Nicht nur eitel Sonnenschein
Mercedes-Chef Jürgen Hubbert droht heimischen Mitarbeitern, die neue C-Klasse von Mercedes könnte auch am Kap gebaut werden, wenn im deutschen Stammwerk Sindelfingen die Kosten nicht sinken. Fraglich ist allerdings nach Ansicht von Marktbeobachtern, ob sich der Konzern damit einen Gefallen tut.
Windhoek - Im südafrikanischen East London in der Provinz Ostkap baut Mercedes derzeit rund 55000 Autos pro Jahr. Fast ausschließlich Modelle mit Rechtssteuer laufen hier vom Band, bestimmt für den Export nach Großbritannien, Australien, Japan und das übrige Afrika. Da liegt die Überlegung nicht so fern, die Produktion auf 100000 Fahrzeuge jährlich zu erhöhen.
Doch seit Anfang 2002 macht das Erstarken des Rand den Autoherstellern zu schaffen. Zum Dollar hat die Währung um mehr als 60 Prozent zugelegt, zu Euro und Franken um fast 40 Prozent. Das verteuert die Ausfuhren spürbar.
Noch nachteiliger dürfte sich für das Land allerdings die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt auswirken.
Angesichts der gegenwärtigen Diskussion in Deutschland entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass die Autohersteller auch in Südafrika mit massiven Arbeitskämpfen konfrontiert sind. Die Metallarbeitergewerkschaft Numsa, in der ein Großteil der Arbeiter in der Autobranche organisiert sind, hatte für den 26. Juli zum landesweiten Streik aufgerufen. Grund: Die Verhandlungen um Lohnerhöhungen stocken. Die Gewerkschaft verlangt neun Prozent mehr, die Arbeitgeber wollen nur 6,5 Prozent drauflegen. Gegenwärtig liegt die Inflationsrate im Land bei 4,4%.
Die Forderungen gefährdeten vor allem Exportaufträge, klagen die Arbeitgeber. ?Es geht nicht nur um finanzielle Belange, sondern vor allem darum, die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu wahren?, sagt Dave Kirby, Sprecher der am Kap tätigen Autobauer. ?Wegen des starken Rand sind unsere Gehälter im Vergleich zu anderen Schwellenländern bereits jetzt zu hoch.? Ein Streik von wenigen Tagen könne die Existenzfähigkeit der Autowerke weiter unterminieren.
Die Bereitschaft, durch einen Streik die Zukunft eines Unternehmens zu riskieren, sei hier eher größer als anderswo.
Der neue Chef von VW in Südafrika, Andreas Torstmann, gibt zu: ?Es ist schwer zu sagen, ob die Industrie ohne die derzeit gewährten Anreize überhaupt existenzfähig wäre.? Denn als Gegenleistung für hohe Exporte gewährt die Regierung Pretoria den Konzernen die Möglichkeit, Autoteile und Fahrzeuge zollfrei zu importieren. Allerdings ist das Programm in Australien zuletzt auf heftigen Widerstand gestoßen. Dort wird moniert, dass das südafrikanische Programm Exportanreize biete, die den Regeln der Welthandelshandelsorganisation (WTO) zuwiderlaufen würden. Es gibt deshalb Gerüchte, das Programm möglicherweise früher als geplant auslaufen zu lassen. Dies würde die Autoindustrie am Kap hart treffen.
Auch die große Entfernung Südafrikas zu vielen Weltmärkten, Zusatzkosten durch die hohe Rate an Aids-Infizierten und eben vor allem ein rigider, überregulierter Arbeitsmarkt erweisen sich immer mehr als Nachteil für den Standort am Kap der Guten Hoffnung. Längst nicht alles ist somit eitel Sonnenschein im südlichen Afrika.
Angesichts der gegenwärtigen Diskussion in Deutschland entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass die Autohersteller auch in Südafrika mit massiven Arbeitskämpfen konfrontiert sind. Foto: DaimlerChrysler Media Services
Windhoek - Im südafrikanischen East London in der Provinz Ostkap baut Mercedes derzeit rund 55000 Autos pro Jahr. Fast ausschließlich Modelle mit Rechtssteuer laufen hier vom Band, bestimmt für den Export nach Großbritannien, Australien, Japan und das übrige Afrika. Da liegt die Überlegung nicht so fern, die Produktion auf 100000 Fahrzeuge jährlich zu erhöhen.
Doch seit Anfang 2002 macht das Erstarken des Rand den Autoherstellern zu schaffen. Zum Dollar hat die Währung um mehr als 60 Prozent zugelegt, zu Euro und Franken um fast 40 Prozent. Das verteuert die Ausfuhren spürbar.
Noch nachteiliger dürfte sich für das Land allerdings die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt auswirken.
Angesichts der gegenwärtigen Diskussion in Deutschland entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass die Autohersteller auch in Südafrika mit massiven Arbeitskämpfen konfrontiert sind. Die Metallarbeitergewerkschaft Numsa, in der ein Großteil der Arbeiter in der Autobranche organisiert sind, hatte für den 26. Juli zum landesweiten Streik aufgerufen. Grund: Die Verhandlungen um Lohnerhöhungen stocken. Die Gewerkschaft verlangt neun Prozent mehr, die Arbeitgeber wollen nur 6,5 Prozent drauflegen. Gegenwärtig liegt die Inflationsrate im Land bei 4,4%.
Die Forderungen gefährdeten vor allem Exportaufträge, klagen die Arbeitgeber. ?Es geht nicht nur um finanzielle Belange, sondern vor allem darum, die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu wahren?, sagt Dave Kirby, Sprecher der am Kap tätigen Autobauer. ?Wegen des starken Rand sind unsere Gehälter im Vergleich zu anderen Schwellenländern bereits jetzt zu hoch.? Ein Streik von wenigen Tagen könne die Existenzfähigkeit der Autowerke weiter unterminieren.
Die Bereitschaft, durch einen Streik die Zukunft eines Unternehmens zu riskieren, sei hier eher größer als anderswo.
Der neue Chef von VW in Südafrika, Andreas Torstmann, gibt zu: ?Es ist schwer zu sagen, ob die Industrie ohne die derzeit gewährten Anreize überhaupt existenzfähig wäre.? Denn als Gegenleistung für hohe Exporte gewährt die Regierung Pretoria den Konzernen die Möglichkeit, Autoteile und Fahrzeuge zollfrei zu importieren. Allerdings ist das Programm in Australien zuletzt auf heftigen Widerstand gestoßen. Dort wird moniert, dass das südafrikanische Programm Exportanreize biete, die den Regeln der Welthandelshandelsorganisation (WTO) zuwiderlaufen würden. Es gibt deshalb Gerüchte, das Programm möglicherweise früher als geplant auslaufen zu lassen. Dies würde die Autoindustrie am Kap hart treffen.
Auch die große Entfernung Südafrikas zu vielen Weltmärkten, Zusatzkosten durch die hohe Rate an Aids-Infizierten und eben vor allem ein rigider, überregulierter Arbeitsmarkt erweisen sich immer mehr als Nachteil für den Standort am Kap der Guten Hoffnung. Längst nicht alles ist somit eitel Sonnenschein im südlichen Afrika.
Angesichts der gegenwärtigen Diskussion in Deutschland entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass die Autohersteller auch in Südafrika mit massiven Arbeitskämpfen konfrontiert sind. Foto: DaimlerChrysler Media Services
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen