Olufuko-Fest spaltet die Gemüter

Von Clemens von AltenWindhoekAm kommenden Freitag startet bei Outapi in der Omusati-Region wieder das jährliche Kulturfestival Olufuko. Elf Tag dauert das umstrittene Initiationsritual, bei dem Mädchen ab zwölf Jahren ins Erwachsenenleben eingeführt werden. „Es wurden bereits 47 Mädchen – sogenannte Bräute – für das traditionelle Fest registriert“, berichtete die Namibische Presse-Agentur (Nampa) diese Woche. Vizepräsident Nangolo Mbumba soll die Feierlichkeiten offiziell einläuten.„Schädlich“ und „illegal“„Olufuko ist Oshiwambo und bedeutet so viel wie ‚Hochzeit' und ‚Vorbereitung auf Ehe und Erwachsenleben'“, erklärte Menschenrechtler und Gründer der Organisation NamRights, Phil ya Nangoloh, zu Beginn dieses Monats schriftlich. Es handele sich um eine „sexuelle“, „heidnische“, „altertümliche“ und „schädliche“ Praxis, die zur Folge habe, dass „Mädchen unter 18 Jahren als erwachsene Frauen angesehen werden“ und ihnen somit „der Kindern zustehende Schutz verwehrt“ werde. Zumal man laut namibischer Gesetzgebung erst ab 18 Jahren als erwachsen gilt und alle Personen unter 16 Jahren verfassungsgemäß Kinder sind.In den Augen des Gründungspräsidenten Sam Nujoma sind Kritiker allerdings nicht bereit, „unabhängig zu denken“. Laut dem Altpolitiker berufen sich Gegner des traditionellen Fests auf „veraltete Ansätze des Westens“, denen zufolge „Afrikaner als primitiv gelten“ und „keine kulturellen Werte besitzen“, zitierte Nampa den ehemaligen Staatschef, als er Ende vergangenen Monats am Olufuko-Galadinner in Outapi teilnahm. Er sehe das Fest als eine Art „Dekolonisierung des Gedankenguts“ und als Vorbeuge „kultureller Versklavung“. Vorwürfe, das Festival füge den betroffenen Mädchen Schaden zu, streitet Nujoma ab: „Unsere traditionellen Werte würden es nie zulassen, unschuldigen Menschen zu schaden.“Gedankengut „dekolonisieren“Das Olufuko-Initiationsritual ist zwar im Anbruch des Christentums vor rund acht Jahrzehnten untergegangen, wurde allerdings 2012 unter Schirmherrschaft von Sam Nujoma wieder zum Leben erweckt. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia (ELKIN) ist einer der Kritiker und hat sich in der Vergangenheit von der „nicht christlichen“ Olufuko-Tradition distanziert: „Der Bischof (Dr. Shekutaamba V.V. Nambala) ist noch immer dieser Überzeugung“, hieß es auf aktuelle Nachfrage der AZ in Ondangwa. Ya Nangoloh zufolge haben die Vereinten Nationen (UN) im selben Jahr, als die Tradition wieder aufgenommen wurde, ernste Bedenken geäußert, dass Namibia „nicht genug Maßnahmen“ ergreife, um „diese schädlichen Praktiken zu dokumentieren und einzudämmen“. Nach Auffassung des Menschenrechtlers handelt es sich bei Olufuko um eine „illegale“ Praxis, bei der junge Mädchen auf frühe Ehe und Schwangerschaft vorbereitet werden. Denn schließlich verlange die UN-Kinderrechtskonvention von allen Ländern, gegen „Personen“ und „traditionelle Anführer“ vorzugehen, die „sexuelle Initiationspraktiken ermutigen“.Untersuchung in AussichtDer namibische Ombudsmann John Walters ist sich der Bedenken bewusst, betonte im AZ-Gespräch jedoch, dass sich die Regierung hinter die Tradition stelle und das Olufuko-Fest als kulturelles Erbe verteidige. „Es kommt immer darauf an, was das Ritual und die Tradition genau beinhalten“, so der Schiedsbeauftragte, der dabei auch einräumte, sich nicht im Detail mit dem Initiationsritual beschäftigt zu haben, zumal die Stelle der Kinderbeauftragten seit geraumer Zeit unbesetzt sei.„Sobald wir diese Position im neuen Jahr besetzt haben, werde ich diese Person beauftragen, sich mit der Kinderrechtslage in Namibia zu befassen, speziell was schädliche Traditionen sowie Früh- und Zwangsehen betrifft“, kündigte Walters an, der versicherte, dass diese Untersuchung auch das Olufuko-Fest unter die Lupe nehmen werde. Immerhin habe die letzte Volkszählung im Jahr 2011 gezeigt, dass in Namibia mehr als 3800 Mädchen und knapp 1700 Jungen in einer „traditionellen Ehe oder eheähnliche Gemeinschaft“ lebten. „Früh- und Zwangsehen sind in Namibia aber keine weitverbreitete Praxis“, so der Ombudsmann. „Kinderehen gibt es gewöhnlich in ländlichen Regionen und sie werden oft geschlossen, um der Armut zu entkommen.“

Olufuko-Fest spaltet die Gemüter

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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