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Paradigmenwechsel im Misswahlgeschäft

Praktikant Praktikant
Von Eva-Marie Born

Misswahlen sind gegen Ende des Jahres wieder in aller Munde. Der Ausdruck „Schönheitswettbewerb“ suggeriert es schon: hier geht es vor allem um Äußerlichkeiten. In Zeiten von #MeToo-Debatten und erstarktem Feminismus könnte man meinen, das Konzept Misswahl hat ausgedient. Dabei ist der Ursprung dieser Art von Wettbewerben - welche es heutzutage auch für Männer und Kinder gibt - eigentlich unterstützenswert: Misswahlen boten schon vor Jahrzehnten jungen Frauen die Möglichkeit, unabhängig zu sein und ihr eigenes Geld zu verdienen. Im Jahr 1888 fand die erste Misswahl überhaupt in einem belgischen Heilbad statt. Die Teilnehmerinnen wurden von einer ausschließlich männlichen Jury begutachtet und bewertet, die Gewinnerin erhielt einen Geldpreis.

Die großen und auch heute noch durchgeführten Wettbewerbe wie Miss Universe, Miss World und Miss International etablierten sich alle in den 1960er Jahren. Vor allem in den USA der 60er bis 80er Jahre lag ein klarer Fokus auf weißen, blonden Frauen, dem ehemaligen amerikanischen Idealbild des „girl next door“.

Erst im Jahr 1983 wurde die erste Afroamerikanerin zu Miss America gekürt. Zuletzt gewann die Südafrikanerin Zozibini Tunzi die Miss Universe-Wahl in Atlanta, bei der auch Miss Namibia, Nadja Breytenbach als Teilnehmerin anwesend war. Die 26-jährige Tunzi setzt sich sehr gegen geschlechterspezifische Gewalt ein und sieht sich selbst als „stolze Verfechterin natürlicher Schönheit. Ich bin in einer Welt aufgewachsen, in der eine Frau, die wie ich aussieht - mit meiner Art von Haut und meiner Art von Haaren - nie als schön angesehen wurde“. zitierte der Sender CNN die schwarze Südafrikanerin. „Ich denke, es ist Zeit, dass das heute aufhört.“, so Tunzi nach ihrer Krönung.

In der Dritten Welt ähneln die Schönheitswettbewerbe oft ihrem amerikanischen Vorbild. Sie faszinieren junge Frauen, welche an westlichen Themen wie Mode, Konsum und Schönheitsidealen teilhaben möchten. Trotz aller Kritik an ihrer Oberflächlichkeit bieten die Wettbewerbe aber auch Chancen. Chancen für junge Frauen, die ihr Äußeres geschickt nutzen um sich damit langfristig eine Selbstständigkeit aufzubauen oder den Fokus auf ihnen wichtige, soziale Themen zu setzen.

Schwierig ist aber immer noch, dass Frauen in diesen Wettbewerben oft optischen Standards entsprechen, die nicht der Norm, aber einer gesellschaftlichen Erwünschtheit entsprechen. Zeitgemäß ist dies nicht, da heutzutage viele verschiedene Frauenbilder bestehen und die Themen, die die Frauen prägen, sich verändert haben.

Die Miss Germany - Wahl soll seit dem vergangenen Jahr die Standards der Schönheitswettbewerbe verändern. „Wir glauben an die Kraft der neuen Frauen“ heißt es auf der Website der Miss Germany Corporation. Und: „Seit 2019 präsentiert sich der bekannte Wettbewerb offener, interaktiver und multimedialer als je zuvor: als ideale Plattform für alle Frauen im Alter zwischen 18 und 39, die mehr verkörpern als nur oberflächliche Schönheit. Frauen, die wie du ihren eigenen Weg gehen, sich intelligent durchsetzen und die Gesellschaft beeindrucken.“ Die Wahl soll also eher ein Personality-Contest sein, als sich lediglich auf das Aussehen der Kandidatinnen zu beschränken, die Bikiniparade wurde abgeschafft.

Eine der Kandidatinnen, die im kommenden Jahr zur Wahl der Miss Germany antreten wird, ist Leonie von Hase. Die 35-jahre alte Namibierin hat es als Miss Schleswig-Holstein unter die letzten 16 geschafft. Zu ihrem Entschluss, daran teilzunehmen sagt sie: „Erst mit dem Konzeptwandel zum Personality Contest, und der Slogan 'Empowering Authentic Women', und natürlich mit der Ermutigung meiner Freundin, die das neue Konzept kannte und unterstützt hat, habe ich mich mit dem Gedanken befasst. Ich will die Frauen repräsentieren, welche mich selbst am meisten inspirieren. Solche, die schon eine interessante Lebensgeschichte und ein paar Fältchen haben um diese zu erzählen. Es geht mir darum, ein Beispiel dafür zu sein, dass man sich jederzeit neu definieren kann, egal wie alt man ist.“

Leonie ist 1984 in Windhoek geboren worden, als jüngste von vier Töchtern. Aufgewachsen ist sie auf einer Farm in der Nähe von Uhlenhorst. Sie ging auf die DHPS und später auf eine Schule in Somerset West in Südafrika. Später studierte sie dann Theater, Englische Literatur und Medien an der University of Cape Town. Seit sie 18 ist, arbeitet sie als Model und Schauspielerin, hat in London, Kapstadt und Berlin bei Kreativ- und Werbeagenturen und in Redaktionen gearbeitet.

Heute ist Leonie verheiratet und lebt mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn in Kiel.

„In Deutschland empfinde ich den Druck als besonders hoch, früh seine Berufung zu finden und dann die Karriereleiter zu erklimmen. Ich selbst bin schon immer meinen eigenen Weg gegangen, darauf bin auch sehr stolz.“, sagt sie. Dass Misswahlen vielerorts und besonders in Namibia so beliebt sind, sieht Leonie vor allem in der Chance, die diese Wettbewerbe für junge Frauen bedeuten wie internationale mediale Aufmerksamkeit. Vor allem für jene mit einem weniger privilegierten Hintergrund.

Mit ihrer Teilnahme an Miss Germany 2020 kann die Power-Frau auch Aufmerksamkeit für eine andere Herzensangelegenheit erhöhen - ihren Vintage-Onlineshop The Leonie Store: „Ich möchte verantwortungsbewusst mit dem umgehen, was ich meinen Nachkommen hinterlasse. Nachhaltigkeit war in meiner Kindheit eine Selbstverständlichkeit, das Leben auf einer Farm am Rande der Kalahari-Wüste ging selbstverständlich einher mit dem limitiertem Konsum von Ressourcen.“ Auf ihrer Website verkauft sie hochwertige Second-Hand Kleidung. „Ich bin immer auf der Suche nach seltenen, vergessenen Teilen, ob Klamotte oder Objekt. Die Geschichte, die dahinter steckt und die Einzigartigkeit des Fundes, sind das, was mich so fasziniert.“

Leonie hat ihr Unternehmen nach der Geburt ihres Sohnes gegründet, ihr war es wichtig, eine Tätigkeit auszuüben, die ihr die Freiheit gibt, immer für die Bedürfnisse ihres Kindes verfügbar sein zu können. Zugleich kombiniert der Shop aber auch ihre Berufserfahrung in der Medien- und Designbranche.

„ Wenn ich mich von Kritik von meinem Weg jemals abbringen würde, dann wäre ich nicht da, wo ich heute bin.“, sagt Leonie. Am 25ten Januar fliegt sie nach Ägypten um mit sich mit den anderen Teilnehmerinnen auf das Finale am 15ten Februar vorzubereiten.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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