Omarurus beschwipste Kakadus
"Jetzt im Winter gibt es hier jeden Morgen ein ganz besonderes Spektakel", schwärmt Michael Weder und deutet mit ausgebreiteten Armen über die Weinstöcke. Hier, vom unteren Teil seines elf Hektar großen Anwesens hat man einen herrlichen Blick auf die Omaruru-Kuppe. Direkt am Flussbett gelegen, ist die Landschaft auch in der Trockenzeit üppig und grün. "Fast übernatürlich schön" sei es, wenn zu Tagesbeginn "tausend kleine Eiszapfen an den Reben hängen und in der Morgensonne funkeln." Die deutsche Touristengruppe, die er Stunden später über das Gelände seiner "Kristall Kellerei" führt, kann dies angesichts der brütenden Mittagstemperaturen kaum glauben. Gerne würde er ihnen Fotos zeigen, versichert Weder - doch leider streike seine Kamera beim Versuch, das frostige Spektakel abzulichten. " Sie ist eben afrikanische Temperaturen gewöhnt", sagt er entschuldigend und lacht. Auch die Weinstöcke sind von solch heftigen Kälteeinbrüchen weniger begeistert. Überall auf dem weitläufigen Gelände stehen deshalb rostige Eisentonnen bereit, in denen in strengen Winternächten ein Feuer aus Kameldornbaumholz und Schafsmist entfacht wird, dessen Rauch über die Weinfelder zieht, um die sensiblen Weinpflanzen so vor Frostschäden zu bewahren. "Eine bei kalifornischen Weinbauern seit Ewigkeiten bewährte Methode", wie Weder betont.
Erst vor vier Monaten hat der Do-it-Yourself-Winzer die Kristallkellerei übernommen. Eine "reine Schnappsidee" sei das Ganze zunächst gewesen, erinnert sich der gebürtige Windhoeker, der schon seit Langem auf der Suche nach einer Gästefarm bei Omaruru war: "Die Gegend hier hat es mir einfach angetan!" Als er durch Zufall vom zum Verkauf stehenden Weingut hörte, war er sofort Feuer und Flamme. Und auch die Ehefrau zu überzeugen war "einfacher als gedacht." Kurzerhand kündigte er seinen Beraterjob in der Hauptstadt und zog mit Sack und Pack und den zwei kleinen Kindern hinaus in die grüne Weite am Fuße des Erongogebirges. "Wir lieben Wein, aber wir sind keine Experten", betont der abenteuerlustige Unternehmer, der zwar "schon immer" Mitglied im Weinclub war, die Qualität des edlen Saftes bisher jedoch eher mit dem unbedarften Gaumen des Hobbytrinkers beurteilt hatte. Doch Angst vor der neuen Herausforderung hat er keine - schließlich steht den Weders die nächsten zwei Jahre noch Vorbesitzer Helmut Kluge zur Seite, der hier 1990 mit dem Anbau der landesweit ersten Weinstöcke begonnen hatte. Einen würdigen Nachfolger zu finden, war gar nicht so einfach: "Weinproduktion ist Liebhaberei. Wenn das Herz nicht dabei ist, Finger weg!", ist der charismatische Weißhaarige überzeugt. "Viel Zeit und Geduld" brauche man in der Branche und schnelles Geld ließe sich mit den Reben kaum verdienen.
Das haben die Weders auch gar nicht vor - und dass sie mit Herzblut bei der Sache sind, ist nicht zu übersehen. Während Michael die neugierige Reisegruppe weiter übers Anwesen führt und ihnen eine kurzweilige Einführung zu den Besonderheiten des namibischen Weinbaus erteilt, steht Gattin Katrin bereits den ganzen Vormittag in ihrer geräumigen Landhausküche und schwitzt. Gerade hat sie zwei Olivenbrote in den Ofen geschoben, auf dem Herd köchelt herrlich duftend ein bunter Gemüsetopf, und dann muss auch noch die Mayonnaise angerührt werden. Von den Dipps über die Salate, bis hin zu den kalten Platten - fast alle Zutaten stammen aus dem eigenen Garten und werden in liebevoller Handarbeit täglich frisch zubereitet. "Mein Vorbild sind die Straußenwirtschaften Mitteleuropas", erklärt die Mittvierzigerin, während sie mit geübten Griffen den Teig für den nächsten Laib Brot knetet. "Dort werden zum Wein nur Produkte vom eigenen Hof serviert." Allein das Fleisch für die Zebrafrikadellen stammt von den umliegenden Farmen - "da wär ich lieber Vegetarierin, als selber zu schießen", lacht die gelernte Floristin. Während abends und für größere Gruppen nur auf Anfrage aufgetischt wird, können Tagesgäste unangemeldet vorbei schauen, und sich bei einer Weinprobe mit kalten Platten und einer schier unendlichen Auswahl an bunten Salaten verwöhnen lassen.
