Omaruru: Ein Geheimtipp im Herzen Namibias
Fünfzig Kilometer nördlich von Karibib und 250 Kilometer nordwestlich von Windhoek liegt der kleine Ort Omaruru am gleichnamigen Fluss, umrahmt von zahlreichen Jagd-Farmen und den Erongo-Bergen, von denen der Oruwe - die Omaruru-Kuppe - der prominenteste ist.
Der Name Omaruru wurde von dem Herero-Wort omaere omaruru abgeleitet, was soviel bedeutet wie bittere Dickmilch, da die Rinder der Herero in Dürrezeiten den Bitterbusch abweideten, der der Milch einen bitteren Geschmack verlieh.
Um das Jahr 1845 siedelten sich zunächst Herero, die mit ihrem Vieh aus dem Kaokoveld gekommen waren, in dem Gebiet an. Der erste Weiße in der Gegend war der Missionar Hugo Hahn im Jahr 1851, es folgten Jäger, Händler und Abenteurer, doch keiner von ihnen ließ sich dauerhaft in der Umgebung nieder. Am 22. Juni 1870 kam der Missionar Gottlieb Viehe aus Otjimbingwe nach Omaruru - dieser Tag könnte somit als Gründungsdatum der kleinen Stadt gelten, aus nicht geklärten Gründen hat man dieses aber auf den 10. Oktober festgelegt. In der Zeit Viehes kamen mehr und mehr Weiße in den Ort, größtenteils Händler, die einen weiteren Stützpunkt im Land errichten wollten. Zuvor hatten nur gelegentlich Jäger am Brunnen des Orts ihr Lager aufgeschlagen. Missionar Viehe errichtete eine Schule für etwa 40 Hererokinder und übersetzte die Bibel in deren Sprache. Unter seiner Leitung wurden zahlreiche Herero Christen, so auch deren Häuptling Wilhelm Zeraua. In 1875 zählte Omaruru elf weiße männliche Einwohner, darunter auch William Chapman, dessen Bruder Charles beim Untergang der Titanic im Jahr 1912 ums Leben kam.
Kurz vor der Jahrhundertwende entdeckten auch deutsche Siedler die Erongo-Region und damit Omaruru. Sie gründeten einzelne Geschäfte, eine Poststation und vor allem am Ufer des Omaruru-Riviers Farmen, da sie dort auf gutes Weideland hofften. Zu ihrem Schutz wurden in dem mittlerweile zur Garnisonsstadt ernannten Ort 27 Soldaten stationiert. Im Jahr 1896 hatte Omaruru die höchste Anzahl weißer Einwohner in ganz Südwest-Afrika (85), gefolgt von Otjimbingwe (82) und Swakopmund (32).
Am 17. Januar 1904 erreichte der Herero-Aufstand Omaruru. Die Herero überfielen Farmen und umzingelten den Ort. Hauptmann Viktor Franke, der mit seiner Schutztruppe im 400 Kilometer entfernten Warmbad beim Bondelswart-Aufstand kämpfte, kehrte umgehend zurück, konnte den Belagerungsring durchbrechen und den Ort befreien. Ihm zu Ehren wurde ein 1908 errichteter Kontrollturm Franke-Turm genannt - noch heute ist dieser ein beliebtes Anlaufziel für Touristen.
Am 20. Juni 1915 endete die "deutsche Herrschaft" in Omaruru mit der Einnahme durch die südafrikanische Armee. Deutsche oder deutschsprachige Spuren finden sich aber noch heute zahlreich im Ort. Deutsche Architektur, deutsche Namen von Betrieben und natürlich die deutsche Schule. Vielleicht kommen deshalb so gerne Touristen in "das Dorf", wie Einwohner den rund 5000-Seelen-Ort gerne bezeichnen. Vielleicht ist es aber auch das - an der Größe des Orts gemessen - vielfältige Angebot von Pensionen, Hotels im Ort sowie Gästefarmen und Lodges in den nahe liegenden Erongo-Bergen. Noch vor einigen Jahren war zu befürchten, dass Omaruru auf Grund von Dürre und der damit einhergehenden Krise in der Farmwirtschaft in der Umgebung verfallen könnte. Viele Bürger bezeichnen Omaruru als Altersheim, als toten Ort mit proportional steigender Kriminalität und Arbeitslosigkeit - und doch: Besucher sind zumeist angenehm überrascht, wenn sie in den gepflegten und erstaunlich grün wirkenden Ort einfahren, ist Omaruru doch ein kleines Künstlerzentrum Namibias geworden. Schon von weitem ist die große Holzgiraffe der Schnitzerei Tikoloshe Afrika sichtbar, die jeden Ankömmling an der Straße aus Richtung Karibib begrüßt. Inhaber Paul Goldbach und talentierte sowie preisgekrönte Schnitzer aus der Kavango-Region fertigen hier einzigartige Wurzelschnitzereien.
