NIMT-Fall nimmt Wendung
Geständnis bringt mutmaßlichen Doppelmörder in Erklärungsnot
Von Erwin Leuschner, Swakopmund
Lichtenstrasser gab sich bei der Fortsetzung des Verfahrens am Freitag über die zahlreichen Indizien „überrascht“ die die Staatsanwaltschaft im Rahmen seiner Kautionsverhandlung vorgetragen hatte. Dazu zählen einige von Staatsanwältin Antonia Verhoef verlesene Auszüge aus einem Geständnis, das er bei seiner Vernehmung gegenüber der Polizei abgelegt und später widerrufen hatte. Ungeachtet dessen beteuerte Lichtenstrasser weiter seine Unschuld und erklärte, die angeblich fragwürdigen Ermittlungsergebnisse der Anklage würden ihn „nicht mehr überraschen“.
Lichtenstrasser soll den Geschäftsführer der renommierten Ausbildungsinstanz, Eckhart Mueller (72) und dessen Vize Heimo Hellwig (60), am Morgen des 15. April vor dem Büro in Arandis im Stile einer Hinrichtung erschossen haben. Er muss sich wegen Mordes in zwei Fällen, illegalen Waffen- und Munitionsbesitzes sowie Justizbehinderung verantworten.
„Der Auslöser“
Während ihrer rund sieben Stunden andauernden Vernehmung des Angeklagten präsentierte Verhoef diverse schwerwiegende Beweise und verlas dabei Teile eines Geständnisses, dass Lichtenstrasser gegenüber Ermittlern gemacht habe. Er habe dabei zugegeben, dass er mehrere Monate vor der Tat einen Disput mit Mueller gehabt habe. Am Sonntag, den 14. April, sei es zu einem Streit mit seiner Frau in Otavi gekommen, was „der Auslöser“ für den Mord gewesen sei. Er sei am gleichen Tag in Richtung Arandis gefahren und habe auf der Umsiedlungsfarm seiner Ex-Frau bei Karibib die „letzte Waffe aus seinem illegalen Waffenarsenal“ genommen. Diese ehemalige „Koevoet-Waffe“ sei in einer Höhle auf der Farm versteckt gewesen.
In dem Geständnis gibt er zu Protokoll, er sei gegen 22 Uhr in Arandis eingetroffen aber „zu früh gewesen“, weshalb er in seinem Wagen, ein Nissan NP300, in der Wüste unweit der Ortschaft gewartet habe. Am nächsten Morgen (15. April) sei er nach Arandis gefahren und habe Muellers Mercedes in die Ortschaft einbiegen sehen und dem Fahrzeug gefolgt. „Ich war erstaunt, wie reibungslos alles verlief“, wird er im Geständnis zitiert. Mueller habe vor dem NIMT-Haupteingang angehalten und er direkt dahinter.
„Nichts falsch gemacht“
„Ich war erstaunt, dass (NIMT-Schulleiter Hendrik) Koekemoer nicht dabei war. Er ist ein netter Mensch“, heißt es in dem Geständnis. Ursprünglich habe er mit beiden Personen reden wollen, allerdings habe Hellwig ihn konfrontiert und ihn auf Deutsch gefragt, was er dort mache. Mueller hingegen, habe gesagt „hau ab“ und dabei einen Ton angewandt, „den wir alle hassen“. Er habe die Kontrolle verloren und im Affekt gehandelt. Dabei habe er einen sogenannten „Mosambique Drill“ angewandt, wonach eine Person zweimal in den Oberkörper und dann einmal in den Kopf geschossen werde.
