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Nichts geclownt beim Büttenabend: Narren liefern tolle Show

Den ersten Lacher beim Deutschen Büttenabend in Swakopmund landet Pieter I. – und das ganz ungewollt. Voller Begeisterung ruft der afrikaanssprachige Windhoeker Karnevalsprinz von der Bühne des Haus der Jugend (HdJ): „Kuschka!“ Er ahnt Schlimmes und blickt seine Prinzessin an. „Küska!“, flüstert Nicola I. mit Chic und Charme, aber da sind die Zuschauer längst am Johlen. Der Prinz von Romeo und Giulietta nimmt es gelassen und muss selber lachen. „Kein Town ohne Clown“ ist das Motto der 5. Jahreszeit, zu der wieder allerhand auswärtige Tollitäten nach Swakopmund gereist sind. Neben dem Windhoeker Prinzenpaar und Elferrat sind Narren aus Ojiwarongo, Lüderitz und Stellenbosch da, die Johannesburger „Springbokkies“ machen mit, Witvlei ist vertreten und viele andere mehr. Für den Swakopmunder Prinzen Horst der II, der erste Zweite (Heiser), ist es übrigens ein besonderer Tag: Er hat Geburtstag und bekommt ein Ständchen. Er und seine Prinzessin Tanja die I mit einem PS (Reinhardt) eröffnen das Programm mit einem gelungenen Zwiegespräch über die Themen, die das zurückliegende Jahr bestimmt haben, wie die Struggle Kids, Bahnhofspläne in Swakopmund und den „Pleitegeier“ Air Namibia. Mit dem hat auch der nachfolgende Redner Joachim von Wietersheim offenbar schon abgeschlossen. Er erinnert als Chef vom Protokoll an einen Vorschlag seines Vorgängers vom vergangenen Jahr: „Statt des Flamingos sollte das Logo `nen Pleitegeier kriegen. Das geht jetzt nicht mehr, der kann ja immer noch fliegen!“ Doch auch in Bezug auf die Nachbarschaftswache sieht er Einschränkungen in Sachen Mobilität: „Das Ganze hat einen Haken: Ehebrecher können nicht mehr auf der Straße parken.“ Die Kritik an Air Namibia zieht sich wie ein roter Faden durch den Abend. Und falls einer der Verantwortlichen der Fluggesellschaft im Publikum ist, dann dürfte er einer der wenigen sein, die keinen Spaß haben. Das Champions-League-Endspiel zwischen Bayern München und BVB Dortmund ist ebenfalls ein Dauerbrenner, wobei sich Swakopmund als heimliche Hochburg der Schwarz-Gelben entpuppt. Immer wieder verarbeiten Redner das Wortspiel aus dem Saisonmotto, denn der „Clown“ ist hier nicht nur ein Spaßmacher. Der phonetische Gleichklang zum Wort „klauen“ ist gewollt und so bekommen korrupte Politiker, Kriminelle, Tagediebe, Abzocker und Vollidioten ihr Fett weg. Die vielleicht geschmeidigsten und originellsten Reime hat Fredy Piepmeyer im Sack. Er kommt als unterversorgtes Sandmännchen und ärgert sich, dass man in einem Land wie Namibia nicht einfach Nachschub schippen kann – ohne Schürf- und Minenlizenz. Seine frechen Sprüche und das politisch unkorrekte Geläster über Kollegen aus der Märchenwelt kommen vor allem beim jüngeren Publikum gut an. Die musikalische Untermalung des Büttenabends besorgen Gert Meyer und Hartmut Fölscher als „Get2“. Die Zwei-Mann-Kapelle ist karnevalserfahren durch und durch. Seit Jahren reist sie zu etlichen Auftritten, ob in Swakopmund, Windhoek, Ojiwarongo oder Stellenbosch. „Hochzeiten sind uns halt mittlerweile zu langweilig“, sagt Meyer im Clownskostüm grinsend. Tolle Auftritte haben die Gardemädchen, trainiert von Netti Wiemann. Mit Schwung in den Beinen und Rhythmusgefühl legen sie nicht nur flotte Tänze hin, sondern sie kümmern sich auch als Pagen um den reibungslosen Ablauf des Programms. Einer fällt allerdings besonders auf: Matthias Henrichsen. Er ist allein unter Frauen und zeigt, dass Gardetanz durchaus auch was für Männer sein kann – zumindest für die wenigen, die sich so bewegen können wie er. Alexandra Schröder

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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