Offene Diskussion gefordert
Russell: „Phosphat-Abbau und Diamantensuche nicht vergleichbar“
Von Frank Steffen
Windhoek
In einem AZ-Gespräch mit David Russell, studierte Fachkraft im Naturressourcen-Management, wiederlegte dieser die Behauptungen der Firma Namibia Phosphate Mining (NMP), dass die Gefahr, die von einem Baggerprozess während des Abbaus von Phosphat am Meeresboden ausgehe, relativ gering und kontrollierbar sei (AZ berichtete). Er teilt auch nicht die Meinung Dr. Chris Browns, dem Geschäftsführer der Namibischen Umweltkammer NCE, der sich der Möglichkeit eines maritimen Phosphatabbaus gegenüber nicht abgeneigt gezeigt hatte.
„Während mir klar ist, dass die NMP sehr viel Geld investiert hat und natürlich hofft, dieses ertragsreiche Unternehmen letztendlich durchführen zu dürfen, muss ich ihren Ausgangspunkten und Annahmen in vieler Hinsicht widersprechen. Was die Meinung von Dr. Brown anbetrifft, kann ich nur sagen, dass ich diesen Mann respektiere – er ist bestimmt ein sehr fähiger Mann, doch in diesem Fall gehen unsere Meinungen auseinander“, erklärte Russell. Russell selbst erhielt im Jahr 1983 seinen Masters-Grad an der Universität von Canterbury in Neuseeland und hat 30 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der Fischindustrie (seit 1994 in Namibia). Er verurteilte die Studie der NMP aus dem Jahre 2014 als unvollständig und von „zu kurzer Dauer“, während er die in der Studie (die dem Umweltministerium als Maßstab dient) enthaltenen Meinungsstücke von Umweltschützern und -Fachkräften für irrelevant hält, da sie im Auftrage der NMP gehandelt hätten.
Öffentliche Diskussion
„Vielleicht ist es ja wirklich an der Zeit, dass sich mal ein Expertenteam öffentlich zusammensetzt und die Argumente Punkt für Punkt durchargumentiert, denn für beide Seiten steht viel auf dem Spiel“, meinte Russel, der sich nicht als grundsätzlicher Gegner versteht, sondern viel mehr als ein Gegner, der sich von den Tatsachen hat überzeugen lassen. Letztere Aussage entspricht der Meinung Dr. Browns, der auch immer wieder im AZ-Gespräch betont hatte: „Ich will mich von Tatsachen überzeugen lassen, anstelle von Meinungen.“
Des Weiteren betont Russell in einem Brief an die AZ, dass immerhin 4,5 Millionen Tonnen gebaggertes Sediment und Schlick-Niederschläge jährlich an Land gebracht werden sollen, wo anhand eines chemischen Teilungsprozesses das Phosphat gewonnen werden soll. Dieser Prozess würde zu riesigen Abraumlagern an der Küste führen und müsse darum noch untersucht und anhand einer eigenen Umweltverträglichkeitsstudie für einwandfrei befunden werden.
Vergleich macht keinen Sinn
Den von der NMP aufgeführten Vergleich des Baggerprozesses zum Abbau von Phosphats mit dem Baggern nach Diamanten, beurteilt Russel als sinnlos und er unterstreicht seine Argumente mit veröffentlichten Meinungen von Meeresforschern wie Dr Verena Tunnicliffe (School of Earth and Ocean Sciences – University of Victoria, Canada) sowie Anna Maria Orani (diese hatte eine Studie der namibischen Gewässer im Marine Polution Bulletin veröffentlicht). Russel weist in seinem Brief auf den maßgeblichen Unterschied hin: „Bei der Diamantensuche wird das Aggregat, das mit Diamanten durchsetzt ist, abgebaggert und vor Ort gesiebt und sortiert. Das verbleibende Aggregat wird wieder ins Meer zurückgekippt. Im Falle des Phosphat-Abbaus wird das feine Sedimentgestein abgepumpt und dadurch der Meeresboden darunter freigelegt. Dabei kommen unter Umständen Schadstoffe zum Vorschein, die durch das Sediment bisher unter natürlichem Verschluss blieben.“
Schadstoffe freigelegt
Orani und ihre Kollegen hätten 22 Orte im Meer untersucht, darunter der Standort 17, der Teil des NMP-Minenareals ist. Eben in dieser Gegend hätten sie das zweithöchste Vorkommen von Cadmium, Arsen, Uran und Quecksilber in den Oberschichten verzeichnet. „Laut Dr. Tunnicliffe ist das Risiko nicht abzuschätzen, welche Schadstoffe noch tiefer verborgen sind. NMP will bis auf eine Tiefe von 2,5 Meter hinuntergehen“, schreibt Russell.
Russel führt danach die Argumente Dr. Browns an, warum der Abbau von Phosphat in Neuseeland nicht mit dem Abbau in Namibia verglichen werden kann. Dem hält er die Argumente von Professor Lisa Levin (Scripps Institution of Oceanography, University of California) vor, die als Fachkraft für Makrofauna die Studien der NMP bedingt widerlegt hatte und Dr. Brown widerspricht, der eine allmähliche Erholung des betroffenen Areals erwartet. Der grundlegende Unterschied scheint in den beiden Argumenten darin zu liegen, dass Dr. Brown einen bedingten Eingriff in die Natur erlauben würde, während Prof. Levin jeglichem Eingriff entgegenwirkt.