Er habe zuerst Hellwig niedergestreckt und dann Mueller – allerdings habe er bei ihm „übertrieben“ und ihn mehr als zweimal in den Oberkörper geschossen, bevor der ihn mit einem Kopfschuss getötet habe. Anschließend sei er mit seinem Wagen rund 50 Kilometer in die Wüste gefahren und habe die Waffe an einer unbekannten Stelle bei einem Felsvorsprung im Sand vergraben. „Ich wollte Selbstmord begehen, doch konnte es nicht durchziehen, weil eine Stimme in meinem Kopf mir sagte, dass ich nicht falsch gemacht habe“, wird Lichtenstrasser in dem Geständnis zitiert. Und: „Was passiert ist, war eine schlechte Sache, aber ich bin nicht traurig, dass es passiert ist.“
Derweil Verhoef das Geständnis verlas, behauptete Lichtenstrasser kontinuierlich, er habe dabei die ihm von der Polizei vorgegebene Darstellung wiederholt. „Hier sind aber Details enthalten, die die Polizei nicht gewusst haben konnte“, sagte Verhoef, wonach Lichtenstrasser konterte, dass er diese „Details erfunden und eingefüllt“ habe, damit es „glaubwürdig klingt“. Lichtenstrasser sagte erneut, dass er das Geständnis lediglich abgelegt habe, da die Polizei ihn über Wochen misshandelt, ununterbrochen verhört, ihm Zugang zu einem Anwalt verweigert und mit der Festnahme seiner Frau gedroht habe. „Ich war zu dem Zeitpunkt wegen dieser Misshandlung auf einem Hungerstreik und konnte nicht klar denken“, sagte er.
Pistole im Sand
Verhoef präsentierte ferner die Aussage einer NIMT-Angestellten, die am Morgen des 15. April kurz vor 7 Uhr angeblich einen Nissan NP300 in die Wüste hat fahren sehen. Ein Ermittler habe „gute alte Polizeiarbeit“ angewandt und unabhängig vom Geständnis die Autospur geortet und verfolgt. Die Spur habe in der Wüste geendet, wo mehrere Schuhabdrücke gefunden worden seien, die Lichtenstrassers Schuhe „sehr ähneln“. Aktuell werde die Übereinstimmung in einem Labor untersucht. Ferner habe die Polizei das Areal mit einem Metalldetektor abgesucht und unter einem Stein im Sand eine demontierte Baretta-9mm-Pistole und 18 Patronen des Kalibers 9mm entdeckt. „Wir konnten feststellen, dass von den acht am Tatort gefunden Hülsen mindestens eine möglicherweise aus dieser Waffe abgefeuert wurde“, sagte Verhoef. Die Waffe sei außerdem mit zwei unterschiedlichen Seriennummern versehen gewesen, die nicht nachgewiesen werden konnten. Diese könne Lichtenstrasser, der bei NIMT als Maschinenschlosser und Dreher tätig war, eingraviert haben.
Lichtenstrasser zufolge habe ein prominenter NIMT-Manager diese angeblich fingierten Beweise konstruiert, um ihn zu belasten. Dieser Manager, den er nicht namentlich nennen wollte und der ein Ex-Polizist sein soll, habe selbst die Führung bei NIMT übernommen und somit ein Motiv.
Persona non-grata
Während der beiden Verhandlungstage hatte Lichtenstrasser mehrfach auf eine „interne NIMT-Hexenjagd gegen ihn“ hingewiesen, die durch die Berichterstattung der „deutschen Zeitung“ entstanden sei. Er sei Opfer einer Vorverurteilung und „im Grunde schon schuldig befunden“, was „beunruhigend“ sei. Die Zeitung habe außerdem eine Petition gegen seine mögliche Freilassung auf Kaution aufgestellt und die „deutsche Gemeinschaft“ mobilisiert, diese zu unterzeichnen.
Tatsächlich jedoch wurde die Petition von Arandis-Bügermeister Risto Kapenda am Donnerstag am Rande einer friedlichen Demonstration vor dem Gerichtssaal verlesen. Darin fordert jener, dem Angeklagten keine Kaution zu gewähren. Ferner bezeichnete er Lichtenstrasser als „Persona non-grata“ und sagte, kener solle zu seiner eigenen Sicherheit im Gefängnis in Walvis Bay bleiben.
Lichtenstrasser wird von Anwalt Trevor Brockerhoff verteidigt. Die Kautionsverhandlung wird am 8. Juli fortgesetzt. Bis dahin wird der Angeklagte in Haft bleiben.
