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NG-Kirche entschuldigt sich
NG-Kirche entschuldigt sich

NG-Kirche entschuldigt sich

Ehemals konservative Kirche erlaubt Homosexuelle als Würdenträger
Frank Steffen
Von Frank Steffen, Windhoek

Die „Nederduits-Gereformeerde Kerk“ (NG-Kirche) hat am vergangenen Freitagnachmittag in einer amtlichen Presseerklärung eine wegweisende Kirchenmitteilung gemacht: „Wir rufen unsere Kirchenmitglieder und Würdenträger dazu auf, einander im Namen Christi gleich zu behandeln, ungeachtet der sexuellen Orientierung. Wir entschuldigen uns bedingungslos bei allen Homosexuellen, die in der Vergangenheit nicht in diesem Sinne behandelt worden sind.“ Dies ist eine starke und wegweisende Stellungsnahme der NG-Kirche, die bisher im Europäischen Kontext als sehr konservativ galt. Die Namibische Kirche ist ein Teil der südafrikanischen Synode.

Eingangs lautet die Presseerklärung dahingehend, dass die Mitteilung eine Bezeugung der diesjährigen außergewöhnlichen NG-Kirchenversammlung des südlichen Afrikas sei, aber nicht als zwingend betrachtet werden dürfe. Demnach sei die Aussage nicht bindend für diesen Teil der Gläubigen und der Kirchengemeinde, welcher bisher noch nicht vom Heiligen Geist erleuchtet wurde. Die NG-Kirche ist die zahlenmäßig größte Kirche der Afrikaans-sprachigen Gemeinschaft im südlichen Afrika und zweifelsohne die Kirche, die seit der Entstehung der ersten Buren-Repu­bliken den Ton angab und -gibt. Ihre Wurzeln sind hauptsächlich in der Calvinistischen Glaubenstheorie zu finden.

Die Presseerklärung beruft sich auf die reformierte Glaubenstheorie und betont, dass die Anwendung des gesunden Menschenverstands ein Geschenk Gottes- und die Bibel keineswegs ein Handbuch für Geschichtskenntnis oder angewandte Wissenschaften sei. Der Inhalt der Bibel sei nicht Jedem sofort verständlich und die Bibel verschaffe auch nicht umfangreiche Erklärungen zu sämtlichen Aspekten des Lebens, weswegen Einsicht und Urteilsvermögen sowie ständige Forschung vonnöten sei, damit der Mensch ständig dazulerne. „Wenn die Kirche die Bibel von Zeit zu Zeit anders auslegt und Kirchenmitglieder beizeiten in der Auslegung nicht konform miteinander sind, bedeutet dies nicht, dass diese Auslegungen das Eine oder Andere grundsätzlich ausschließen oder parallel zueinander bestehen müssen.“, heißt es ferner. Daher verlasse man sich auf Gott, die Kirche in der bestehenden schweren Zeit zu leiten, zumal Kirchenmitglieder mit unterschiedlichen Meinungen, sich trotzdem allen Ernstes zu ihrem Glauben bekennen und meinen das ­Richtige zu tun.

Die Kirche bestätigt den Grundsatz der Gleichheit vor Gott, egal welcher sexuellen Orientierung. Gleichermaßen betont sie auch, dass die Ehe eine Gott-gegebene Verbindung zwischen Mann und Frau sei, dass die Kirche allerdings auch gleichgeschlechtliche Verbindungen respektiere und als ein Teil des Familiendaseins akzeptiere. Da die einzige Qualifikation für eine Kirchenmitgliedschaft der Glaube an Gott sei, sei es ebenfalls akzeptabel, wenn Würdenträger der Kirche aus gleichgeschlechtlichen Verhältnissen stammen. Die Synode relativiert allerdings diese Feststellung indem ein dahingehender Entschluss letztendlich von der jeweiligen Gemeinde abhängig bleibt.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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