der Nashörner im Sand, die einem vierblättrigen Kleeblatt ähneln. Mittlerweile brennt die Sonne vom Himmel. „Wir vermuten, dass wir einem dominanten Bullen folgen, der sein Territorium sichern und markieren will“, sagt Richard Uirab, denn sonst hätten wir das Tier schon eingeholt. Er arbeitet für das Sorris-Sorris-Hegegebiet und nimmt am Rhino-Ranger-Programm des SRT teil.
Ökotourismus mit Vorteilen
Die Hegegebiete sind Teil des Rhino Custodianship-Programms; NNF, SRT sowie MET unterstützen sie dabei, Vorteile auf dem Nashorn-Tourismus zu ziehen. „Auf der Grundlage erfolgreicher Pilotprojekte, wie beispielsweise dem Rhino-Tracking, ermitteln wir zudem, ob und inwieweit der Wildtier-Tourismus in der Region tragfähig ist“, erklärt Uirab. Auch die umliegenden Gemeinden profitierten von der Nashornüberwachung. „Durch den Nashorntourismus und die Nashorn-Ranger aus den Damara-Gemeinden haben wir ein Einkommen. Zudem stärkt das gemeinsame Management zwischen den drei Hegegebieten die Nachhaltigkeit des Gebiets und das Renommee als Ökotourismuszone“, erklärt Malherbe.
Die Nashorn-Familie
Die Mittagssonne brennt vom Himmel, als plötzlich Tracker Nawaseb beide Daumen in die Höhe streckt. Die Stimmung wird sehr aufgeregt, aber genau jetzt müssen wir ganz ruhig bleiben. Wir rutschen von den staubigen Sitzen und laufen schweigend im Entenmarsch unseren Trackern hinterher bis auf eine kleine Anhöhe. Und da sind sie: In etwa 200 Meter Entfernung steht eine Nashorner-Familie: ein Bulle, eine Kuh und ihr Kalb. Ein seltener Anblick, da Spitzmaulnashornbullen Einzelgänger sind und die Kühe auch nur semi-sozial leben. Ihre Kälber bleiben allerdings rund drei bis vier Jahre an ihrer Seite.
Die Kopf-Rumpf-Länge von Spitzmaulnashörnern beträgt etwa drei bis vier Meter, die Schulterhöhe rund 1,40 bis 1,70 Meter. Im Galopp erreichen Spitzmaulnashörner Geschwindigkeiten von bis zu 55 km/h. Davon erhalten wir einen kurzen Eindruck, als der Bulle auf einmal losrennt, als er unsere Witterung aufnimmt. Ein Raunen geht durch die Gruppe, als wir sehen, wie schnell sich der massige Körper in Bewegung setzen kann. Wir hören sein Schnauben und Stampfen. Allerdings kann uns der Dickhäuter nicht genau verorten und bleibt nach ein paar Sekunden wieder stehen. Vielleicht war es auch nur ein Ablenkungsmanöver, da die Kuh und das Kalb in der Zwischenzeit davontraben. Während wir staunen, trägt Nawaseb die äußeren Merkmale der Nashorn-Familie in ein Büchlein ein. Selig steigen wir zurück in unsere Geländewagen und sind beeindruckt von den Fähigkeiten der Tracker, die uns in der unwirtlichen Landschaft durch die Hitze geführt haben.
„Es war ein einmaliges Erlebnis“, sagt Kalf van Zyl, der zum ersten Mal an einem Rhino-Tracking teilgenommen hat. „Es wäre auch zufriedenstellend gewesen, allein die Pirschfahrt mitgemacht zu haben. Dass wir doch noch Nashörner gesehen haben, ist ein wahrer Bonus“, schwärmt er. Judith Walls, ebenfalls Teil der Gruppe, ist seiner Meinung: „Wir sind so sehr daran gewöhnt, alles sofort zu bekommen. Wie viel Arbeit und Energie die Ranger aufgewendet haben, damit wir die Nashörner sehen, ist erstaunlich.“
Infokasten
NEWS
Die Namibische Gesellschaft für Umwelt- und Tierschutz (Namibia Environmental and Wildlife Society) ist eine gemeinnützige Organisation mit rund 300 Mitgliedern. Sie finanziert sich aus Mitgliederbeiträgen (ab 250 N$ pro Kalenderjahr) und Spenden. Mit ihrem Netzwerk von 36 Partnern organisiert sie Vorträge, unterstützt lokale Forschungsvorhaben und gibt zwei Mal im Jahr ein Magazin heraus. Das Rhino-Tracking soll im nächsten Jahr wieder stattfinden.