Lichtenstrasser gab sich bei der Fortsetzung des Verfahrens am Freitag über die zahlreichen Indizien „überrascht“ die die Staatsanwaltschaft im Rahmen seiner Kautionsverhandlung vorgetragen hatte. Dazu zählen einige von Staatsanwältin Antonia Verhoef verlesene Auszüge aus einem Geständnis, das er bei seiner Vernehmung gegenüber der Polizei abgelegt und später widerrufen hatte. Ungeachtet dessen beteuerte Lichtenstrasser weiter seine Unschuld und erklärte, die angeblich fragwürdigen Ermittlungsergebnisse der Anklage würden ihn „nicht mehr überraschen“.
Lichtenstrasser soll den Geschäftsführer der renommierten Ausbildungsinstanz, Eckhart Mueller (72) und dessen Vize Heimo Hellwig (60), am Morgen des 15. April vor dem Büro in Arandis im Stile einer Hinrichtung erschossen haben. Er muss sich wegen Mordes in zwei Fällen, illegalen Waffen- und Munitionsbesitzes sowie Justizbehinderung verantworten.
„Der Auslöser“
Während ihrer rund sieben Stunden andauernden Vernehmung des Angeklagten präsentierte Verhoef diverse schwerwiegende Beweise und verlas dabei Teile eines Geständnisses, dass Lichtenstrasser gegenüber Ermittlern gemacht habe. Er habe dabei zugegeben, dass er mehrere Monate vor der Tat einen Disput mit Mueller gehabt habe. Am Sonntag, den 14. April, sei es zu einem Streit mit seiner Frau in Otavi gekommen, was „der Auslöser“ für den Mord gewesen sei. Er sei am gleichen Tag in Richtung Arandis gefahren und habe auf der Umsiedlungsfarm seiner Ex-Frau bei Karibib die „letzte Waffe aus seinem illegalen Waffenarsenal“ genommen. Diese ehemalige „Koevoet-Waffe“ sei in einer Höhle auf der Farm versteckt gewesen.
In dem Geständnis gibt er zu Protokoll, er sei gegen 22 Uhr in Arandis eingetroffen aber „zu früh gewesen“, weshalb er in seinem Wagen, ein Nissan NP300, in der Wüste unweit der Ortschaft gewartet habe. Am nächsten Morgen (15. April) sei er nach Arandis gefahren und habe Muellers Mercedes in die Ortschaft einbiegen sehen und dem Fahrzeug gefolgt. „Ich war erstaunt, wie reibungslos alles verlief“, wird er im Geständnis zitiert. Mueller habe vor dem NIMT-Haupteingang angehalten und er direkt dahinter.
„Nichts falsch gemacht“
„Ich war erstaunt, dass (NIMT-Schulleiter Hendrik) Koekemoer nicht dabei war. Er ist ein netter Mensch“, heißt es in dem Geständnis. Ursprünglich habe er mit beiden Personen reden wollen, allerdings habe Hellwig ihn konfrontiert und ihn auf Deutsch gefragt, was er dort mache. Mueller hingegen, habe gesagt „hau ab“ und dabei einen Ton angewandt, „den wir alle hassen“. Er habe die Kontrolle verloren und im Affekt gehandelt. Dabei habe er einen sogenannten „Mosambique Drill“ angewandt, wonach eine Person zweimal in den Oberkörper und dann einmal in den Kopf geschossen werde.
