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Neue TV-Show in Holland

Wiebke Schmidt
Hat Andrea echt gestohlen? Und was trieben Billy und Ruud 12 heiße Minuten unter der Bettdecke? Über eine Million Niederländer haben ein neues Dauerthema im Büro und im Internet: Utopia, die neue Show aus der Erfolgs-Fabrik des TV-Unternehmers John de Mol. Seit Januar leben 15 Niederländer eingesperrt in einer Lagerhalle bei der Medienstadt Hilversum, überwacht von mehr als 100 Kameras, die die Eskapaden live rund um die Uhr ausstrahlen.
Das kannten wir doch schon? Richtig. Utopia ist die neueste Version der Formel „Big Brother“. Vor gut 14 Jahren revolutionierte der Niederländer De Mol mit der Reality-Show weltweit das Fernsehen und legte den Grundstein für sein geschätztes Vermögen von zwei Milliarden Euro.
Doch Utopia sei anders, betont er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Utopia hat soviel mit Big Brother zu tun wie Skifahren mit Fußball.“ Während die Insassen bei Big Brother gegeneinander kämpften, müssen sie bei Utopia zusammenarbeiten. Das Ziel ist nichts weniger als die ideale Gesellschaft - in Mini-Format. Dafür haben sie ein ganzes Jahr Zeit.
„Big Brother ging aus von der Schreckensvision eines totalitären Staates nach dem Buch „1984“ sagt der Amsterdamer Medienwissenschaftler Maarten Reesink. „Dagegen ist der Ausgangspunkt von Utopia der Traum von einer besseren Gesellschaft.“
Mit etwas Geld, einer Kuh und ein paar Hühnern richteten sich die 15 Pioniere in dem Blechschuppen ein: Darunter der Handwerker Paul (53), die Lebenskünstlerin Billy (31) und der intellektuelle Obdachlose und Barfuß-Fundamentalist Rienk (29). Zunächst mussten sie für Essen und Heizung sorgen und ein Klo anlegen. Der Traum von einer besseren Welt beginnt eben prosaisch.
Auch das Zusammenleben im Wellblech-Schuppen verheißt bisher nicht viel Gutes: Wie andere Wohngemeinschaften auch quält die Utopisten der alltägliche Kleinkrieg um Sex, Küchendienst und das liebe Geld. Anders als bei Big Brother dürfen diese Insassen mit der realen Außenwelt Geschäfte machen. Sie zimmern Möbel, malen bunte Bilder und backen Pfannkuchen. Doch was sollen sie mit den mühsam verdienten Euros tun? Saatgut für Bio-Kartoffeln kaufen oder doch Zigaretten?
Ein Weltverbesserer will De Mol sicherlich nicht sein. „Es ist ein Experiment.“ Er will gutes Fernsehen machen, sagt er, und damit Geld verdienen. Dabei setzt der 58-Jährige voll auf den Zeitgeist. „Menschen machen sich heute mehr Sorgen über den Zustand der Welt und ihre Zukunft als noch vor zehn Jahren.“
Seine gute Nase für Trends ist seit mehr als 30 Jahren das Geheimnis seines Erfolgs. Alle Ideen werden erst auf dem heimischen Markt ausprobiert und zwar beim Privatsender SBS 6, der zu einem Drittel ihm gehört. Erst wenn ein Format ankommt, wird es auf den Weltmarkt gebracht. Der letzte große Knaller seines Unternehmens Talpa ist „The Voice“. Die Talentshow, die mit einem Emmy ausgezeichnet wurde, begeistert inzwischen auch Millionen Chinesen.
Auch Utopia könnte ein Siegeszug bevorstehen. Der US-Sender Fox und das türkische TV8 kauften das Format bereits. Außerdem verhandelt Talpa noch mit Sendern in 19 Ländern, darunter auch Deutschland.
Über eine Million Niederländer, rund 15 Prozent der TV-Zuschauer, sehen jeden Abend die Mini-Schritte ihrer Helden zu einer besseren Welt. Eingefleischte Fans können alles noch über den Live-Stream verfolgen und sich auf Twitter, Facebook und den verschiedensten Utopia-Websites auf dem Laufenden halten.
Doch ebenso wie bei Big Brother rümpfen auch nun wieder viele Niederländer die Nase. Sex, Streit und unerträgliche Eitelkeiten, mäkeln sie. John de Mol hat sich an die Kritik gewöhnt. Das war auch bei Big Brother zunächst so. Entweder man liebt es oder man zappt angewidert weg.
Doch bei Utopia ist das Urteil doch sehr früh. Denn bis zum Ende der Show am 31. Dezember kann noch viel geschehen. „Die Frage ist: Wie sieht Utopia dann aus?“ fragt sich auch der Erfinder De Mol. „Rauchen sie am Ende in Hippie-Harmonie die Friedenspfeife oder sind sie auf dem Big Business Trip?“ In Utopia ist eben alles noch offen.
Von Annette Birschel, dpa

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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