Neuer Botschafter Rumpf: "Ich will viele Akzente setzen"
Sein Schreibtisch ist fast leergeräumt. Eine Flasche Rotwein und eine Tafel Rittersport-Schokolade passen nicht richtig ins Bild. Aber Hanno Rumpf, Staatssekretär der Nationalen Planungskommission (NPC), ist auch nicht mehr so richtig im Dienst.
"Ich mache jetzt noch Abschiedsbesuche, habe Termine im Außenministerium und organisiere meinen Umzug", sagt er. Am 30. März geht sein Flieger nach Deutschland, wo er in Berlin den Posten des namibischen Botschafters antritt.
Deutschland - damit hat der 44-Jährige schon Erfahrungen gemacht. Fast zwei Jahrzehnte liegt das zurück. Damals, 1984, ist Rumpf nach Deutschland ins Exil gegangen. Das war nach seinem Studium (Politologie/Afrika-Geschichte/Ökonomie) in Südafrika. Rumpf - damals schon Mitglied der Swapo - sollte seinen Militärdienst in Namibia absolvieren. "Das kam für mich überhaupt nicht in Frage", sagt er. Die Alternative waren sechs Jahre Militärgefängnis. Also ging er.
In Bremen kam er unter und arbeitete an der dortigen Universität als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Mit der Aussicht auf ein weiteres Studium wechselte er wenige Jahre später nach London. Das Studium zerschlug sich, deshalb forschte Rumpf für das Namibian Communication Centre in der britischen Hauptstadt. Im Jahr 1987 kam ein Angebot von der Swapo. Rumpf zog erneut um - wieder in eine Hauptstadt, wieder nach Deutschland. In Bonn machte er für die Swapo-Vertretung Öffentlichkeitsarbeit für Deutschland und Österreich.
Die bevorstehenden ersten freien Wahlen in Namibia brachten ihn Mitte 1989 zurück ins Land seiner Geburt, wo er unter Regie von Hage Geingob den Swapo-Wahlkampf mitorganisierte. Beide rückten nach der Unabhängigkeit in Regierungspositionen auf. Geingob wurde erster Premier im autonomen Namibia, Rumpf begann als erster Staatssekretär im Ministerium für Umwelt und Tourismus seinen Dienst. Von dort wechselte er 1995 ins Wirtschaftsministerium und schließlich im März 1999 zur Nationalen Planungskommission.
Erneut richtete sich ein Hauptaugenmerk auf Deutschland. Denn die NPC ist neben der makroökonomischen Planung für die Regierung (Erstellen und Überwachen des Kapitalhaushaltes) und der offiziellen Statistik (von Inflationszahlen bis Durchführung Bevölkerungszensus) auch für die Kontakte mit bilateralen und multilateralen Gebern verantwortlich. Und durch die 1990 unterzeichnete Entwicklungskooperation zwischen beiden Ländern spielt die Bundesrepublik eine besondere Rolle. Als Geberland unterstützt Deutschland Namibia seither finanziell maßgeblich. Auch wenn die Beträge inzwischen lange nicht mehr das Niveau wie noch vor einem Jahrzehnt haben. "1990 hat Namibia noch 100 Millionen DM (ca. 51,1 Mio Euro) bekommen", sagt Rumpf, während er in einer Statistik blättert und sich eine Zigarette ansteckt. Damals war das Geld für eine breite Verwendung bestimmt, z.B. Ausbildung, Groß- und Kleinvieh-Entwicklungsmaßnahmen in kommunalen Gebieten, Wasserversorgung und Prospektieren von Mineralien. 1995 kamen noch 42 Millionen DM (ca. 21,4 Mio Euro) und für die Jahre 2003/2004 werden 205 Millionen Namibia Dollar (ca. 22,7 Mio Euro) erwartet. Die finalen Verhandlungen dazu sollen im Mai stattfinden.
Zu dieser Zeit wird Rumpf bereits in Deutschland sein. Botschafter - eine besondere Herausforderung. Als er im vergangenen Jahr an der Vorbereitung des Deutschland-Besuchs von Präsident Nujoma beteiligt war, trat der Außenminister mit dem entsprechenden Wunsch an ihn heran. "Das Angebot kam überraschend, aber ich habe generelle Bereitschaft bekundet", sagt Rumpf. Wieder eine neue Aufgabe, wieder ein Wechsel. Ganz nach dem Geschmack von Rumpf. "Ich denke, dass man nicht so lange in einer Position bleiben sollte, sonst ist die Gefahr der Routine und Abstumpfung zu groß", sagt er. Außerdem: "Es ist für mich eine gute Möglichkeit, in dem für uns wichtigsten Partnerland positiv für Namibia zu wirken."
