Neues Bier hiesigen Anbaus
Von Clemens von Alten,
Windhoek
Während der vergangenen fünf Jahre hat die Namibia Breweries Limited (NBL) den namibischen Anbau von Gerste gründlich erforscht. „Die Versuche waren sehr erfolgreich“, erklärte der NBL-Braumeister Christian Müller im exklusiven AZ-Gespräch, nachdem am vergangenen Montag das aus dieser Gerste gebraute neue Bier auf dem hiesigen Markt gebracht wurde. „King Lager ist ein leicht zu trinkendes Bier mit 5,5 Prozent Alkoholgehalt, das zwar nicht nach dem Reinheitsgebot gebraut wird, allerdings keinerlei künstliche Zusatzstoffe oder Chemikalien enthält“, so Müller.
Die für das neue Bier verwendete Gerste wird bei Shadikangoro im Norden Namibias angebaut. Dieser pflanzliche Rohstoff ist laut Braumeister Müller auch der Grund, warum das King Lager nicht nach dem Reinheitsgebot gebraut wird: „Um nach dem Reinheitsgebot zu brauen, braucht man Malz.“ Wie Müller erklärt, handelt es sich bei Malz um Gerste, die zum Keimen gebracht, dann gedarrt bzw. getrocknet und zum Teil geröstet wird, um schließlich mit Hopfen und Wasser Bier zu brauen. „Dieser Mälzungsvorgang benötigt allerdings enorm viel Wasser, um die Gerstenkörner Keimen zu lassen – fast so viel wie eine Brauerei allein – und das wäre in Namibia eine Sünde“, so der deutschsprachige Braumeister von NBL. Daher werde beim Brauen des King-Lager-Bieres namibische Gerste dem Malz beigemischt. Damit fehle auf dem Etikett zwar das Siegel des Reinheitsgebotes, doch die Qualität werde nicht beeinträchtigt. Ein weiterer Vorteil vom Gerste-Anbau: Müller zufolge kann dieses Getreide im namibischen Winter gedeihen und somit pünktlich vor dem Sähen für die nächste Maisernte eingefahren werden.
Und der Anbau von Gerste scheint in Namibia eine vielversprechende Zukunft zu haben. Kürzlich sei zwischen dem Ministerium für Wasserbau sowie Forst- und Landwirtschaft und der Beraterfirma AgriBusDev eine Partnerschaft unterschrieben worden, die eine solche Getreideproduktion im Rahmen der staatlichen Green-Scheme-Projekte ab kommenden Jahres vorsieht, erklärte die Muttergruppe vor NBL, Ohlthaver und List (O&L). Indes werde zurzeit auch auf der Farm von O&L, Otavifontein, Gerste angebaut (AZ berichtete), die bis Ende Dezember dieses Jahres geerntet werden könne. „Absicht ist es, dass die Brauerei von zugelassenen Lieferanten ankauft und die bei Versuchen erlangten Erkenntnisse mit ihnen teilt“, sagte Projektleiter Martin Krafft. „Alle Resultate deuten bisher auf eine gewinnbringende Situation für die Farmer, die Regierung, die Gemeinden und die Brauerei hin.“
Unlängst hatte NBL-Geschäftsführer Wessie van der Westhuizen mitgeteilt, dass durch den Gerste-Anbau binnen zehn Jahren 2000 bis 2500 Arbeitsplätze im Norden Namibias geschaffen werden können. Derzeit importiere die Brauerei jährlich rund 40000 Tonnen Malz aus hauptsächlich Europa. Um zur Wertschöpfung in Namibia mit dem hiesigen Anbau von Gerste beizutragen, hat NBL eigenen Angaben zufolge bisher mehr als fünf Millionen N$ investiert.
„Zunächst wird King Lager nur auf dem namibischen Markt erhältlich sein, was mit umfangreicher Vermarktung vorangetrieben wird, um vorerst hierzulande die neue Marke zu stärken, bevor wir uns mit ihr über die Landesgrenzen wagen“, sagte Geschäftsführer van der Westhuizen jetzt. Die anderen Biere im NBL-Portfolio sind Windhoek Lager, Windhoek Draught, Windhoek Light, Tafel Lager, Hansa Draught, Heineken, Urbock, Amstel Lager und Camelthorn Weizen. Laut van der Westhuizen besitzt NBL einen Marktanteil von 85 bis 86 Prozent. Vor wenigen Monaten wurde in der Ortschaft Okahandja die namibische Welwitschia-Brauerei des Konzerns SABMiller offiziell eingeweiht. Der Biergigant hatte im Jahr 2009 eine Braulizenz erhalten und im September vergangenen Jahres das erste Bier abgefüllt. In der Anlage mit einer Kapazität von jährlich 26 Millionen Litern werden die drei Produkte Castle Lager, Castle Lite und Carling Black Label in 750-Milliliter-Flaschen produziert.
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Allgemeine Zeitung
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