Oktoberitis hat 2107 viele Gesichter
Es gibt Unwohl. Dit voel olik. Something isn´t right. Omuinjo kauri naua. Der Oktober is hier mit all seinen Geistern. Wilhelm Shakespeare spricht in solchen Zeiten von time is out of joint. Die Zeit gerät aus den Fugen.
Der sozio-politische Wetterfrosch am Wendekreis des Steinbocks, Omushamane Joseph Diescho, drückt die miese Stimmung im Lande der Braven und Bravourösen hier oben aktuell gleich in zehn Sprachen aus: Otjiingirisa, Oshindonga, Afrikaans, Otjindoitjie, Otjiherero, Dama-Nama, auch Khoekhoegowab genannt, Silozi, Uukwangali und Setswana. Die zehnte Sprache können wir von unserem Flecken noch nich feststellen. Was er hier meint, das nennen wir zu dieser Jahreszeit Oktoberitis, auf Wellblechdeutsch sozusagen. Diejenigen, die miskien drei bis vier Sprachen sprechen oder biekie plätschern lassen, müssen neben Diescho vor Neid erblassen, denn so viel wie zehn Zungen beherrscht er gewiss. Es is hier nich der Ort, wo eine Laudatio auf Diescho ertönen soll. Nur so viel. Sein Publikum und seine Leser können von seinen analytischen Betrachtungen in der bisher freien - und hoffentlich auch künftig unzensierten - Dialog- und Diskussionskultur nur profitieren. Dazu braucht man seinen akademischen und beruflichen Werdegang und die Laufbahn gar nich näher zu beleuchten.
Kurz, Joseph Diescho, dessen akademische Titel wir hier weglassen, hält der Nation immer wieder den Spiegel vor, was bei den Machthabern nich immer gut ankommt. Die unabhängigen Analysen und Zeitbilder liefert er mit einer feinen Portion Ulk wie Eulenspiegel, von dessen Schalk in Dieschos Augen allerhand funkelt. Er hat einen etwas anders gearteten und doch erstaunlich ähnlich hoch gelehrten Vorgänger in der Rolle des aktuellen Zeitbegleiters: Jan Spies, dessen akademischen Titel wir hier ebenso weglassen. Spies war längere Zeit Schriftleiter des Republikein, zur Zeit als das Blatt noch Organ der DTA war. Er hatte ebenfalls zeitkritischen Scharfblick, dazu Schalk vermischt mit Schakal.
Und das is der Unterschied zwischen verkrampften Pflichtgenossen wie beim damaligen Hausblatt der Nationalen Partei, „Die Suidwester“, und einem gebildeten, aber zugleich tief in seinem Volkstum verwurzelten, souveränen Freigeist wie Jan Spies: auf der einen Seite herrschte das Atem-abschnürende Dogma - und das is sowahr nich Atem-beraubend! - und auf der anderen Seite wehte ein frischer Wind, selbstkritisch, mit Humor und Toleranz und der Erkenntnis der Vergänglichkeit. Aber Neid beiseite. Es geht ums Eingemachte. Hier stimmt ´was nich!
Unmut durchzieht die Lande, nich nur in der Partei, die sich für die Größte aller Zeiten hält, sondern auch fernab der Machtzentrale, wo das Gerangel um die höchsten vier Politposten in vollem Schwange is. Was isses, das die Mannsen und Weibsen so beseelt, an der Spitze der Partei zu stehen? Der Parteipräsident, das spricht in unserer politischen Monokultur von selbst, muss natürlich auch der Omupräsidente im Staate des Sonnenscheins und der Spießböcke sein, wenn wir kurz nach der Flagge und dem Staatwappen gehen. Im Grunde gehören die Omatako-Berge auch mit ins Staatswappen hinein, denn die machen Teil sowohl unserer Landschaft als auch unserer Landesmentalität aus so wie das Bier (aus Ovenduka) beim Braai net nich fehlen darf. Immerhin, die Parteiführung will sich an demokratisch angelehntes Prozedere halten und unter den Anwärtern für die vier Oberposten beim Patteitag wählen lassen: Unter, Ober, König, Ass!