Klar, die Wirtschaft(sförderung) steht bei ihm im Vordergrund. "Namibia hat eine Sonderstellung, was die Entwicklungshilfe Deutschlands der 3. Welt angeht. Die Bundestagsresolution von 1989 ist die Basis für die Entwicklungskooperation und für das Deutsch-Namibische Verhältnis. Es gilt, auf diese Basis aufzubauen", so Rumpf. Handlungsbedarf gebe es genug. Denn: "Nach den letzten beiden Wahlen hat es auch im Bundestag einen Generationswechsel gegeben; die Zahl der Abgeordneten, die sich für Namibia interessieren, nimmt ab. Es wird auch eine meiner Aufgaben sein, ein neues Interesse für das südliche Afrika und speziell für Namibia zu wecken und daraus ein Engagement abzuleiten." Und: "Angesichts dessen, dass Deutschland die Länder mit Entwicklungsvereinbarungen reduziert, erwarte ich eine Neuzuteilung finanzieller Ressourcen." Mehr Geld also für Namibia? Das ist sein Ziel. "Ich will versuchen, dass der Unterstützungbetrag erhöht wird", definiert der designierte Botschafter ein wichtiges Ziel.
Damit nicht genug. Auch die Unternehmen rücken ins Interesse. "Es gibt eine Initiative der deutschen Wirtschaft für das südliche Afrika. Ich will dazu beitragen, Investitionen nach Namibia zu bringen. Die Voraussetzungen sind gegeben: Wir haben eine hervorragende Infrastruktur, eine hervorragende Gesetzgebung, eine funktionsfähige Infrastruktur, lukrative Steuerregelungen, ein solides Bildungs- und ein gutes Kulturniveau. Außerdem bieten wir sehr gute internationale Marktzugangsbedingungen." All diese Punkte seien laut Rumpf attraktiv genug, um Auslandsinvestitionen der deutschen Wirtschaft in Namibia zu fördern.
Insgesamt rechnet er mit guten Ausgangspositionen. "Weil ich vor Ort bin, kann ich im direkten Gespräch mit Ministerien, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen sicher mehr Interesse generieren und ohne Zweifel mehr bewirken als von diesem Büro aus. Da will ich viele Akzente setzen. Hier hatte ich zwar einen breiteren Verantwortungsbereich, aber auch eine gewisse Distanz zu Deutschland", schätzt er ein. Die teils diffuse negative Außenerscheinung Namibias stellt für ihn kein Problem dar. "Das Medienbild in Deutschland ist sehr unterschiedlich, in der seriösen Presse gibt es durchaus eine differenzierte Berichterstattung. Ich will ein proaktives Engagement seitens der Botschaft zu den Medien ankurbeln und ein besseres Bild von Namibia vermitteln", so Rumpf. Auch in Sport und Kultur will er eine "engere Bande" knüpfen.
Für ihn heißt es jetzt Packen und den Umzug organisieren. Begleitet wird er von seiner Ehefrau Margret - eine Österreicherin, die er Ende der 80er in Europa kennenlernte - und zwei Hunden. Ob es für ihn ein 2. Exil ist? Rumpf (lacht): "Nein, das ist es sicherlich nicht. Eher eine Wiederkehr unter drastisch anderen Voraussetzungen." Und: "Ich freue mich auf Berlin sowie auf Familie, Freunde, Bekannte." Seine erste Aufgabe ist eine wichtige Formalie: dem Bundespräsidenten sein Beglaubigungsschreiben überreichen. Dann erst ist Hanno Rumpf offizieller Botschafter.
Welche Faktoren prägend für sein Leben waren? Rumpf überlegt. "Es gab viele prägende Faktoren, aber das wichtigste war, dass ich meinem Land immer verbunden war", sagt er. Mit allem Für und Wider. Mitte der 80er - als er nach Deutschland floh - zuweilen als "Landesverräter" beschimpft, hegt er keinen Groll gegen die von damals. "Für mich war zuerst die eigene Versöhnung im familiären Rahmen wichtig. Und ich kann mit allen Menschen in diesem Land gut umgehen", sagt der Mann, der immer noch sein Swapo-Parteibuch trägt.
Sein Nachfolger bei der NPC ist bereits (kommissarisch) eingesetzt: Die stellvertretende Staatssekretärin Penny Akwenye übernimmt seinen Posten, bis dieser nach Ausschreibung neu besetzt ist. Derweil wartet auf Rumpf ein neues Leben. Für immer? Nein. "Ich werde sicherlich regelmäßig für Konsultationen und Urlaub in Namibia sein. Und ich werde zurückkommen, denn ich bin in Fleisch und Blut Afrikaner." Immerhin: Ein Botschafter wird für vier bis fünf Jahre berufen, und weil Rumpf seinen Status als Staatssekretär im öffentlichen Dienst nicht verliert, wird nach seiner Rückkehr wieder ein Schreibtisch für ihn frei sein.