Windhoek
In einem AZ-Gespräch mit David Russell, studierte Fachkraft im Naturressourcen-Management, wiederlegte dieser die Behauptungen der Firma Namibia Phosphate Mining (NMP), dass die Gefahr, die von einem Baggerprozess während des Abbaus von Phosphat am Meeresboden ausgehe, relativ gering und kontrollierbar sei (AZ berichtete). Er teilt auch nicht die Meinung Dr. Chris Browns, dem Geschäftsführer der Namibischen Umweltkammer NCE, der sich der Möglichkeit eines maritimen Phosphatabbaus gegenüber nicht abgeneigt gezeigt hatte.
„Während mir klar ist, dass die NMP sehr viel Geld investiert hat und natürlich hofft, dieses ertragsreiche Unternehmen letztendlich durchführen zu dürfen, muss ich ihren Ausgangspunkten und Annahmen in vieler Hinsicht widersprechen. Was die Meinung von Dr. Brown anbetrifft, kann ich nur sagen, dass ich diesen Mann respektiere – er ist bestimmt ein sehr fähiger Mann, doch in diesem Fall gehen unsere Meinungen auseinander“, erklärte Russell. Russell selbst erhielt im Jahr 1983 seinen Masters-Grad an der Universität von Canterbury in Neuseeland und hat 30 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der Fischindustrie (seit 1994 in Namibia). Er verurteilte die Studie der NMP aus dem Jahre 2014 als unvollständig und von „zu kurzer Dauer“, während er die in der Studie (die dem Umweltministerium als Maßstab dient) enthaltenen Meinungsstücke von Umweltschützern und -Fachkräften für irrelevant hält, da sie im Auftrage der NMP gehandelt hätten.
Öffentliche Diskussion
„Vielleicht ist es ja wirklich an der Zeit, dass sich mal ein Expertenteam öffentlich zusammensetzt und die Argumente Punkt für Punkt durchargumentiert, denn für beide Seiten steht viel auf dem Spiel“, meinte Russel, der sich nicht als grundsätzlicher Gegner versteht, sondern viel mehr als ein Gegner, der sich von den Tatsachen hat überzeugen lassen. Letztere Aussage entspricht der Meinung Dr. Browns, der auch immer wieder im AZ-Gespräch betont hatte: „Ich will mich von Tatsachen überzeugen lassen, anstelle von Meinungen.“
Des Weiteren betont Russell in einem Brief an die AZ, dass immerhin 4,5 Millionen Tonnen gebaggertes Sediment und Schlick-Niederschläge jährlich an Land gebracht werden sollen, wo anhand eines chemischen Teilungsprozesses das Phosphat gewonnen werden soll. Dieser Prozess würde zu riesigen Abraumlagern an der Küste führen und müsse darum noch untersucht und anhand einer eigenen Umweltverträglichkeitsstudie für einwandfrei befunden werden.
Vergleich macht keinen Sinn
Den von der NMP aufgeführten Vergleich des Baggerprozesses zum Abbau von Phosphats mit dem Baggern nach Diamanten, beurteilt Russel als sinnlos und er unterstreicht seine Argumente mit veröffentlichten Meinungen von Meeresforschern wie Dr Verena Tunnicliffe (School of Earth and Ocean Sciences – University of Victoria, Canada) sowie Anna Maria Orani (diese hatte eine Studie der namibischen Gewässer im Marine Polution Bulletin veröffentlicht). Russel weist in seinem Brief auf den maßgeblichen Unterschied hin: „Bei der Diamantensuche wird das Aggregat, das mit Diamanten durchsetzt ist, abgebaggert und vor Ort gesiebt und sortiert. Das verbleibende Aggregat wird wieder ins Meer zurückgekippt. Im Falle des Phosphat-Abbaus wird das feine Sedimentgestein abgepumpt und dadurch der Meeresboden darunter freigelegt. Dabei kommen unter Umständen Schadstoffe zum Vorschein, die durch das Sediment bisher unter natürlichem Verschluss blieben.“
Schadstoffe freigelegt
Orani und ihre Kollegen hätten 22 Orte im Meer untersucht, darunter der Standort 17, der Teil des NMP-Minenareals ist. Eben in dieser Gegend hätten sie das zweithöchste Vorkommen von Cadmium, Arsen, Uran und Quecksilber in den Oberschichten verzeichnet. „Laut Dr. Tunnicliffe ist das Risiko nicht abzuschätzen, welche Schadstoffe noch tiefer verborgen sind. NMP will bis auf eine Tiefe von 2,5 Meter hinuntergehen“, schreibt Russell.
Russel führt danach die Argumente Dr. Browns an, warum der Abbau von Phosphat in Neuseeland nicht mit dem Abbau in Namibia verglichen werden kann. Dem hält er die Argumente von Professor Lisa Levin (Scripps Institution of Oceanography, University of California) vor, die als Fachkraft für Makrofauna die Studien der NMP bedingt widerlegt hatte und Dr. Brown widerspricht, der eine allmähliche Erholung des betroffenen Areals erwartet. Der grundlegende Unterschied scheint in den beiden Argumenten darin zu liegen, dass Dr. Brown einen bedingten Eingriff in die Natur erlauben würde, während Prof. Levin jeglichem Eingriff entgegenwirkt.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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