Die Bühne wird gerade hergerichtet, ob dienender Amtsträger oder Apparatschik, Bannerträger oder Steigbügelhalter, Trittbrettfahrer oder Macher, Führungsfrau oder Kommissweib an die Krippe der Macht gelangen.
Reise zum Nostalgie-Kommunismus
Auf-auf zum Fest des Roten Oktober! Die Reise der rund 200 Jugendlichen, die Oministeli Jerry Ekandjo ans Schwarze Meer hat fliegen lassen, hat wegen der Kosten Aufsehen erregt, denn Du und ich, wir zahlen für den Ausflug. Dass ein Dutzend jugendliche Namibier ausgereicht hätten, unser Land würdig zu vertreten, das is die eine Sache.
Zu welchem Programm die Jugendlichen zu den Weltfestspielen der Jugend im renommierten Ort Sotschi antreten, is noch ´ne Story. Die Veranstalter erlauben nich, dass wir das Programm runterladen und drucken können. Die Veranstalter, die diese Spiele u. A. zweimal in Ost-Berlin, zweimal in Havanna und einmal in Pjöngjang, Nord-Korea, veranstaltet ham, legen in diesem Jahr - versteht sich - in der Rangordnung der Themen die Betonung auf die ruhmreiche russische Oktober-Revolution von 1917 und welche Segnungen sie gebracht habe, zum 100-jährigen Gedenken. Und das Gedenken findet statt 27 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer und nach dem Zerfall der Sowjetunion in eine Reihe relativ unabhängiger Staaten. Und das muss hier festgehalten werden: Die (All)Gemeine Zeitung, gegr. 1916, schlägt die Oktober-Revolution um ein Jahr.
Oministeli Jerry Ekandjo is uns noch Rechenschaft schuldig, dass wir zumindest aus der Namensliste der gesponserten 200 Jugendlichen erfahren können, ob die namibische Jugendabordnung tatsächlich namibisch repräsentativ war.
Aber schauen wir uns einmal die Themen an. Beim dritten Thema kannste schon aussteigen. Da merkste sommer schon iesie, woher der Wind weht, 27 Jahre nach Untergang des Eisernen Vorhangs. Also nun zur Themenauswahl, frei aus Otjiingirisa übersetzt:
? Frieden, Gerechtigkeit, Anti-Imperialismus und Völkerfreundschaft (sic)
? Menschenrechte und Gleichheit gegen gefährlich reaktionäre faschistische Ideologien (sic)
? Ziele und Errungenschaften der Großen Oktober-Revolution (sic)
? Der Aufstieg des Faschismus mit Unterstützung imperialistischer Kräfte (sic)
? Der Kampf gegen den Aufstieg des Faschismus, des Anti-Kommunismus, Rassismus und der Xenophobie (sic)
? Anti-kommunistische Propaganda, Verbot kommunistischer Parteien und die Verfolgung von Kommunisten als Versuch, den organisierten Kampf zu schwächen (sic)
? Religiöse und ethnische Konflikte als Instrumentarien des Imperialismus (sic)
Und ein Wökkschopp wird noch dem Thema gewidmet, dass der Flüchtlingsstrom nach Europa durch Imperialismus und Kapitalismus ausgelöste werde.
Kapiert? So einfach sieht das Weltbild aus, mit dem unsere Jugendlichen, mit dem Segen von Oministeli Ekandjo und Omupräsidente III von den Nostalgie-Kommunisten in Sotschi geimpft werden. Und klar, wer sich den Dogmen und der Wehmut über den verflogenen Kommunismus hingibt, hat im Alltag keine Erklärungsnot mehr. Denn wer die Schuld für alle Übel der Welt trägt, is klar erwiesen. Die Jugendfestspiele leben von Feindbildern und sind se noch so nebulös.
Immerhin haben unsere Jung-Braven ein schönes Stück Schwarzmeerküste erlebt, einen hoffentlich feinen Aufenthalt und eine Rückblende in den Kalten Krieg mitgekriegt, unter gestrigen Wehmuts-Kommunisten.
Inzwischen wölben sich in Ovenduka die Jakaranden-Kuppeln lila gen Himmel, Hitze und die Grasbrände nehmen zu. Und im Oktober 2017 drückt die Prüfungsnot Schüler und Studenten. Der Alltag hat uns wieder, zwischen Dichtung, Schwachsinn und harter Realität.