"Ich mache jetzt noch Abschiedsbesuche, habe Termine im Außenministerium und organisiere meinen Umzug", sagt er. Am 30. März geht sein Flieger nach Deutschland, wo er in Berlin den Posten des namibischen Botschafters antritt.
Deutschland - damit hat der 44-Jährige schon Erfahrungen gemacht. Fast zwei Jahrzehnte liegt das zurück. Damals, 1984, ist Rumpf nach Deutschland ins Exil gegangen. Das war nach seinem Studium (Politologie/Afrika-Geschichte/Ökonomie) in Südafrika. Rumpf - damals schon Mitglied der Swapo - sollte seinen Militärdienst in Namibia absolvieren. "Das kam für mich überhaupt nicht in Frage", sagt er. Die Alternative waren sechs Jahre Militärgefängnis. Also ging er.
In Bremen kam er unter und arbeitete an der dortigen Universität als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Mit der Aussicht auf ein weiteres Studium wechselte er wenige Jahre später nach London. Das Studium zerschlug sich, deshalb forschte Rumpf für das Namibian Communication Centre in der britischen Hauptstadt. Im Jahr 1987 kam ein Angebot von der Swapo. Rumpf zog erneut um - wieder in eine Hauptstadt, wieder nach Deutschland. In Bonn machte er für die Swapo-Vertretung Öffentlichkeitsarbeit für Deutschland und Österreich.
Die bevorstehenden ersten freien Wahlen in Namibia brachten ihn Mitte 1989 zurück ins Land seiner Geburt, wo er unter Regie von Hage Geingob den Swapo-Wahlkampf mitorganisierte. Beide rückten nach der Unabhängigkeit in Regierungspositionen auf. Geingob wurde erster Premier im autonomen Namibia, Rumpf begann als erster Staatssekretär im Ministerium für Umwelt und Tourismus seinen Dienst. Von dort wechselte er 1995 ins Wirtschaftsministerium und schließlich im März 1999 zur Nationalen Planungskommission.
Erneut richtete sich ein Hauptaugenmerk auf Deutschland. Denn die NPC ist neben der makroökonomischen Planung für die Regierung (Erstellen und Überwachen des Kapitalhaushaltes) und der offiziellen Statistik (von Inflationszahlen bis Durchführung Bevölkerungszensus) auch für die Kontakte mit bilateralen und multilateralen Gebern verantwortlich. Und durch die 1990 unterzeichnete Entwicklungskooperation zwischen beiden Ländern spielt die Bundesrepublik eine besondere Rolle. Als Geberland unterstützt Deutschland Namibia seither finanziell maßgeblich. Auch wenn die Beträge inzwischen lange nicht mehr das Niveau wie noch vor einem Jahrzehnt haben. "1990 hat Namibia noch 100 Millionen DM (ca. 51,1 Mio Euro) bekommen", sagt Rumpf, während er in einer Statistik blättert und sich eine Zigarette ansteckt. Damals war das Geld für eine breite Verwendung bestimmt, z.B. Ausbildung, Groß- und Kleinvieh-Entwicklungsmaßnahmen in kommunalen Gebieten, Wasserversorgung und Prospektieren von Mineralien. 1995 kamen noch 42 Millionen DM (ca. 21,4 Mio Euro) und für die Jahre 2003/2004 werden 205 Millionen Namibia Dollar (ca. 22,7 Mio Euro) erwartet. Die finalen Verhandlungen dazu sollen im Mai stattfinden.
Zu dieser Zeit wird Rumpf bereits in Deutschland sein. Botschafter - eine besondere Herausforderung. Als er im vergangenen Jahr an der Vorbereitung des Deutschland-Besuchs von Präsident Nujoma beteiligt war, trat der Außenminister mit dem entsprechenden Wunsch an ihn heran. "Das Angebot kam überraschend, aber ich habe generelle Bereitschaft bekundet", sagt Rumpf. Wieder eine neue Aufgabe, wieder ein Wechsel. Ganz nach dem Geschmack von Rumpf. "Ich denke, dass man nicht so lange in einer Position bleiben sollte, sonst ist die Gefahr der Routine und Abstumpfung zu groß", sagt er. Außerdem: "Es ist für mich eine gute Möglichkeit, in dem für uns wichtigsten Partnerland positiv für Namibia zu wirken."