Die Sonne ist seit etwa einer halben Stunde aufgegangen und die Schatten sind noch lang, als wir uns um die Nashorn-Toilette herum versammeln. Seit fast drei Stunden sind wir schon in dem rauen, felsigen Gebiet unterwegs. „Um etwa vier oder fünf Uhr heute Morgen hat das Nashorn hier sein Geschäft verrichtet“, erklärt Ranger Martin Nawaseb vom Save the Rhino Trust (SRT) der Gruppe, die am 26. Mai zum „Rhino-Tracking“ im Uibasen-Hegegebiet in der Kunene-Region unterwegs ist. „Das Spitzmaulnashorn markiert sein Revier, indem es Urin gezielt an Büsche verspritzt, was Bullen wesentlich häufiger tun als Kühe. Weiterhin verteilen sie ihren Dung an die Revierränder und scharren es zu länglichen Grenzmarkierungen. Der Haufen ist umso größer, je dominanter der Bulle ist“, weiß Nawaseb und zerreibt den Dung in den Händen.
Natur bewahren
Das Rhino-Tracking ist ein Angebot der Namibischen Gesellschaft für Umwelt- und Tierschutz (NEWS). „Mit der Pirschfahrt möchten wir die öffentliche Aufmerksamkeit bewusst auf die Gefährdung von Nashörnern in Namibia lenken“, sagt Frauke Kreitz von NEWS. Die gemeinnützige Organisation setzt sich für die Umwelt Namibias und eine nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen ein. Mit Unterstützung ihrer Partner, der Stiftung SRT, dem Ministerium für Umwelt und Tourismus (MET), der Namibische Naturstiftung (NNF), den drei Hegegebiete Sorris Sorris, Uibasen und Doro! Nawas sowie der Twyfelfontein Country Lodge, konnte NEWS die dreitägige Reise ins Gebiet um das Weltkulturerbe in Twyfelfontein anbieten. „Namibias Stärke liegt in seiner wunderschönen Natur. Indem wir verschiedene Interessensvertreter zusammenbringen, leisten wir unseren Beitrag sie zu bewahren.“ Etwa 12000 N$, rund ein Drittel der Teilnahmebeiträge, gehen direkt an SRT.
Vor Wilderei und dem Aussterben schützen
Auf der Pirschfahrt geht es nicht nur darum, dass die Teilnehmer den Nashörnern näher kommen, sondern auch darum, dass ein Beitrag zur Forschungsarbeit geleistet wird. Alle gesammelten Daten werden über SRT an das Umweltministerium gesendet. Daraus ergäben sich mehrere Vorteile, weiß Andrew Malherbe, Manager bei NNF: „Langfristig können wir mit den gesammelten Daten die Sicherheit der Spitzmaulnashörner in der Region erhöhen und Wilderei verhindern. Durch die umfangreiche Überwachung der Nashornpopulation- und Wanderung, Wasserverteilung und Mensch-Tier-Konflikten können wir mit dem MET Strategien für die Erhaltung der Art entwickeln.“ Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN sind Spitzmaulnashörner als vom Aussterben bedroht aufgeführt. Der WWF gibt an, dass 2015 in Namibia 1946 Spitzmaulnashörner lebten.
Nashörner nicht stressen
Oberstes Gebot, auch auf unserer Fahrt, ist es, die Spitzmaulnashörner so wenig wie möglich zu stören. Besonders unkontrollierte Verfolgungsaktivitäten können zu übermäßigem Stress für die Tiere führen. Nachdem wir am Wasserloch keine Nashörner gesehen haben, fahren wir in unseren beiden Geländewagen dem weißen Pick-Up dem Tracker hinterher. Unserem Konvoi voraus sind weitere Tracker von SRT und den Hegegebieten. Zwischendurch sehen wir immer die dicken, runden Spuren der Nashörner im Sand, die einem vierblättrigen Kleeblatt ähneln. Mittlerweile brennt die Sonne vom Himmel. „Wir vermuten, dass wir einem dominanten Bullen folgen, der sein Territorium sichern und markieren will“, sagt Richard Uirab, denn sonst hätten wir das Tier schon eingeholt. Er arbeitet für das Sorris-Sorris-Hegegebiet und nimmt am Rhino-Ranger-Programm des SRT teil.
Ökotourismus mit Vorteilen
Die Hegegebiete sind Teil des Rhino Custodianship-Programms; NNF, SRT sowie MET unterstützen sie dabei, Vorteile auf dem Nashorn-Tourismus zu ziehen. „Auf der Grundlage erfolgreicher Pilotprojekte, wie beispielsweise dem Rhino-Tracking, ermitteln wir zudem, ob und inwieweit der Wildtier-Tourismus in der Region tragfähig ist“, erklärt Uirab. Auch die umliegenden Gemeinden profitierten von der Nashornüberwachung. „Durch den Nashorntourismus und die Nashorn-Ranger aus den Damara-Gemeinden haben wir ein Einkommen. Zudem stärkt das gemeinsame Management zwischen den drei Hegegebieten die Nachhaltigkeit des Gebiets und das Renommee als Ökotourismuszone“, erklärt Malherbe.
Die Nashorn-Familie
Die Mittagssonne brennt vom Himmel, als plötzlich Tracker Nawaseb beide Daumen in die Höhe streckt. Die Stimmung wird sehr aufgeregt, aber genau jetzt müssen wir ganz ruhig bleiben. Wir rutschen von den staubigen Sitzen und laufen schweigend im Entenmarsch unseren Trackern hinterher bis auf eine kleine Anhöhe. Und da sind sie: In etwa 200 Meter Entfernung steht eine Nashorner-Familie: ein Bulle, eine Kuh und ihr Kalb. Ein seltener Anblick, da Spitzmaulnashornbullen Einzelgänger sind und die Kühe auch nur semi-sozial leben. Ihre Kälber bleiben allerdings rund drei bis vier Jahre an ihrer Seite.
Die Kopf-Rumpf-Länge von Spitzmaulnashörnern beträgt etwa drei bis vier Meter, die Schulterhöhe rund 1,40 bis 1,70 Meter. Im Galopp erreichen Spitzmaulnashörner Geschwindigkeiten von bis zu 55 km/h. Davon erhalten wir einen kurzen Eindruck, als der Bulle auf einmal losrennt, als er unsere Witterung aufnimmt. Ein Raunen geht durch die Gruppe, als wir sehen, wie schnell sich der massige Körper in Bewegung setzen kann. Wir hören sein Schnauben und Stampfen. Allerdings kann uns der Dickhäuter nicht genau verorten und bleibt nach ein paar Sekunden wieder stehen. Vielleicht war es auch nur ein Ablenkungsmanöver, da die Kuh und das Kalb in der Zwischenzeit davontraben. Während wir staunen, trägt Nawaseb die äußeren Merkmale der Nashorn-Familie in ein Büchlein ein. Selig steigen wir zurück in unsere Geländewagen und sind beeindruckt von den Fähigkeiten der Tracker, die uns in der unwirtlichen Landschaft durch die Hitze geführt haben.
„Es war ein einmaliges Erlebnis“, sagt Kalf van Zyl, der zum ersten Mal an einem Rhino-Tracking teilgenommen hat. „Es wäre auch zufriedenstellend gewesen, allein die Pirschfahrt mitgemacht zu haben. Dass wir doch noch Nashörner gesehen haben, ist ein wahrer Bonus“, schwärmt er. Judith Walls, ebenfalls Teil der Gruppe, ist seiner Meinung: „Wir sind so sehr daran gewöhnt, alles sofort zu bekommen. Wie viel Arbeit und Energie die Ranger aufgewendet haben, damit wir die Nashörner sehen, ist erstaunlich.“
Infokasten
NEWS
Die Namibische Gesellschaft für Umwelt- und Tierschutz (Namibia Environmental and Wildlife Society) ist eine gemeinnützige Organisation mit rund 300 Mitgliedern. Sie finanziert sich aus Mitgliederbeiträgen (ab 250 N$ pro Kalenderjahr) und Spenden. Mit ihrem Netzwerk von 36 Partnern organisiert sie Vorträge, unterstützt lokale Forschungsvorhaben und gibt zwei Mal im Jahr ein Magazin heraus. Das Rhino-Tracking soll im nächsten Jahr wieder stattfinden.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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