Der sozio-politische Wetterfrosch am Wendekreis des Steinbocks, Omushamane Joseph Diescho, drückt die miese Stimmung im Lande der Braven und Bravourösen hier oben aktuell gleich in zehn Sprachen aus: Otjiingirisa, Oshindonga, Afrikaans, Otjindoitjie, Otjiherero, Dama-Nama, auch Khoekhoegowab genannt, Silozi, Uukwangali und Setswana. Die zehnte Sprache können wir von unserem Flecken noch nich feststellen. Was er hier meint, das nennen wir zu dieser Jahreszeit Oktoberitis, auf Wellblechdeutsch sozusagen. Diejenigen, die miskien drei bis vier Sprachen sprechen oder biekie plätschern lassen, müssen neben Diescho vor Neid erblassen, denn so viel wie zehn Zungen beherrscht er gewiss. Es is hier nich der Ort, wo eine Laudatio auf Diescho ertönen soll. Nur so viel. Sein Publikum und seine Leser können von seinen analytischen Betrachtungen in der bisher freien - und hoffentlich auch künftig unzensierten - Dialog- und Diskussionskultur nur profitieren. Dazu braucht man seinen akademischen und beruflichen Werdegang und die Laufbahn gar nich näher zu beleuchten.
Kurz, Joseph Diescho, dessen akademische Titel wir hier weglassen, hält der Nation immer wieder den Spiegel vor, was bei den Machthabern nich immer gut ankommt. Die unabhängigen Analysen und Zeitbilder liefert er mit einer feinen Portion Ulk wie Eulenspiegel, von dessen Schalk in Dieschos Augen allerhand funkelt. Er hat einen etwas anders gearteten und doch erstaunlich ähnlich hoch gelehrten Vorgänger in der Rolle des aktuellen Zeitbegleiters: Jan Spies, dessen akademischen Titel wir hier ebenso weglassen. Spies war längere Zeit Schriftleiter des Republikein, zur Zeit als das Blatt noch Organ der DTA war. Er hatte ebenfalls zeitkritischen Scharfblick, dazu Schalk vermischt mit Schakal.
Und das is der Unterschied zwischen verkrampften Pflichtgenossen wie beim damaligen Hausblatt der Nationalen Partei, „Die Suidwester“, und einem gebildeten, aber zugleich tief in seinem Volkstum verwurzelten, souveränen Freigeist wie Jan Spies: auf der einen Seite herrschte das Atem-abschnürende Dogma - und das is sowahr nich Atem-beraubend! - und auf der anderen Seite wehte ein frischer Wind, selbstkritisch, mit Humor und Toleranz und der Erkenntnis der Vergänglichkeit. Aber Neid beiseite. Es geht ums Eingemachte. Hier stimmt ´was nich!
Unmut durchzieht die Lande, nich nur in der Partei, die sich für die Größte aller Zeiten hält, sondern auch fernab der Machtzentrale, wo das Gerangel um die höchsten vier Politposten in vollem Schwange is. Was isses, das die Mannsen und Weibsen so beseelt, an der Spitze der Partei zu stehen? Der Parteipräsident, das spricht in unserer politischen Monokultur von selbst, muss natürlich auch der Omupräsidente im Staate des Sonnenscheins und der Spießböcke sein, wenn wir kurz nach der Flagge und dem Staatwappen gehen. Im Grunde gehören die Omatako-Berge auch mit ins Staatswappen hinein, denn die machen Teil sowohl unserer Landschaft als auch unserer Landesmentalität aus so wie das Bier (aus Ovenduka) beim Braai net nich fehlen darf. Immerhin, die Parteiführung will sich an demokratisch angelehntes Prozedere halten und unter den Anwärtern für die vier Oberposten beim Patteitag wählen lassen: Unter, Ober, König, Ass!
Die Bühne wird gerade hergerichtet, ob dienender Amtsträger oder Apparatschik, Bannerträger oder Steigbügelhalter, Trittbrettfahrer oder Macher, Führungsfrau oder Kommissweib an die Krippe der Macht gelangen.