Klar, die Wirtschaft(sförderung) steht bei ihm im Vordergrund. "Namibia hat eine Sonderstellung, was die Entwicklungshilfe Deutschlands der 3. Welt angeht. Die Bundestagsresolution von 1989 ist die Basis für die Entwicklungskooperation und für das Deutsch-Namibische Verhältnis. Es gilt, auf diese Basis aufzubauen", so Rumpf. Handlungsbedarf gebe es genug. Denn: "Nach den letzten beiden Wahlen hat es auch im Bundestag einen Generationswechsel gegeben; die Zahl der Abgeordneten, die sich für Namibia interessieren, nimmt ab. Es wird auch eine meiner Aufgaben sein, ein neues Interesse für das südliche Afrika und speziell für Namibia zu wecken und daraus ein Engagement abzuleiten." Und: "Angesichts dessen, dass Deutschland die Länder mit Entwicklungsvereinbarungen reduziert, erwarte ich eine Neuzuteilung finanzieller Ressourcen." Mehr Geld also für Namibia? Das ist sein Ziel. "Ich will versuchen, dass der Unterstützungbetrag erhöht wird", definiert der designierte Botschafter ein wichtiges Ziel.
Damit nicht genug. Auch die Unternehmen rücken ins Interesse. "Es gibt eine Initiative der deutschen Wirtschaft für das südliche Afrika. Ich will dazu beitragen, Investitionen nach Namibia zu bringen. Die Voraussetzungen sind gegeben: Wir haben eine hervorragende Infrastruktur, eine hervorragende Gesetzgebung, eine funktionsfähige Infrastruktur, lukrative Steuerregelungen, ein solides Bildungs- und ein gutes Kulturniveau. Außerdem bieten wir sehr gute internationale Marktzugangsbedingungen." All diese Punkte seien laut Rumpf attraktiv genug, um Auslandsinvestitionen der deutschen Wirtschaft in Namibia zu fördern.
Insgesamt rechnet er mit guten Ausgangspositionen. "Weil ich vor Ort bin, kann ich im direkten Gespräch mit Ministerien, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen sicher mehr Interesse generieren und ohne Zweifel mehr bewirken als von diesem Büro aus. Da will ich viele Akzente setzen. Hier hatte ich zwar einen breiteren Verantwortungsbereich, aber auch eine gewisse Distanz zu Deutschland", schätzt er ein. Die teils diffuse negative Außenerscheinung Namibias stellt für ihn kein Problem dar. "Das Medienbild in Deutschland ist sehr unterschiedlich, in der seriösen Presse gibt es durchaus eine differenzierte Berichterstattung. Ich will ein proaktives Engagement seitens der Botschaft zu den Medien ankurbeln und ein besseres Bild von Namibia vermitteln", so Rumpf. Auch in Sport und Kultur will er eine "engere Bande" knüpfen.
Für ihn heißt es jetzt Packen und den Umzug organisieren. Begleitet wird er von seiner Ehefrau Margret - eine Österreicherin, die er Ende der 80er in Europa kennenlernte - und zwei Hunden. Ob es für ihn ein 2. Exil ist? Rumpf (lacht): "Nein, das ist es sicherlich nicht. Eher eine Wiederkehr unter drastisch anderen Voraussetzungen." Und: "Ich freue mich auf Berlin sowie auf Familie, Freunde, Bekannte." Seine erste Aufgabe ist eine wichtige Formalie: dem Bundespräsidenten sein Beglaubigungsschreiben überreichen. Dann erst ist Hanno Rumpf offizieller Botschafter.
Welche Faktoren prägend für sein Leben waren? Rumpf überlegt. "Es gab viele prägende Faktoren, aber das wichtigste war, dass ich meinem Land immer verbunden war", sagt er. Mit allem Für und Wider. Mitte der 80er - als er nach Deutschland floh - zuweilen als "Landesverräter" beschimpft, hegt er keinen Groll gegen die von damals. "Für mich war zuerst die eigene Versöhnung im familiären Rahmen wichtig. Und ich kann mit allen Menschen in diesem Land gut umgehen", sagt der Mann, der immer noch sein Swapo-Parteibuch trägt.
Sein Nachfolger bei der NPC ist bereits (kommissarisch) eingesetzt: Die stellvertretende Staatssekretärin Penny Akwenye übernimmt seinen Posten, bis dieser nach Ausschreibung neu besetzt ist. Derweil wartet auf Rumpf ein neues Leben. Für immer? Nein. "Ich werde sicherlich regelmäßig für Konsultationen und Urlaub in Namibia sein. Und ich werde zurückkommen, denn ich bin in Fleisch und Blut Afrikaner." Immerhin: Ein Botschafter wird für vier bis fünf Jahre berufen, und weil Rumpf seinen Status als Staatssekretär im öffentlichen Dienst nicht verliert, wird nach seiner Rückkehr wieder ein Schreibtisch für ihn frei sein.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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