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NBC-Bilanz: Mehr Schulden als erwartet
NBC-Bilanz: Mehr Schulden als erwartet

NBC-Bilanz: Mehr Schulden als erwartet

Wie NBC-Intendant Albertus Aochamub gestern in Windhoek mitteilte, habe die Aufarbeitung der vergangenen drei Geschäftsjahre die wahre Finanzsituation des Staatsunternehmens ans Licht gebracht. Demnach habe der Betrieb des Senders im Finanzjahr 2010/11 (bis 31.3.2011) Verluste von 97 Millionen Namibia-Dollar eingefahren, obwohl man mit einem Minus von 36 Mio. N$ kalkuliert habe. Ähnlich die Situation bei den sogenannten institutionellen Schulden: Man schulde dem Finanzamt sowie dem NBC-Pensionsfonds (kumuliert) rund 284 Millionen Namibia-Dollar, erwartet habe man 223 Mio. N$. Gut die Hälfte davon seien Zinsen und Strafen bzw. Bußgelder, ergänzte Jantje Daun, neue Finanz-Geschäftsführerin des Senders.

Diese Zahlen und somit "die Wahrheit" seien im Mai erstmals dem NBC-Vorstand präsentiert worden, fügte Aochamub hinzu. Nachdem der Generalbuchprüfer bei seiner Wertung des letzten Jahresabschlusses der NBC (2007/08) wegen der katastrophalen Finanzsituation bei dem Sender "kein Urteil" aussprechen konnte (AZ berichtete) und dann keine Dokumente mehr eingereicht wurden, könne er sich nun mit den Unterlagen für die Geschäftsjahre 2008/09, 2009/10 und 2010/11 befassen, sagte der Intendant.

Als Gründe für die gesamte Misere nannte Aochamub "ungeeignete Kontrollen" (u.a. "keine oder wenige Finanzberichte, sinnlose Budgets und keine Vorhersagen"), einen "inakzeptablen Stand unserer Aufzeichnungen" (u.a. Finanzbericht 2007/08 beim Generalbuchprüfer durchgefallen, unvollständige und veraltete Übersicht der Kapitalanlagen) sowie ein nicht ideales Finanzteam (u.a. zu wenig Grunddisziplin, unübliche Einstellungsmethoden, z.B. Nichtübereinstimmung der Qualifikation/Fähigkeiten). Er machte aber deutlich, dass er zu den Zielen der Umkehrstrategie stehe: "Wir können nicht ewig von öffentlicher Finanzierung abhängig sein und wollen mindestens die Hälfte (der Ausgabe, die Red.) selbst erwirtschaften; das ist eine große Herausforderung." Im Februar dieses Jahres hatte die NBC-Führung u.a. angekündigt, dass der Sender seine Einnahmen bis zum Jahr 2015 verdreifachen will (AZ berichtete).

Der Intendant wies auf eine kürzlich angefertigte Gehaltsstudie hin: "Wir zahlen durchschnittlich in voller Breite", lautet sein Fazit. Das Exekutiv-Management bekomme sogar deutlich mehr Geld als es die Richtlinien für Staatsunternehmen vorgeben. Daraus leitet Aochamub "weniger Gehaltserhöhungen für Alle" ab. Er nannte noch weitere Schritte, um die Misere in den Griff zu bekommen: So handhabe man zurzeit die Ausgaben "von Woche zu Woche", eine wöchentliche Voraussage zum Umlaufvermögen (cash flow) sei ebenfalls die Norm. Außerdem: Die Gebühren für Überziehungszinsen bei der Bank seien von ca. 200000 N$ auf rund 50000 N$ pro Jahr heruntergehandelt und alle Verträge überarbeitet worden, man leiste zudem weniger Vorauszahlungen. Indes seien die Registrierung und die Wertermittlung des Anlagevermögens (darunter Immobilien) fast abgeschlossen.

Intendant Aochamub stellte hinsichtlich der Vergangenheit erneut klar: "Wir tragen die volle Verantwortung." Er appellierte aber an alle Beteiligten, den Blick nach vorn zu richten. Dabei soll ihm ein neues Führungsteam helfen. Drei von fünf Top-Positionen seien bereits besetzt - mit Andrew Beukes (Personal), Jantje Daun (Finanzen) und Dr. Audrin Mathe (laufender Betrieb).

NBC-Vorstandsvorsitzender Sven Thieme erklärte erneut, dass es bei der Umstrukturierung nicht um Personalkürzungen gehe. "Wir wollen das Geschäft elegant verändern, um dann noch mehr Mitarbeiter zu beschäftigen - das ist es, was wir planen", sagte er abschließend.

Zahlen & Fakten: Im Finanzbericht für 2010/11 werden die Einnahmen für das jüngste Geschäftsjahr mit 164 Mio. N$ (Vorjahr: 154 Mio. N$) angegeben, wovon "eigene Einnahmen", vor allem aus Werbung und TV-Lizenzen, mit 57 Mio. N$ (53 Mio. N$) und die Staatssubvention mit 107 Mio. N$ (101 Mio. N$) beziffert werden. Auf der Ausgabenseite stehen 203 Mio. N$ (Vorjahr: 177 Mio. N$), davon für Beschäftigung 145 Mio. N$ (108 Mio. N$) und für den laufenden Betrieb 56 Mio. N$ (66 Mio. N$). Die um 34% gestiegenen Personalkosten begründete der Intendant mit Erhöhungen für Gehälter, Pensionen, Auto- und Wohnvergünstigungen sowie Urlaubsersatzleistungen. Rund sieben Millionen habe man für Überstunden kalkulieren müssen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-26

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