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Neue Wunden, altes Leid

Kameradschaft und Solidarität unter ehemaligen politischen Häftlingen der Gefangeneninsel Robben Island sind Ehrensache. Versteht sich! So sollte man annehmen, aber auch politische Märtyrer machen Fehler.

Was als gutes Werk ins Leben gerufen wurde, führt jetzt zum Zerwürfnis (AZ berichtete). Der Makana Trustfonds, 1996 zur Existenzhilfe für ehemalige Häftlinge der Insel gegründet, erregt den Zorn der Namibier. Die südafrikanischen Treuhänder trifft der Vorwurf, dass sie sich nur um ehemalige Insassen aus Südafrika kümmerten und die Namibier ignorierten, darunter der Altpräsident der Swapo, Toivo ya Toivo, derzeit Minister für Strafvollzug. Ya Toivo hat 16 Jahre auf Robben Island eingesessen (der Südfafrikaner Nelson Mandela 27 Jahre), Ben Ulenga sechs Jahre und Gerson Veii vier Jahre, dazu noch ein Jahr Einzelhaft in Pretoria.


Da namibische Unabhängigkeitskämpfer während der Apartheidsära mit dem südafrikanischen Regime in Konflikt gerieten, als Südwestafrika nach Auffassung der Regierung in Pretoria wie ein integraler Teil Südafrikas verwaltet wurde, sollte überhaupt kein Zweifel darüber bestehen, dass südafrikanische und namibische Altinsassen von Robben Island gleichermaßen Anrecht auf Entschädigung aus zweckbestimmten Hilfsfonds haben. Toivo ya Toivo hat den Treuhändern des Makana Fonds diesen Anspruch schriftlich mitgeteilt.


Die Schicksals- und Erfahrungsgemeinschaft der ehemaligen Häftlinge wird allerdings durch die geografische Ferne und durch die Eigenbrötelei beider Staaten neo-nationalistischer Prägung verwischt und verwässert. Wie sonst könnte Ya Toivo von der Marginalisierung ehemaliger namibischer Insassen durch die materiellen und politischen Treuhänder der Strafinsel sprechen?


Noch komplizierter wird die Frage historischen Gedenkens und materieller Entschädigung durch den Vorwurf der kleinen Restpartei der South West Africa National Union, Swanu, an Ya Toivo, dass er mit seiner berechtigten Forderung gleichzeitig "vor der eigenen Tür kehren" solle. Als namibische Befreiungsbewegung hatte Swanu Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre noch vor der Swapo internationale Anerkennung genossen. Swanu-Führer Gerson Veii wurde der erste namibische Gefangene von Robben Island, derweil seine - damals stark sozialistisch geprägten - Parteigenossen der Swapo im Ausland den Weg bahnten.


Die Swanu und Veii haben bei den Heldengedenken der jungen Nation Namibia bisher keinerlei Würdigung erfahren. Das ist leicht durch den Umstand zu erklären, dass diese Feiern fast exklusiv unter Swapo-Farben und weniger unter den Nationalfarben abgehalten werden. Swapo beansprucht das Monopol, die politische Befreiung Namibias einzig und allein herbeigeführt zu haben (die militärische übrigens auch!). Somit bleiben solche Gedenkfeiern politisch exklusiv anstatt national und inklusiv. Dabei sind die oben genannten ehemaligen politischen Insassen in ihrer ehemaligen und derzeitigen Rolle allesamt geläuterte politische Gestalten, nämlich versöhnlich, kaum nachtragend.


Eine scheinbare Bagatelle von Robben Island hat Wunden geöffnet, wo solidarisches Gedenken herrschen sollte.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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