Bis die heutigen Besucher aus Brauweiler bei Köln in den Genuss dieser kulinarischen Köstlichkeiten kommen, ist es allerdings noch ein Weilchen hin. Vorher bestaunen die rüstigen Rentner erst einmal die vielfältige Flora des Wederschen Weinguts. Dattelpalmen, Kaktusfeigen, Zitrusplantagen - fast alles, was hier wächst, wird später in irgendeiner Form zu Alkohol umgewandelt. Ob Brandy, Sekt, Kaktusfeigenschnaps oder Grappa: Die Kreativität der Kristallkellerei bringt neben dem "herkömmlichen" Wein ständig neue hochprozentige Innovationen hervor. Sogar blaue Agaven hat man angepflanzt, "daraus wollen wir Tequila brennen." Doch dafür müssen die störrischen Gewächse erst einmal blühen und das haben sie - sehr zum Bedauern der Rheinlandgäste - bisher noch nicht getan.
Auch in der klassischen Weinsparte hat Michael Weder Neuerungen geplant. Werden bisher vor allem die Rebsorten Colombard und Ruby Cabernet angebaut, wartet auf einem kleinen "Versuchsacker" die junge Tinta Barocca-Traube auf ihren Einsatz: "Die ist jetzt erst zwei Jahre alt, aber wenn sie trägt, soll daraus mal Portwein werden." Rund 8 000 Liter pro Jahr werden derzeit in Omaruru produziert. Zehn feste Mitarbeiter sowie zusätzliche Saisonkräfte für die Ernte im Januar und Februar sind hierfür Vonnöten. Großer Vorteil des namibischen Klimas: "Wir müssen kaum spritzen, weil Schädlinge bei der Hitze keine Chance haben", erklärt Weder. Aber dann gibt es ja da noch das "Kakadu-Problem": "Die mögen unseren Wein so gerne, dass sie sich regelmäßig an den Trauben überfressen", erzählt er. Dabei hielten sie es wir die alten Römer: "Auskotzen und weiter geht`s!" Auf unzählige Weisen haben er und seine Arbeiter versucht, der Vogelplage Herr zu werden. Doch ob automatische Schießanlage oder Vogelscheuche - geholfen hat bisher nichts. Aber das sei eben das Besondere am namibischen Wein, erklärt der Winzer mit einem verschmitzten Lächeln: "Der ist so gut, da werden sogar die Kakadus besoffen!"
Erst vor vier Monaten hat der Do-it-Yourself-Winzer die Kristallkellerei übernommen. Eine "reine Schnappsidee" sei das Ganze zunächst gewesen, erinnert sich der gebürtige Windhoeker, der schon seit Langem auf der Suche nach einer Gästefarm bei Omaruru war: "Die Gegend hier hat es mir einfach angetan!" Als er durch Zufall vom zum Verkauf stehenden Weingut hörte, war er sofort Feuer und Flamme. Und auch die Ehefrau zu überzeugen war "einfacher als gedacht." Kurzerhand kündigte er seinen Beraterjob in der Hauptstadt und zog mit Sack und Pack und den zwei kleinen Kindern hinaus in die grüne Weite am Fuße des Erongogebirges. "Wir lieben Wein, aber wir sind keine Experten", betont der abenteuerlustige Unternehmer, der zwar "schon immer" Mitglied im Weinclub war, die Qualität des edlen Saftes bisher jedoch eher mit dem unbedarften Gaumen des Hobbytrinkers beurteilt hatte. Doch Angst vor der neuen Herausforderung hat er keine - schließlich steht den Weders die nächsten zwei Jahre noch Vorbesitzer Helmut Kluge zur Seite, der hier 1990 mit dem Anbau der landesweit ersten Weinstöcke begonnen hatte. Einen würdigen Nachfolger zu finden, war gar nicht so einfach: "Weinproduktion ist Liebhaberei. Wenn das Herz nicht dabei ist, Finger weg!", ist der charismatische Weißhaarige überzeugt. "Viel Zeit und Geduld" brauche man in der Branche und schnelles Geld ließe sich mit den Reben kaum verdienen.