Reise zum Nostalgie-Kommunismus
Auf-auf zum Fest des Roten Oktober! Die Reise der rund 200 Jugendlichen, die Oministeli Jerry Ekandjo ans Schwarze Meer hat fliegen lassen, hat wegen der Kosten Aufsehen erregt, denn Du und ich, wir zahlen für den Ausflug. Dass ein Dutzend jugendliche Namibier ausgereicht hätten, unser Land würdig zu vertreten, das is die eine Sache.
Zu welchem Programm die Jugendlichen zu den Weltfestspielen der Jugend im renommierten Ort Sotschi antreten, is noch ´ne Story. Die Veranstalter erlauben nich, dass wir das Programm runterladen und drucken können. Die Veranstalter, die diese Spiele u. A. zweimal in Ost-Berlin, zweimal in Havanna und einmal in Pjöngjang, Nord-Korea, veranstaltet ham, legen in diesem Jahr - versteht sich - in der Rangordnung der Themen die Betonung auf die ruhmreiche russische Oktober-Revolution von 1917 und welche Segnungen sie gebracht habe, zum 100-jährigen Gedenken. Und das Gedenken findet statt 27 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer und nach dem Zerfall der Sowjetunion in eine Reihe relativ unabhängiger Staaten. Und das muss hier festgehalten werden: Die (All)Gemeine Zeitung, gegr. 1916, schlägt die Oktober-Revolution um ein Jahr.
Oministeli Jerry Ekandjo is uns noch Rechenschaft schuldig, dass wir zumindest aus der Namensliste der gesponserten 200 Jugendlichen erfahren können, ob die namibische Jugendabordnung tatsächlich namibisch repräsentativ war.
Aber schauen wir uns einmal die Themen an. Beim dritten Thema kannste schon aussteigen. Da merkste sommer schon iesie, woher der Wind weht, 27 Jahre nach Untergang des Eisernen Vorhangs. Also nun zur Themenauswahl, frei aus Otjiingirisa übersetzt:
? Frieden, Gerechtigkeit, Anti-Imperialismus und Völkerfreundschaft (sic)
? Menschenrechte und Gleichheit gegen gefährlich reaktionäre faschistische Ideologien (sic)
? Ziele und Errungenschaften der Großen Oktober-Revolution (sic)
? Der Aufstieg des Faschismus mit Unterstützung imperialistischer Kräfte (sic)
? Der Kampf gegen den Aufstieg des Faschismus, des Anti-Kommunismus, Rassismus und der Xenophobie (sic)
? Anti-kommunistische Propaganda, Verbot kommunistischer Parteien und die Verfolgung von Kommunisten als Versuch, den organisierten Kampf zu schwächen (sic)
? Religiöse und ethnische Konflikte als Instrumentarien des Imperialismus (sic)
Und ein Wökkschopp wird noch dem Thema gewidmet, dass der Flüchtlingsstrom nach Europa durch Imperialismus und Kapitalismus ausgelöste werde.
Kapiert? So einfach sieht das Weltbild aus, mit dem unsere Jugendlichen, mit dem Segen von Oministeli Ekandjo und Omupräsidente III von den Nostalgie-Kommunisten in Sotschi geimpft werden. Und klar, wer sich den Dogmen und der Wehmut über den verflogenen Kommunismus hingibt, hat im Alltag keine Erklärungsnot mehr. Denn wer die Schuld für alle Übel der Welt trägt, is klar erwiesen. Die Jugendfestspiele leben von Feindbildern und sind se noch so nebulös.
Immerhin haben unsere Jung-Braven ein schönes Stück Schwarzmeerküste erlebt, einen hoffentlich feinen Aufenthalt und eine Rückblende in den Kalten Krieg mitgekriegt, unter gestrigen Wehmuts-Kommunisten.
Inzwischen wölben sich in Ovenduka die Jakaranden-Kuppeln lila gen Himmel, Hitze und die Grasbrände nehmen zu. Und im Oktober 2017 drückt die Prüfungsnot Schüler und Studenten. Der Alltag hat uns wieder, zwischen Dichtung, Schwachsinn und harter Realität.
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Allgemeine Zeitung
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