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Oldie but Goldy

Wiebke Schmidt
„Die Old Wheelers wurden im Juli 1986 in Windhoek gegründet. Es gab damals eine Mineralölgesellschaft, die ein Event veranstalten wollte, daraufhin haben sich Leute, die Oldtimer besaßen, zusammengeschlossen und den Club gegründet“, erzählt Eric Detering, seit neun Jahren Vorstand des Old Wheeler Clubs. Der Club hat insgesamt 370 Mitglieder und das weltweit: Sogar in Kanada gibt es Old Wheelers. „Wir sind auf keine speziellen Fahrzeuge spezialisiert, jeder, der ein Auto hat, das mindestens 25 Jahre alt ist, kann an Ausfahrten des Old Wheeler Clubs teilnehmen“, sagt Detering. Insgesamt gibt es ca. zehn Veranstaltungen im Jahr, darunter den Tag der offenen Tür am 4. Oktober 2014. Dann können alle, nicht nur Clubmitglieder, ihre Autos auf dem Gelände der Old Wheelers ausstellen und dem interessierten Publikum präsentieren.
Doch die Oldies wollen natürlich auch bewegt werden, deswegen finden jährlich sechs bis sieben Ausfahrten statt. Manche davon haben auch Wettkampfcharakter: „Bei uns geht es nicht darum, wer als erster im Ziel ist, sondern wer am genauesten fährt. Man bekommt zum Beispiel eine Strecke zugeteilt, die man mit einer bestimmten Durchschnittsgeschwindigkeit fahren muss. Auf der Strecke sind Posten verteilt, die kalkuliert haben, wann das Fahrzeug ankommen sollte. Wer 50 Sekunden zu früh ankommt, bekommt 50 Minuspunkte. 50 Sekunden zu spät geben 50 Pluspunkte“, erklärt Detering. Diese Wertung werde bei jedem angefahrenen Ziel vorgenommen. Minus- und Pluspunkte sind in jedem Fall Strafpunkte, können aber gegeneinander ausgeglichen werden. Ziel ist es, am Ende auf null zu kommen, sprich die Ziele genau in der vorgegebenen Zeit zu erreichen.
Neben solchen Wettkämpfen gibt es auch reine Spaßausfahrten und das steht heute auf dem Plan. Während einer kleinen Stadtrallye fahren die Old Wheelers nach einem Fahrplan durch Windhoek, um sich danach alle auf der Elisenfarm zum gemeinsamen Frühstück zu treffen. Eine Art Schnitzeljagd: Der Navigator sagt dem Fahrer, wo es hingeht und das Ziel ist, möglichst flott zum Frühstücksbuffet zu gelangen.
8.15 Uhr, Eros-Einkaufszentrum: „Wow, was für ein Auto“, schießt es einem durch den Kopf, als Hans Jörg Bollinger mit seinem Jaguar Mark 2 aus dem Jahre 1965 vorfährt. Die Tür geht auf und los geht’s! Zuerst treffen sich alle Rallyeteilnehmer auf dem Contitrade-Parkplatz bei der alten Brauerei. „So wie es aussieht sind wir die Ersten“, sagt Bollinger. Doch nach und nach füllt sich der Parkplatz mit betagten Schönheiten auf vier Rädern, jede davon mit einer eigenen Geschichte. Peter Breitenstein fährt einen Buick Limited von 1938: „Bei dem Wagen handelt es sich um das Staatsfahrzeug von Sir Peter Herbert Stanley, damaliger Gouverneur in Süd-Rhodesien. Der Buick hat jahrelang in Südafrika in Natal gestanden. Ich habe von einen benachbarten Farmer erfahren, dass der Wagen dort steht und ihn dann nach Namibia gebracht“, erzählt Breitenstein. Der Wagen war in einem schlechten Zustand, Breitenstein hat ihn sechs Jahre lang restauriert und währenddessen über 400 000 N$ investiert.
Sobald alle Rallyeteilnehmer angekommen sind, gibt es eine kurze und knackige Einführung vom Organisator der Rallye: „Wenn Ihr der Beschreibung folgt, ist das Risiko sehr gering, dass ihr verloren geht. Haltet Euch immer an die Verkehrsregeln. Es gibt Schlaglöcher! Manche sind so groß, dass es Autogaragen sein könnten!“
Alles klar. Dann werden die Wegbeschreibungen ausgeteilt und die Navigatoren haben kurz Zeit, sich mit dem Plan auseinanderzusetzen. Eigentlich viel einfacher als gedacht, die erste Beschreibung lautet: „Biege links vom Contitrade-Parkplatz in die Sam-Nujoma-Avenue ein.“ Bollinger startet den Motor seines Mark 2 und fährt los. „Das Auto hat eine interessante Geschichte“, sagt er. „Ein Sekretär von der deutschen Botschaft war in Simbabwe und hat es gekauft. Über Umwege landete das Auto zuerst in England und dann in Windhoek. Dort hatte der Eigentümer beschlossen, es zu verkaufen und ich ließ mich nicht zwei Mal bitten. Ich habe es ihm abgekauft und dann meiner Frau zur Hochzeit geschenkt.“
Die Fahrt geht gemütlich voran. Eigentlich muss man gar nicht auf die Wegbeschreibung achten, denn die Teilnehmer fahren in einer Kolonne durch Windhoek. Man richtet sich einfach nach seinem Vordermann.
Hin und wieder winken Leute den Fahrern zu: „Es macht einfach Spaß, wenn sich die Leute an unseren Fahrzeugen erfreuen“, sagt Bollinger. „An den Autos fasziniert mich besonders die technische Raffinesse. Ich besitze noch einen Adler Triumph Junior aus dem Jahr 1932. Der hat weder eine Wasser- noch eine Spritpumpe, aber dadurch, dass die Mechanik so ausgeklügelt ist, läuft der Wagen trotzdem.“
Plötzlich tun sich riesige Schlaglöcher vor uns auf und Bollinger umfährt sie gekonnt. „Ein uralter Witz: Wenn du nachts fährst und es sind plötzlich zwei Augen auf der Straße, was ist das?“ fragt Bollinger. Keine Ahnung?! „Eine Giraffe, die in einem Schlagloch steht!“, sagt Bollinger und bricht in schallendes Gelächter aus.
Nach ungefähr einer Stunde ist das Ziel erreicht: Gästefarm Elisenheim. Die Teilnehmer der Rallye erwartet ein üppiges Frühstücksbuffet und am Tisch werden alte Geschichten ausgetauscht. Nachdem das Buffet leergefuttert ist, machen sich alle wieder auf den Heimweg.
Von Andreas Seibert, Windhoek

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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