Odyssee durch Sand und Staub
Von Lukas Kuite
Windhoek
Das Jahr 1978 und die Zahl 65. Diese Daten sollte man sich vor Augen führen, sobald man an der Härte des alljährlich stattfindenden Rennens durch Sand und Stein zweifelt. Die Rallye Dakar hat seit ihrem Auftakt im Jahre 1978 genau 65 Todesfälle vorzuweisen. Kein Fakt mit dem man gerade sein Image schmücken möchte, allerdings ist es eine Art Beweis für die lebensmüde Entscheidung, die jeder Fahrer trifft, wenn er seine Unterschrift auf den Teilnahmevertrag setzt.
Dieses Jahr sind es 556 Teilnehmer aus 60 Nationen in insgesamt 354 Fahrzeugen, die am 3. Januar ihre Motoren an der Startlinie in Buenos Aires, Argentinien anlaufen lassen. Die Route verläuft quer durch das Land der „Gauchos“ Richtung Bolivische Grenze. Nach ungefähr der Hälfte kommen die Fahrer, die bis dahin noch nicht gescheitert sind, in der Anden-Stadt Uyuni im zentralen Bolivien an, ehe es über Salta, die drittgrößte Stadt Argentiniens, in die Zielstadt Rosario geht, welche sich unmittelbar vor den Toren Buenos Aires befindet. Was sich wie ein Familienausflug anhört, sind in Wahrheit 9 300 Kilometer pures Durchhalten.
Anspruchsvolle Strecken erfordern gutes Material. Auch dieses Mal haben die Autobauer der Welt alles gegeben, um den Maßstab in Sachen Leistung erneut zu toppen. Insgesamt sind es 143 Motorräder, 46 Quads, 110 Autos und 55 Trucks, welche die launische Strecke durch die Anden beackern werden. Namibias Nachbarland Südafrika muss sich in ihrem Metier keinesfalls verstecken. Mit 16 Hilux V8’s und jeweils zwei Renault Dusters, Ford Rangers, Nissan Navaras und Century Racing Buggies stellt das Land am südlichen Zipfel unseres Kontinents gleich 24 Motoren für die Rallye durch Südamerika. Im Gegensatz zu Deutschland ist das schon beachtlich. Die Autonation stellt nämlich nur zwei Modelle vom Reisemobil-Hersteller Bürstner. Anders als die anderen Fahrzeuge haben sie die bequeme Aufgabe, den fünf Fahrern vom Team Himoinsa Racing eine Möglichkeit zum Ausruhen zu geben.
Was die Teilnehmer betrifft, so nehmen in der Kategorie Auto drei Südafrikaner teil. Der Dakar-Champion von 2009 Giniel Villiers fährt unter der Startnummer #301 wieder mit seinem deutschen Partner Dirk von Zitzewitz im Toyota Gazoo Racing Hilux V8. Im selben Team treten seine Landsmänner Leeroy Poulter und Rob Howie (#375) an. Neben dem Team von Toyota sind es weitere sechs Südafrikaner, die in der Auto-Kategorie an den Start gehen, unter anderem Mark Corbett und Juan Mohr (#346) und Colin Matthews mit Rodney Burke (#378) in den Century Racing CR5 Buggies. In der Motorrad-Kategorie wird bloß einer aus Südafrika das Handgas betätigen. Kobus Potgieter (#125) wird auf seiner KTM 450 RR versuchen die 9 300 km zu bewältigen. Ebenfalls alleine unter den Konkurrenten wird Sean Berriman in der Truck-Kategorie sein Bestes geben. Drei südafrikanische Teilnahmen wurden hingegen in der Quad-Kategorie registriert. Für Bidvest Yamaha Team Rhide SA fahren der Veteran Brian Baragwanath (#274), Eddie Barbier (#275) und der neue südafrikanische Champion George Twigge (#276) mit.
Unter den Favoriten für die 38. Auflage der Rallye dürfte auch der neunfache Rallye-Weltmeister Sebastian Loeb zählen. Mit seinem Partner Daniel Elena fährt der Franzose im neu aufgemotzten Peugeot 2008 DKR durch Stein und Steppe. „Wenn das Fahrzeug so gut funktioniert, wie es aussieht, dann werden wir ein starkes Jahr haben“, teilte Peugeot Sport-Direktor Bruno Famin mit. Die Stars bei Dakar 16 sind der Katari Nasser Al-Attiyah und der Franzose Mathieu Baumel, die im letzten Jahr die Dakar für sich entschieden. Unter dem Sponsor Red Bull treten sie das Gaspedal für das Team von All4 Racing Mini.
Die Rallye beginnt am 3. Januar (Ortszeit) und endet am 16. desselben Monats, an dem hoffentlich die gleiche Anzahl von Fahrern erscheint, wie beim Start. Denn noch mehr Todesfälle braucht die Rallye nicht. Anstrengend ist sie auch so.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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