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Normalisierung mit Hürden

Der Caprivi liegt in der Uhrzeit eine Stunde vor dem Rumpf dieses
Landes, in seiner Entwicklung dagegen einige Jahre dahinter. Die Region steht vor dem Neuanfang. Nicht nur die zeitliche und geografische, vor allem
aber auch die durch frühere Überfälle hervorgerufene Isolation hat die
sozio-ökonomische und touristische Entwicklung in diesem Zipfel im Nordosten
Namibias komplett zum Stillstand gebracht.

Wer jedoch glaubt, es hätten nur


die Lodgebesitzer unter der Situation gelitten, der irrt.


In Katima Mulilo lebt die Mehrheit der Einwohner, direkt oder indirekt, von


Besuchern. Das Ausbleiben der Touristen hatte zur Folge, dass die


Arbeitslosenrate angestiegen ist. Aber auch die Bevölkerung der ländlichen


Gebiete wurde durch ihre Angst eingeschränkt. So haben die meisten ihre


Felder im vergangenen Jahr gar nicht mehr bestellt, die Produktion und


Freizügigkeit wurden auf ein Minimun heruntergefahren, ganze Gemeinschaften sind sogar geflohen.


Die Ankündigung, dass die Region wieder friedlich und sicher ist, wird von


den dortigen Einwohnern zwar mit Erleichterung begrüßt, aber sie


genießen die Situation momentan etwas zurückhaltend. Der Caprivi steht


nämlich vor Problemen, die die Existenz der Bevölkerung um einiges mehr


bedrohen könnte.


Zum einen haben sie mit einer drohenden Hungersnot durch die Dürre


zu kämpfen, zum anderen mit einem explosionsartigen Anstieg der


HIV/Aids-Fälle und mit Malaria und Armut. Die Caprivier sprechen nicht


gern über ihr Aids-Problem. Aber wenn der Gouverneur der Region und sein


Stellvertreter beide tagelang nicht zu sprechen sind, weil sie


Familienangehörige beerdigen, und wenn der AZ erzählt wird, dass die


Leichenhäuser des Staatskrankenhauses in Katima Mulilo "extrem"


überfüllt sind, können wir nur eines schlussfolgern: Der Caprivi steht


vor seiner bislang größten Krise.


Andererseits steht die Region - bliebe die Sicherheit weiterhin garantiert -


ebenfalls vor neuen Möglichkeiten. Kaum ein Tourist wird auf einen Besuch


dieses Paradieses verzichten wollen und es gibt Verdienstmöglichkeiten.


Die Entwicklung des Tourismussektors könnte den Teufelskreis zwischen


Arbeitslosigkeit, Armut und Aids brechen. Wir haben keinen Einfluss auf


ein Ausbleiben der Regenfälle. Aber wir können mit einer starken


regionalen Wirtschaft der Bevölkerung wenigstens Nahrungssicherheit


garantieren.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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