Neues Museum: Von "grotesk" bis "toll"

Der Aufreger in dieser Woche war ohne Frage die Veröffentlichung der Grafik des zukünftigen Unabhängigkeits-Museums (AZ, 21. Oktober). In einer AZ-Umfrage wurden deshalb Windhoeker verschiedenen Alters und Herkunft nach ihrer Meinung zu Design und Baukosten (60 Mio. N$) des Neubaus gefragt. Auch wenn sich über Geschmack nicht streiten lässt, waren sich alle darüber einig, dass das Geld für das Museumsprojekt sinnvoller verwendet werden sollte.

Wiebke Schmidt

Almute Möller: Die vorhergehende Konstellation mit Alte Feste, Reiterdenkmal und Christuskirche hat eine Einheit gebildet. Jetzt wird versucht, eine neue Einheit zu erschaffen. Doch in diesem Arrangement sehe ich kein namibisches Flair. Das Museum ist einfach nicht repräsentativ für die Menschen, die am Unabhängigkeitskampf teilgenommen haben, und deren verschiedene Kulturen. Außerdem: Wieso gibt es denn nur "eine Vaterfigur mit Kind"? Die vielen Frauen, die ebenfalls einen bewundernswerten und großen Beitrag zur Unabhängigkeit geleistet haben, werden - mal wieder - völlig ignoriert.

Dr. Andreas Vogt: Mein Kommentar zum "Independence Museum": Grotesk. Entbehrt jeglicher Authentizität. Ein Gartenzwerg im Nationalformat.

Ian Hull: Vom Stil her finde ich das Museumsgebäude nicht schlecht, doch das Geld könnte sicher besser investiert werden, z.B. in Bildung.

Konrad Schüllenbach: Wenn ich das sehe, muss ich an die Finanzkrise denken. Abgesehen davon passt es nicht nach Windhoek. Die 60 Mio. N$ könnten besser verwendet werden. Prinzipiell bin ich nicht gegen das Museum, aber es wäre angebracht, die bestehenden besser auszustatten, z.B. mit Personal und Mobiliar. Manche Museen könnten freundlicher gestaltet werden, bräuchten einen neuen Anstrich und viel mehr Werbung. Auch sollten private Museen mehr unterstützt werden.

Peter Brase: Ich bin nicht zufrieden damit, weil das alte Bild von Windhoek zerstört wird. Bestimmt sind auch viele Touristen nicht glücklich darüber, weil der Gesamteindruck verändert wird. Geschichte sollte so verstanden werden, dass Jeder seine Berechtigung hat; so sollten beide geschichtlichen Gebäude zum Beispiel nebeneinander gebaut werden.

Esmè Shiwela: Das Gebäude ist sehr schön, aber die Kosten sind einfach zu hoch. Mit diesem Geld könnte Vieles in Katutura verbessert werden, zum Beispiel die Straßenbeleuchtung. Straßen könnten geteert und viele Arbeitslose unterstützt werden.
Angelina aus Katutura: Ja, das Gebäude ist sehr schön, doch Geschichte kann man nicht verändern, wenn man Monumente versetzt. Unsere Kinder müssen wissen, was passiert ist. Das Geld lässt sich sicher besser verwenden. Es gibt zu viele Straßenkinder, die versorgt werden müssen, und die sozialen Umstände von vielen Menschen in Katutura lassen sehr zu wünschen übrig.

Petra Dillmann: Wo soll das alles hinführen, wenn sich Menschen solch ein Monument setzen? Was haben diese Leute für Prioritäten, die sich derart wichtig nehmen? Der ganze Bau erinnert mich an das goldene Kalb.

Melvin Muyambango: Es sieht wirklich gut aus und das Design ist toll, aber abgesehen von den immensen Kosten ist das Gebäude einfach zu hoch. Doch der Platz ist gut gewählt und bestimmt wird es den Touristen gefallen. Ich halte das Museum für eine gute Idee.