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Old Mutual im Sog der Finanzkrise

"Old Mutual hat trotz schwieriger Marktverhältnisse in den meisten Geschäftsbereichen eine gute Leistung gezeigt. Die Kapitalisierung der Gruppe ist robust, trotzdem müssen wir aufgrund des extrem unsicheren Marktumfeldes unsere Liquidität und Kapitalbestände sichern", verlautete es sowohl bei einer lokalen Präsentation der vorläufigen Zahlen für das Ende Dezember 2008 abgelaufene Finanzjahr von Old Mutual sowie aus dem Londoner Hauptquartier in der vergangenen Woche. Analysten kritisierten diese Zusammenfassung als ,,oberflächlich", sogar ,,irreführend". Sie erfasse nicht das wahre Ausmaß der Probleme, mit denen Old Mutual konfrontiert sei.
Infolge der Finanzmarktkrise schrumpfte der Überschuss nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr um 45 Prozent auf 441 Millionen britische Pfund (rund 6,5 Milliarden Namibia-Dollar). Der operative Gewinn sank um 38 Prozent auf 999 Millionen Pfund.
Der in über 40 Ländern weltweit vertretene südafrikanisch-britische Versicherungsgigant ist - trotz relativ robuster Verfassung in Afrika - stark angeschlagen. Vor allem das Lebensversicherungsgeschäft in den Vereinigten Staaten setzt dem Konzern zu weil es direkt von den Auswirkungen der internationalen Finanz- und Kreditkrise betroffen ist.
Hier belasten neben der aktuellen Börsenflaute besonders Fehlinvestitionen in die inzwischen berühmt-berüchtigten amerikanischen MBS (mortgage backed securities). Diese mit Hypotheken unterlegten Anleihen haben nach dem Platzen der amerikanischen Immobilienkrise rasant an Wert verloren und mussten teilweise komplett abgeschrieben werden. In vielen Fällen können diese Papiere kaum mehr realistisch bewertet werden, was nicht zuletzt an deren Komplexität liegt. In der Theorie spiegeln MBS-Anleihen die Zahlungsströme von oftmals tausenden Hypotheken wider. Diese Zahlungsströme werden unter anderem auch durch viele sogenannte Subprime-Hypotheken (Hypotheken, die an amerikanische Schuldner mit geringer Bonität vergeben wurden) bestimmt. Durch den massiven Ausfall ebenjener Subprime-Hypotheken haben viele MBS-Anleihen enorm an Wert verloren, oder sind komplett ausgefallen.
Da vor allem Lebensversicherungsgesellschaften einen Großteil ihrer Einkünfte durch Rendite auf investiertem Kapital erzielen, haben das MBS-Debakel und der Bärenmarkt an der Börse die finanzielle Stabilität von Old Mutual stark untergraben. Am "eindrucksvollsten" ist diese Entwicklung am Kurs der Aktie von Old Mutual abzulesen. Sie ist innerhalb eines Jahres von 25 auf unter fünf Rand/Namibia-Dollar gefallen- eine Abwertung von 80 Prozent. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist auf ein historisches Tief von 2,2 gefallen - ein Indikator dafür, dass Anleger damit rechnen, dass sich die Finanzlage weiter anspannen wird.
Auch auf dem Anleihenmarkt leuchten die Warnsignale. So hat die Ratings-Agentur Moody's die Bonität des Anleiheemittenten Old Mutual am Freitag von "gut bis befriedigend" auf "befriedigend bis ausreichend" abgestuft - ein verheerendes Urteil für einen internationalen Finanzdienstleister, der bis vor kurzem noch in der obersten Liga mitgespielt hat. Ein Rating ist die Beurteilung der Wahrscheinlichkeit eines termingerechten und vollständigen Schuldendienstes einer Anleihe. Das Rating bezieht sich demnach auf das Risiko, ob es bei einer bestimmten Anleihe zu Verzögerungen oder gar dem vollständigen Ausfall von Zins- und Tilgungszahlungen kommt.
Die Abstufung könnte es Old Mutual in einem ohnehin von Engpässen geprägten Kreditmarktes künftig erschweren, neues Kapital aufzunehmen. Ein schlechteres Rating bedeutet für den Versicherungskonzern zudem, dass er im Vergleich zu einem Emittenten mit guter Bewertung einen Renditeaufschlag zu zahlen hat. Die höhere Rendite kompensiert das von Investoren eingegangene höhere Ausfallrisiko. Die Kreditaufnahme wird also teurer.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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