Das haben die Weders auch gar nicht vor - und dass sie mit Herzblut bei der Sache sind, ist nicht zu übersehen. Während Michael die neugierige Reisegruppe weiter übers Anwesen führt und ihnen eine kurzweilige Einführung zu den Besonderheiten des namibischen Weinbaus erteilt, steht Gattin Katrin bereits den ganzen Vormittag in ihrer geräumigen Landhausküche und schwitzt. Gerade hat sie zwei Olivenbrote in den Ofen geschoben, auf dem Herd köchelt herrlich duftend ein bunter Gemüsetopf, und dann muss auch noch die Mayonnaise angerührt werden. Von den Dipps über die Salate, bis hin zu den kalten Platten - fast alle Zutaten stammen aus dem eigenen Garten und werden in liebevoller Handarbeit täglich frisch zubereitet. "Mein Vorbild sind die Straußenwirtschaften Mitteleuropas", erklärt die Mittvierzigerin, während sie mit geübten Griffen den Teig für den nächsten Laib Brot knetet. "Dort werden zum Wein nur Produkte vom eigenen Hof serviert." Allein das Fleisch für die Zebrafrikadellen stammt von den umliegenden Farmen - "da wär ich lieber Vegetarierin, als selber zu schießen", lacht die gelernte Floristin. Während abends und für größere Gruppen nur auf Anfrage aufgetischt wird, können Tagesgäste unangemeldet vorbei schauen, und sich bei einer Weinprobe mit kalten Platten und einer schier unendlichen Auswahl an bunten Salaten verwöhnen lassen.
Bis die heutigen Besucher aus Brauweiler bei Köln in den Genuss dieser kulinarischen Köstlichkeiten kommen, ist es allerdings noch ein Weilchen hin. Vorher bestaunen die rüstigen Rentner erst einmal die vielfältige Flora des Wederschen Weinguts. Dattelpalmen, Kaktusfeigen, Zitrusplantagen - fast alles, was hier wächst, wird später in irgendeiner Form zu Alkohol umgewandelt. Ob Brandy, Sekt, Kaktusfeigenschnaps oder Grappa: Die Kreativität der Kristallkellerei bringt neben dem "herkömmlichen" Wein ständig neue hochprozentige Innovationen hervor. Sogar blaue Agaven hat man angepflanzt, "daraus wollen wir Tequila brennen." Doch dafür müssen die störrischen Gewächse erst einmal blühen und das haben sie - sehr zum Bedauern der Rheinlandgäste - bisher noch nicht getan.
Auch in der klassischen Weinsparte hat Michael Weder Neuerungen geplant. Werden bisher vor allem die Rebsorten Colombard und Ruby Cabernet angebaut, wartet auf einem kleinen "Versuchsacker" die junge Tinta Barocca-Traube auf ihren Einsatz: "Die ist jetzt erst zwei Jahre alt, aber wenn sie trägt, soll daraus mal Portwein werden." Rund 8 000 Liter pro Jahr werden derzeit in Omaruru produziert. Zehn feste Mitarbeiter sowie zusätzliche Saisonkräfte für die Ernte im Januar und Februar sind hierfür Vonnöten. Großer Vorteil des namibischen Klimas: "Wir müssen kaum spritzen, weil Schädlinge bei der Hitze keine Chance haben", erklärt Weder. Aber dann gibt es ja da noch das "Kakadu-Problem": "Die mögen unseren Wein so gerne, dass sie sich regelmäßig an den Trauben überfressen", erzählt er. Dabei hielten sie es wir die alten Römer: "Auskotzen und weiter geht`s!" Auf unzählige Weisen haben er und seine Arbeiter versucht, der Vogelplage Herr zu werden. Doch ob automatische Schießanlage oder Vogelscheuche - geholfen hat bisher nichts. Aber das sei eben das Besondere am namibischen Wein, erklärt der Winzer mit einem verschmitzten Lächeln: "Der ist so gut, da werden sogar die Kakadus besoffen!"
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen