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Olympiasiegerin im Busch unterwegs

Vielseitigkeitsreiterin Ingrid Klimke macht Urlaub in Namibia – natürlich im Sattel
Sportredakteur
Von Nina Cerezo

Windhoek

Vielleicht kommen noch ein paar Interessierte“, hatte es im Vorfeld des „Meet and Greet“ mit der deutschen Vielseitigkeitsreiterin Ingrid Klimke am Dienstag geheißen. Aus „ein paar“ wurde jedoch ein bis auf den letzten Platz gefülltes Restaurant der River Crossing Lodge östlich von Windhoek, denn kaum ein hiesiger Pferdefreund wollte es sich nehmen lassen, die mehrfache Olympiasiegerin und Gewinnerin der Weltreiterspiele sowie diversen Europameisterschaften – um nur „ein paar“ Titel zu nennen – einmal persönlich zu treffen.

Doch weit gefehlt, wer bei der 50-Jährigen an Starallüren denkt. Klimke plaudert aus dem Nähkästchen, erzählt von ihren Pferden, ihrer Laufbahn, ihrer Familie und beantwortete sämtliche Fragen aus dem Publikum. Die Siege schreibt sie ihren Vierbeinern zu, so ist es „die Stute“, die damals gewann oder Wallach Bobby (SAP Hale Bob OLD), der „zum siegenden Wiederholungstäter“ in der Vielseitigkeit wurde. Und auch wenn sie diejenige sei, die schlussendlich auf dem Podest stehe, sei der Ruhm ihrem Team zuzusprechen. So verwundert es nicht, dass Klimke auch jetzt nicht alleine unterwegs ist – viele ihrer Mitarbeiterinnen sind mit ihr nach Namibia gereist, um hier gemeinsam mit ihr eine Pferdesafari anzutreten.



Von klein auf an

„Die Frage, wie es bei uns in der Schule läuft, gab es bei uns eigentlich nie“, erzählt die Sportlerin aus ihrer Kindheit. Vielmehr habe schon immer im Vordergrund gestanden, wie es mit den Pferden laufe und Ziel sei es stets gewesen, „gute Führung“ zu beweisen, um von ihrem Vater Dr. Reiner Klimke mit zum großen CHIO-Turnier in Aachen genommen zu werden. Ihr Studium zur Grundschullehrerin brachte die Blondine auch nie zum Einsatz, „denn schließlich hätte ich mir für die Turniere zum Wochenende hin immer Tage freinehmen müssen“, erzählt sie. Also blieb nur die Pferdewirtschaft.

Aktuell hat Klimke etwa zehn Pferde in ihrem Stall, die sie in allen drei Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit ausbildet. Ein „sehr sensibler“ sei dabei, aber auch ein „kleiner Moppel“, den sie erst habe motivieren müssen. Für jedes Pferd habe sie eine Zukunftsvision vor Augen, die sie so manches Mal auch dann nicht über Bord geworfen habe, wenn ihr eigentlich alle anderen durch die Blume gesagt hätten, dieses Pferd zu verkaufen.

Dass als Profi jedoch auch manchmal etwas nicht klappt, gibt Klimke ebenfalls offen zu. „Dann reite ich erst einmal Schritt und überlege, was ich machen kann“, erzählt sie und betont, dass es immer wichtig sei, zu einem guten Trainingsabschluss zu kommen.



Denken wie ein Pferd

Ein Pferd zu bestrafen, ist laut Klimke wenig erfolgsversprechend. „Kein Pferd will absichtlich etwas falsch machen und wenn ich es für einen Fehler tadele, wird es es beim nächsten Mal gar nicht erst noch einmal probieren“, erzählt sie. Klappt also einmal etwas nicht, sei es besser, dies zu ignorieren, Erfolg solle unmittelbar gelobt werden. „Man muss eigentlich nur versuchen wie ein Pferd zu denken“, lacht Klimke.

Dass sie aber auch als Reiterin denkt, macht sie mit ihrem Verantwortungsbewusstsein vor allem im Gelände deutlich. „Auf diesen Strecken muss ich das Tempo bestimmen und die Strecke genau kennen“, berichtet sie – ansonsten könne das Pferd seine Leistung nicht bringen oder es gar gefährlich werden. Doch von Nervosität keine Spur: „Manchmal mache ich noch schnell ein Nickerchen während meine Kontrahenten schon starten“, so Klimke.

In den kommenden Tagen sind Turniere aber erst einmal sekundär. Seit gestern ist die Sportlerin mit dem Reiseanbieter „Pferdesafari“ auf einer fünftägigen Reise durch Namibia – denn wo sonst als im Sattel würde sich die Reiterin auch während ihrer „berufsfreien“ Zeit am wohlsten fühlen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-26

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