Stilvoll und einzigartig ist auch die Kristallkellerei. Unter widrigen Bedingungen haben es Helmuth und Ursula Kluge geschafft, Wein anzubauen - zwei Rote und einen Weißen gibt es heute im Sortiment, dazu der trockenen Kristallsekt sowie selbst gebrannte Schnäpse. Im Handel sind die edlen Tropfen nicht erhältlich, dafür aber auf Lodges in der Umgebung und beim Hersteller selbst. Die Kluges bieten außerdem rustikale Verköstigung im hauseigenen Gastraum sowie Führungen durch die Kellerei an.
Frischen Wind brachte auch das US-amerikanische Ehepaar Karen und Chris Johnston nach Omaruru. Ihr Café Sand Dragon ist für den besten Cappuccino weit und breit bekannt - und Johnstons bieten noch viel mehr: So ist das Sand Dragon mindestens Souvenirshop (hier werden auch Produkte lokaler Künstler verkauft), Touristeninformation, Bibliothek und Internetcafé in einem - und wahrscheinlich würden noch zahlreiche weitere Bezeichnungen auf die ausgefallen traditionell-spirituell eingerichteten Geschäftsräume passen.
Ausgefallenes bietet auch Thelma van Rhyn, die selber Papier aus Altstoffen herstellt und mit Kräutern, Pflanzenteilen und natürlichen Abfall verziert. Die dekorativen Blätter sind mittlerweile ein Renner in Schreibwarenläden rund um den Globus. Recycling-Kunst gibt?s auch vom Ehepaar Barbara und Christian Kreitz, das aus scheinbar nutzlosen Naturprodukten ausgefallene Stücke wie Mobiles, Windspiele und Figuren fertigt und zum Kauf anbietet.
Mehr und mehr mausert sich also der kleine Ort zu einem kosmopolitischen, modernen Künstlertreffpunkt - und durch die noch im Bau befindliche Marmorfabrik könnte auch die Wirtschaft wieder neuen Schwung erhalten. Aufbruchsstimmung und Veränderung also im versteckten Herzen des Landes, die auch für jeden Einheimischen einen Besuch in Omaruru lohnend machen.
Der Name Omaruru wurde von dem Herero-Wort omaere omaruru abgeleitet, was soviel bedeutet wie bittere Dickmilch, da die Rinder der Herero in Dürrezeiten den Bitterbusch abweideten, der der Milch einen bitteren Geschmack verlieh.
Um das Jahr 1845 siedelten sich zunächst Herero, die mit ihrem Vieh aus dem Kaokoveld gekommen waren, in dem Gebiet an. Der erste Weiße in der Gegend war der Missionar Hugo Hahn im Jahr 1851, es folgten Jäger, Händler und Abenteurer, doch keiner von ihnen ließ sich dauerhaft in der Umgebung nieder. Am 22. Juni 1870 kam der Missionar Gottlieb Viehe aus Otjimbingwe nach Omaruru - dieser Tag könnte somit als Gründungsdatum der kleinen Stadt gelten, aus nicht geklärten Gründen hat man dieses aber auf den 10. Oktober festgelegt. In der Zeit Viehes kamen mehr und mehr Weiße in den Ort, größtenteils Händler, die einen weiteren Stützpunkt im Land errichten wollten. Zuvor hatten nur gelegentlich Jäger am Brunnen des Orts ihr Lager aufgeschlagen. Missionar Viehe errichtete eine Schule für etwa 40 Hererokinder und übersetzte die Bibel in deren Sprache. Unter seiner Leitung wurden zahlreiche Herero Christen, so auch deren Häuptling Wilhelm Zeraua. In 1875 zählte Omaruru elf weiße männliche Einwohner, darunter auch William Chapman, dessen Bruder Charles beim Untergang der Titanic im Jahr 1912 ums Leben kam.
Kurz vor der Jahrhundertwende entdeckten auch deutsche Siedler die Erongo-Region und damit Omaruru. Sie gründeten einzelne Geschäfte, eine Poststation und vor allem am Ufer des Omaruru-Riviers Farmen, da sie dort auf gutes Weideland hofften. Zu ihrem Schutz wurden in dem mittlerweile zur Garnisonsstadt ernannten Ort 27 Soldaten stationiert. Im Jahr 1896 hatte Omaruru die höchste Anzahl weißer Einwohner in ganz Südwest-Afrika (85), gefolgt von Otjimbingwe (82) und Swakopmund (32).