Er habe zuerst Hellwig niedergestreckt und dann Mueller – allerdings habe er bei ihm „übertrieben“ und ihn mehr als zweimal in den Oberkörper geschossen, bevor der ihn mit einem Kopfschuss getötet habe. Anschließend sei er mit seinem Wagen rund 50 Kilometer in die Wüste gefahren und habe die Waffe an einer unbekannten Stelle bei einem Felsvorsprung im Sand vergraben. „Ich wollte Selbstmord begehen, doch konnte es nicht durchziehen, weil eine Stimme in meinem Kopf mir sagte, dass ich nicht falsch gemacht habe“, wird Lichtenstrasser in dem Geständnis zitiert. Und: „Was passiert ist, war eine schlechte Sache, aber ich bin nicht traurig, dass es passiert ist.“
Derweil Verhoef das Geständnis verlas, behauptete Lichtenstrasser kontinuierlich, er habe dabei die ihm von der Polizei vorgegebene Darstellung wiederholt. „Hier sind aber Details enthalten, die die Polizei nicht gewusst haben konnte“, sagte Verhoef, wonach Lichtenstrasser konterte, dass er diese „Details erfunden und eingefüllt“ habe, damit es „glaubwürdig klingt“. Lichtenstrasser sagte erneut, dass er das Geständnis lediglich abgelegt habe, da die Polizei ihn über Wochen misshandelt, ununterbrochen verhört, ihm Zugang zu einem Anwalt verweigert und mit der Festnahme seiner Frau gedroht habe. „Ich war zu dem Zeitpunkt wegen dieser Misshandlung auf einem Hungerstreik und konnte nicht klar denken“, sagte er.
Pistole im Sand
Verhoef präsentierte ferner die Aussage einer NIMT-Angestellten, die am Morgen des 15. April kurz vor 7 Uhr angeblich einen Nissan NP300 in die Wüste hat fahren sehen. Ein Ermittler habe „gute alte Polizeiarbeit“ angewandt und unabhängig vom Geständnis die Autospur geortet und verfolgt. Die Spur habe in der Wüste geendet, wo mehrere Schuhabdrücke gefunden worden seien, die Lichtenstrassers Schuhe „sehr ähneln“. Aktuell werde die Übereinstimmung in einem Labor untersucht. Ferner habe die Polizei das Areal mit einem Metalldetektor abgesucht und unter einem Stein im Sand eine demontierte Baretta-9mm-Pistole und 18 Patronen des Kalibers 9mm entdeckt. „Wir konnten feststellen, dass von den acht am Tatort gefunden Hülsen mindestens eine möglicherweise aus dieser Waffe abgefeuert wurde“, sagte Verhoef. Die Waffe sei außerdem mit zwei unterschiedlichen Seriennummern versehen gewesen, die nicht nachgewiesen werden konnten. Diese könne Lichtenstrasser, der bei NIMT als Maschinenschlosser und Dreher tätig war, eingraviert haben.
Lichtenstrasser zufolge habe ein prominenter NIMT-Manager diese angeblich fingierten Beweise konstruiert, um ihn zu belasten. Dieser Manager, den er nicht namentlich nennen wollte und der ein Ex-Polizist sein soll, habe selbst die Führung bei NIMT übernommen und somit ein Motiv.
Persona non-grata
Während der beiden Verhandlungstage hatte Lichtenstrasser mehrfach auf eine „interne NIMT-Hexenjagd gegen ihn“ hingewiesen, die durch die Berichterstattung der „deutschen Zeitung“ entstanden sei. Er sei Opfer einer Vorverurteilung und „im Grunde schon schuldig befunden“, was „beunruhigend“ sei. Die Zeitung habe außerdem eine Petition gegen seine mögliche Freilassung auf Kaution aufgestellt und die „deutsche Gemeinschaft“ mobilisiert, diese zu unterzeichnen.
Tatsächlich jedoch wurde die Petition von Arandis-Bügermeister Risto Kapenda am Donnerstag am Rande einer friedlichen Demonstration vor dem Gerichtssaal verlesen. Darin fordert jener, dem Angeklagten keine Kaution zu gewähren. Ferner bezeichnete er Lichtenstrasser als „Persona non-grata“ und sagte, kener solle zu seiner eigenen Sicherheit im Gefängnis in Walvis Bay bleiben.
Lichtenstrasser wird von Anwalt Trevor Brockerhoff verteidigt. Die Kautionsverhandlung wird am 8. Juli fortgesetzt. Bis dahin wird der Angeklagte in Haft bleiben.
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Allgemeine Zeitung
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