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Otjivero: Ohne Perspektive im Dreieck des Elends

Die kleine informelle Siedlung in der Omaheke-Region besteht nunmehr seit 20 Jahren. Viel gibt es in der Umgebung nicht: Die Ortschaft Omitara hat bis auf eine Tankstelle, eine Polizeistation und einer Bahnstation nicht viel zu bieten. Neben der Otjivero-Siedlung befindet sich der Otjivero-Damm, der vom Wasserversorger Namwater verwaltet wird. Die Ländereien um das fast 20 Hektar große Areal sind kommerzielles Farmland und somit ist, genau wie beim Damm, der Zutritt ohne Erlaubnis verboten.

"Seit zwei Jahrzehnten sitzen wir hier, ohne Arbeit, ohne Entwicklung und ohne Perspektive", erklärt Ernst Gariseb, Vorsitzender des traditionellen /Gobanin-Komitees und Gemeindesprecher. Diese Problematik ist auch dem Regionalratsmitglied für den Steinhausen-Wahlkreis, Vize-Fischereiminister Kilus Nguvauva, bekannt. "Es ist eine sehr schwierige Lage und die Regierung versucht ihr Bestes, die Situation zu verbessern", so der genannte Politiker im Interview mit der AZ.

Denn wie der stellvertretende Minister die Geschichte schildert, habe alles kurz nach der Unabhängigkeit begonnen. "Die meisten Leute waren Farmangestellte, die nach der Unabhängigkeit von ihren Arbeitgebern entlassen wurden", erzählt Nguvauva, "Sie wurden einfach mit ihrem Vieh ausgesetzt, ohne zu wissen wie es weitergeht." Unter der Initiative des damaligen Präsidenten Sam Nujoma wurde das Dreieck-ähnliche Gebiet (Otjivero) nahe der Bahnstation Omitara als Siedlungsstandort für diese Menschen ausgesucht. Nach einigen Gesprächsrunden im Jahr 1998 veranlasste die Regierung, diese Menschen umzusiedeln. "Die Farm Sanekoms in der Omaheke-Region wurde aufgekauft und zur Jahrtausendwende siedelte ein Großteil der Leute mit ihrem Vieh um. Einige jedoch verkauften ihre Tiere und blieben in Omitara zurück", so Nguvauva.

Der AZ wurde allerdings aus anderen Quellen erklärt, dass die Siedlung aus politischen Beweggründen geschaffen worden sei. Nach der ersten freien Wahl im Jahr 1989 sei Omaheke eine der wenigen Regionen gewesen, in denen die SWAPO keine Stimmenmehrheit erreichen konnte. In der Farmergemeinschaft wird gemunkelt, dass die Menschen in Otjivero angesiedelt worden seien, um in der dünnbesiedelten Region die Wählerschaft der regierenden Partei zu stärken. Das Argument, die Otjivero-Siedlung sei eine Folge der entlassenen Farmarbeiter, lassen die Landwirte nicht auf sich sitzen. Der AZ wurden mehrere Beispiele von Angehörigen der Farmarbeiter aufgezählt, die sich eher eine Arbeitstelle anderswo suchen, anstatt sich in Omitara/Otjivero niederzulassen. "Die, die Arbeit wollen, ziehen aus Omitara weg und zurück bleiben Rentner und Kriminelle", meinte ein Farmer, der anonym bleiben möchte.

Und so gibt es viele Probleme in der Gegend. Abgesehen vom dürftigen Lebensstandard in der Otjivero-Siedlung fühlen sich die Bewohner des Dorfes oft gezwungen, unerlaubt das benachbarte Land zu betreten. "Wir haben nichts und dürfen nicht raus. Wir dürfen weder Feuerholz sammeln noch Vieh halten. Wir haben noch nicht mal eine anständige Toilette und müssen uns im Freien erleichtern", erklärte Gariseb. Die Situation war der Grund, warum die Initiative für die Auszahlung eines Grundeinkommens (Basic Income Grant, BIG) sich auf die Siedlung konzentrierte. Im Rahmen eines Pilotprojekt erhielten ca. 1000 registrierte Bewohner zwei Jahre lang (2008/09) 100 Namibia-Dollar monatlich, danach und bis heute in Form einer "Brückenfinanzierung" nur noch 80 Namibia-Dollar. Trotz dieser Stütze ist in Otjivero keinerlei Entwicklung zu sehen. Das Geld reicht nicht für die vielen Großfamilien in der Siedlung. Somit gibt es immer noch Kriminalität in Form von Wilderei, Viehdiebstahl und anderen Vergehen.

So ist es keine Überraschung, dass die Siedlung den umliegenden Farmern ein Dorn im Auge ist. Aus Farmerkreisen erfuhr die AZ, dass die Gegend einer "Müllhalde" gleicht. Im Veld würden sich Exkremente häufen, die eine Gesundheitsbedrohung darstellten, außerdem sei die ganze Umgebung mit Plastiktüten, Papier und anderem Abfall übersät. Auch die informelle Otjivero-Siedlung selbst entspricht eher einem Squatter-Kamp, wie man es aus Townships kennt. Luxuriöses Wohnen beschränkt sich auf ein paar Wellblechplatten, die notdürftig mit Draht, Nägeln und Holz zusammengehalten werden. Die einzigen massiven Gebäude sind die Grundschule und eine kleine Kirche. Kilus Nguvauva zeigte sich allerdings optimistisch und erklärte, man versorge Otjivero schon mit Elektrizität und demnächst würden ordentliche Sanitäranlagen folgen. Ebenso sei die Regierung dabei, Entwicklungschancen für die Gemeinde zu finden.

Die Farmer wissen indes auch nicht weiter. Mit Sicherheitsbeamten und Stacheldraht versuchen sie, ihre Besitztümer zu schützen. Strafanzeigen und Beschwerden würden sich bei der Omitara-Polizeistation häufen, die diesen Fällen nicht nachgehe - aus Inkompetenz, mangelnden Ressourcen oder anderen Beweggründen. Immer wieder würde man altbekannte Viehdiebe und Wilderer schnappen, die kurze Zeit darauf wieder auf freiem Fuße ihr Unwesen trieben. Doch viele der Landwirte hätten Angst vor eventuellen Rachezügen der Siedler. "Wenn man sich zu sehr gegen die Siedlung stellt, wird man zum Ziel schwerer Diskriminierungskampagnen", heißt es in der Farmergemeinschaft.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-29

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