Am 17. Januar 1904 erreichte der Herero-Aufstand Omaruru. Die Herero überfielen Farmen und umzingelten den Ort. Hauptmann Viktor Franke, der mit seiner Schutztruppe im 400 Kilometer entfernten Warmbad beim Bondelswart-Aufstand kämpfte, kehrte umgehend zurück, konnte den Belagerungsring durchbrechen und den Ort befreien. Ihm zu Ehren wurde ein 1908 errichteter Kontrollturm Franke-Turm genannt - noch heute ist dieser ein beliebtes Anlaufziel für Touristen.
Am 20. Juni 1915 endete die "deutsche Herrschaft" in Omaruru mit der Einnahme durch die südafrikanische Armee. Deutsche oder deutschsprachige Spuren finden sich aber noch heute zahlreich im Ort. Deutsche Architektur, deutsche Namen von Betrieben und natürlich die deutsche Schule. Vielleicht kommen deshalb so gerne Touristen in "das Dorf", wie Einwohner den rund 5000-Seelen-Ort gerne bezeichnen. Vielleicht ist es aber auch das - an der Größe des Orts gemessen - vielfältige Angebot von Pensionen, Hotels im Ort sowie Gästefarmen und Lodges in den nahe liegenden Erongo-Bergen. Noch vor einigen Jahren war zu befürchten, dass Omaruru auf Grund von Dürre und der damit einhergehenden Krise in der Farmwirtschaft in der Umgebung verfallen könnte. Viele Bürger bezeichnen Omaruru als Altersheim, als toten Ort mit proportional steigender Kriminalität und Arbeitslosigkeit - und doch: Besucher sind zumeist angenehm überrascht, wenn sie in den gepflegten und erstaunlich grün wirkenden Ort einfahren, ist Omaruru doch ein kleines Künstlerzentrum Namibias geworden. Schon von weitem ist die große Holzgiraffe der Schnitzerei Tikoloshe Afrika sichtbar, die jeden Ankömmling an der Straße aus Richtung Karibib begrüßt. Inhaber Paul Goldbach und talentierte sowie preisgekrönte Schnitzer aus der Kavango-Region fertigen hier einzigartige Wurzelschnitzereien.
Stilvoll und einzigartig ist auch die Kristallkellerei. Unter widrigen Bedingungen haben es Helmuth und Ursula Kluge geschafft, Wein anzubauen - zwei Rote und einen Weißen gibt es heute im Sortiment, dazu der trockenen Kristallsekt sowie selbst gebrannte Schnäpse. Im Handel sind die edlen Tropfen nicht erhältlich, dafür aber auf Lodges in der Umgebung und beim Hersteller selbst. Die Kluges bieten außerdem rustikale Verköstigung im hauseigenen Gastraum sowie Führungen durch die Kellerei an.
Frischen Wind brachte auch das US-amerikanische Ehepaar Karen und Chris Johnston nach Omaruru. Ihr Café Sand Dragon ist für den besten Cappuccino weit und breit bekannt - und Johnstons bieten noch viel mehr: So ist das Sand Dragon mindestens Souvenirshop (hier werden auch Produkte lokaler Künstler verkauft), Touristeninformation, Bibliothek und Internetcafé in einem - und wahrscheinlich würden noch zahlreiche weitere Bezeichnungen auf die ausgefallen traditionell-spirituell eingerichteten Geschäftsräume passen.
Ausgefallenes bietet auch Thelma van Rhyn, die selber Papier aus Altstoffen herstellt und mit Kräutern, Pflanzenteilen und natürlichen Abfall verziert. Die dekorativen Blätter sind mittlerweile ein Renner in Schreibwarenläden rund um den Globus. Recycling-Kunst gibt?s auch vom Ehepaar Barbara und Christian Kreitz, das aus scheinbar nutzlosen Naturprodukten ausgefallene Stücke wie Mobiles, Windspiele und Figuren fertigt und zum Kauf anbietet.
Mehr und mehr mausert sich also der kleine Ort zu einem kosmopolitischen, modernen Künstlertreffpunkt - und durch die noch im Bau befindliche Marmorfabrik könnte auch die Wirtschaft wieder neuen Schwung erhalten. Aufbruchsstimmung und Veränderung also im versteckten Herzen des Landes, die auch für jeden Einheimischen einen Besuch in Omaruru lohnend machen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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