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Natur pur auf Schritt und Ritt

Wer ist der ideale Begleiter auf einer Wüstentour? Ein Kamel. Nein, niemand soll hier beschimpft werden. Vielmehr geht es um die Definition der Tierart, die in den Sinn kommt, wenn man die Werbebotschaft von Waltraut ("Waldi") und Albert ("Lumpi") Fritzsche von der Reitfarm Hilton liest: "Ab in die Wüste - Kamelwanderung oder Kamelritt weit weg von Zivilisation und Stress!" Die Ankündigung klingt spannend und verlockend zugleich, allerdings ist sie nicht ganz korrekt. Denn die Tiere der Fritzsches haben nur einen Höcker und sind deshalb keine Kamele, sondern Dromedare.

Tradition neu belebt


"Wir kennen sehr wohl den Unterschied, aber alle Welt redet bei diesen Tieren von Kamelen und weiß was gemeint ist", sagt Waldi und verweist auf den generellen Trend. Doch das ist nebensächlich. Ganz gegen einen allgemeinen Trend aber richtet sich das Konzept der Fritzsches, die Namib-Wüste zu durchqueren - eben mit und auf Kamelen. Das war bislang auf dem touristischen Sektor nur per Pferd möglich. Auch Fritzsches sammelten damit genügend Erfahrungen: In den vergangenen zehn Jahren organisierten sie immerhin über 60 Ritte auf Rössern durch die Namib - Waldi: "Daher kommt unsere Leidenschaft zur Wüste."


Nun haben sie umgesattelt, oder besser ausgedrückt ihr Angebot erweitert: Kamelsafaris durch die Namib - das ist für Namibia so einmalig wie naheliegend. Denn schon die Schutztruppler haben damals in Deutsch-Südwestafrika hoch zu Kamel gesessen, später die südafrikanische Polizei. Dieses Fortbewegungs- und Transportmittel nach so langer Zeit "wiederzubeleben", war nicht so einfach. Denn mit den Truppen verschwanden auch die Höckertiere aus dem Land. Schließlich wurden Fritzsches noch in der Kalahari fündig und holten aus Namibia sowie Südafrika 15 Kamele.


Viel (r)eingesteckt


Das war vor zwei Jahren, und die Aufbauarbeit bzw. Eingewöhnungsphase sollte lange dauern. "Schnell haben wir gemerkt, dass Pferde und Kamele wirklich nur eines gemeinsam haben: Man kann sie reiten. Also mussten wir bei null anfangen, haben stets dazugelernt und unser Konzept so lange verbessert, bis es perfekt war", erklärt Waldi Fritzsche.


Am Anfang glich alles einem Experiment, welches vor allem Lumpi und seine Mannschaft am eigenen Leib zu spüren bekamen. Nach zwei Gehirnerschütterungen, einer gebrochenen Nase sowie zwei gebrochenen Rippen konnte es endlich mit dem Reiten losgehen. Die Sättel, allesamt handgeschmiedete Eisen-Holz-Konstruktionen, sind denen der Schutztruppe und Polizei nachempfunden - als Vorlagen dienten alte Fotos. Auf einem Sattel können bis zu zwei Reiter Platz nehmen.


Der feine Unterschied


Warum dem Kamel der Beiname Wüstenschiff angedichtet wurde, erklärt sich bereits bei der "Beladung". Ein Kamel trägt bis zu 500 Kilogramm Gewicht und wird damit zum idealen Lasttier. Fritzsches laden ihren Lieblingen freilich nicht so viel auf den Rücken - maximal 200 Kilogramm, das ist immer noch mehr als ein Pferd auf solch einer Tour (ver)tragen kann. Ein Kamel ist ohnehin in jeglicher Hinsicht belastbarer als ein Gaul. Letzterer benötigt auf einer Wüstensafari 50 Liter Wasser pro Tag, dazu reichlich Futter und viele Pausen. Ein Höckertier dagegen kommt mit zehn Liter Wasser in drei Tagen aus und "verlangt" nicht mehr als ein paar Kameldornschoten.


Während bei Pferderitten täglich ein Treffen mit einem Versorgungs- und Lastfahrzeug notwendig ist, bleibt man mit Kamelen völlig unabhängig. Und das ist auch das Einmalige an dieser Art Safaris: Man gelangt in Gebiete, die weder motorisiert, noch mit einem Pferd zu erreichen sind. Dafür haben sich Fritzsches das Tsondab Valley ausgesucht - eine Gegend, in der Wüstendünen, Steppen, Berge und bewachsene Täler eine bezaubernde Kombination bilden, die überflutet ist mit optischen Reizen.


Auf der Farm Tsondab Valley befindet sich das Camel Camp, welches Ausgangspunkt und Ende einer jeden Tour ist. Zelte, Schlafsäcke, das Gepäck der Reiter, Trinkwasser und andere Campingutensilien werden auf den Kamelen gut festgezurrt - die Vorbereitungen für den Transport dauern etwa eine Stunde und finden im "Basislager" statt.


Die Karawane zieht


Dann kann es losgehen. Die geführten Touren führen zunächst über dünn bewachsene Grassavannen, und schon bald tauchen die ersten Dünen der Namib auf. Rötlich schimmernd bilden sie einen satten Kontrast zum gelben und grünen Gras, den grauen Steinen sowie dem stahlblauen Himmel. Letzterer ist garantiert, ebenso die Vielfalt und Abwechselung dieser Landschaft, in der hier und da auch Gemsböcke zu sehen sind. Und so zieht die Karawane unter anderem durch das Tal der Könige, das Geiertal und entlang des Moringa Berges - Stationen, die sich für die Ewigkeit ins Gedächtnis einbrennen. Höhepunkt ist der so genannte Red Canyon, eine enge und tiefe Schlucht aus rotem, versteinertem Dünensand.


Die Karawanen-Touren dauern zwischen zwei und fünf Tagen, wobei vom Ausgangspunkt immer größere Bögen geschlagen werden. Länge und Tagesstrecke sind dabei abhängig vom Wetter sowie von der Kondition der Gruppe, die aus maximal einem Dutzend Teilnehmern besteht. Bei durchschnittlichen Ansprüchen werden am Tag zwischen acht und 15 Kilometer zurückgelegt.


Reiten und laufen


Das Reisen ist einmalig und bequem zugleich. Wer auf dem Sattel thront, genießt die Landschaft aus höherer Perspektive im gleichmäßigen und sanft wiegenden (Schritt)Tempo. Zur Abwechselung ist auch der Fußmarsch zu empfehlen, bei dem die Nähe zum Tier noch stärker erlebt wird. Das Führen der Kamele an der Leine ist bei manchen Streckenabschnitten, wenn es steile Dünen hoch und runter führt, sogar unerlässlich. Nur gut, dass die Tiere das gesamte Gepäck tragen.


Das Nachtlager wird unter einem großen Baum aufgeschlagen, ein kleines Lagerfeuer ist schnell entfacht. Waldi meint: "Hier merkt man, wie wenig man zum Glücklichsein braucht: ein ganz klein wenig Wasser zum Waschen, eine gute, einfache Mahlzeit und einen warmen Schlafsack." Was gibt es schöneres als eine Nacht in der Wüste unter dem unendlichen und funkelnden Sternenhimmel?! Der Verzicht auf "Luxus" wird um ein Mehrfaches ausgeglichen durch Naturerlebnis pur. Denn weil nicht ständig festgelegte Pfade eingeschlagen werden, breitet sich vor Mensch und Tier fast immer unberührte Fauna und Flora aus. Dabei kommt es bei den Touren nicht auf Streckenrekorde oder Tempo an. Dort, wo kein anderer Mensch seinen Fuß hinsetzt, geht es um das bewusste Erleben dieser bizarren und prächtigen Wüstenlandschaft - und zwar auf Schritt und Tritt. Das Kamel als Begleiter unterstreicht dabei nicht nur die Parallelen zur Geschichte, sondern den Anspruch an 100-prozentigen Ökotourismus - wahrlich fernab von Zivilisation und Stress. (Weitere Infos: www.reitsafari.com oder www.natron.net/reitsafaris/index.html)

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-04

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