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Paternoster: weißes Dorf am blauen Meer

Von allen Seiten werden uns Langusten angeboten, enorme rotbraune Krustentiere. Wir haben unsere Kühlbox mitgebracht, aber wir möchten sie mit frischem Fisch füllen. Am Südende des weiten Strandes, wo ein Dutzend bunter Fischerboote auf dem Sand liegt, befindet sich der Fischmarkt. Reihen von überdachten Betontischen harren reicher Fänge. Doch heute ist der Fischmarkt verlassen. Nur zwei kleine Boote schaukeln in der Bucht. Weiter draußen herrsche heftiger Seegang, erklärt einer der Einheimischen.

Die südwestlichste Ecke von Südafrika ragt wie ein Gesicht in den rauen Atlantik. Cape Columbine ist die Nase, auf ihrem Rücken thront Paternoster. Nicht schroffe Felsen prägen dieses Stück Küste, sondern sanft geschwungene Buchten mit hellem Sandstrand so weit das Auge reicht, hier und da Granitbrocken, vom Meer gerundet und geglättet. Mehrere kleine Orte säumen die Buchten, und der hübscheste von allen ist Paternoster.

Schneeweiße Häuschen in typischer West Coast Architektur verleihen diesem Ort seinen besonderen Charme. Die Fischerdorf-Atmosphäre von einst ist immer noch spürbar, obwohl Paternoster längst als Urlaubsort entdeckt worden ist und mittlerweile aus weit mehr Ferienhäusern, Pensionen und eleganten vier- und fünf-Sterne-Unterkünften besteht als Fischerhütten. Die Einkaufsmöglichkeiten wurden im Bauboom der vergangenen zehn Jahre nicht erweitert, wohl aber die Auswahl an Restaurants. Dennoch bleibt das Voorstrandt ein sehr bevorzugtes Plätzchen.

Es ist 15 Uhr am Mittwochnachmittag und immer noch herrscht Hochbetrieb auf der Terrasse. Neben uns wird Französisch gesprochen, am Tisch dahinter Deutsch. Dieses Restaurant befindet sich direkt am Strand in einem einstigen Ferienhaus aus den 50er Jahren, das sich in dunkelgrün und rot frech von seiner strahlend weißen Nachbarschaft abhebt. Das altehrwürdige Hotel von 1863 liegt natürlich an der Hauptstraße. Es wurde damals von der kleinen Dorf-Gemeinschaft selbst gebaut, jedoch nicht als Hotel. Im jetzigen Speisesaal fanden Gottesdienste und gelegentliche Tanzabende statt. Farmer der Umgebung lagerten Getreide in dem Gebäude, außerdem gab es einen kleinen Bekleidungsladen - und eine Gefängniszelle. Viele Jahre später erlangte sie als Panty-Bar eine gewisse Berühmtheit, denn von der Decke baumeln Damenslips. Die umfangreiche Speisekarte des Restaurants beschränkt sich nicht auf Meeresgetier.
Die geläufigste Geschichte, wie Paternoster zu seinem einprägsamen Namen kam, handelt von einem Schiffbruch vor rund 250 Jahren. Glücklich am Strand angelangt, dankten die portugiesischen Seeleute ihrem Schöpfer mit einem Vaterunser. Natürlich war es keinesfalls der einzige Schiffbruch am Cape Columbine. Die friedlichen Buchten täuschen über Riffe und hohen Seegang im offenen Meer hinweg. Dennoch dauerte es lange, bis auf der majestätischen Landspitze ein Leuchtturm gebaut wurde. Erst 1936 wurde der eher unscheinbare Turm in Betrieb genommen. Er steht jedoch 80 Meter über dem Meer und sein Licht ist im Umkreis von 50 km zu sehen. Cape Columbine und Britannia Bay sind nach Schiffen benannt, die dort gesunken sind.

Am Leuchtturm, drei Kilometer von Paternoster entfernt, beginnt das 263 Hektar große Naturschutzgebiet Columbine Nature Reserve. An der Tietiesbucht darf nach Belieben kampiert werden. Es gibt einfache Waschräume und ansonsten nur salzige frische Luft, Muscheln, Meeresrauschen und große glatte Granitfelsen. Zwischen ihnen kann man so nah am Wasser zelten wie man es wagt. Auch wer nichts für Camping übrig hat, wird von Tieties Baai begeistert sein.

Tieren begegnet man in diesem Naturreservat nicht, die zählebige Vegetation wird geschützt. Hier treffen Küsten-Fynbos und Sukkulenten-Karoo zusammen. Was sich während des größten Teils des Jahres braun in grau präsentiert, entfaltet nach dem Winterregen eine unglaubliche Farbenpracht. Wie ein Teppich bedecken dann die Blüten wilder Blumen die Landschaft. Der Höhepunkt der Frühjahrsblüte ist im August/September. Gerade zu dieser Zeit tummeln sich auch Wale in großer Zahl vor der südlichen Atlantik-Küste. Und Delfine werden häufig gesichtet.

Paternoster ist ein herrlicher Ort für beschauliche Tage am Meer, zum völligen Abschalten, mal wieder Muscheln sammeln, zuschauen wie die Sonne mit einem Feuerwerk im Ozean versinkt. Bootsfahrten und viele andere Aktivitäten arrangiert ein Unternehmen namens West Coast Guided Trails. Ein Touristeninformationsbüro befindet sich am Fischmarkt.
Auch ein Ausflug nach Britannia Bay, Shelley Point und St Helena Bay lohnt sich. Die Schotterstraße dorthin führt an einem kleinen Höhenzug entlang, auf dem Granitbrocken in den eigenartigsten Formen verstreut sind. Überall grasen Kühe und Schafe zwischen Feldern. Britannia Bay, eine gelungene Symbiose von alt und neu, ist ein reiner Ferienort mit vier Kilometer Strand. Dieser Küstenstreifen gehört zu den wenigen Plätzen auf dem Festland weltweit, an denen die Sonne über dem Meer auf- und untergeht.
Shelley Point, ein Stückchen nach Norden, ist eine exklusive bewachte Wohnanlage, die Besuchern jedoch nicht verwehrt wird. Man kann dort zu Mittag essen und das einzige Museum weit und breit besuchen. Es ist dem portugiesischen Seefahrer Vasco da Gama gewidmet, der 1497 in der St Helena Bucht landete.
In den benachbarten Fischerhäfen Stompneus Baai und St Helena Bay herrscht reger Betrieb. Dutzende Fischkutter liegen vor Anker, auf kleinen Werften wird gehämmert und geschweißt, riesige Schleppnetze werden geflickt, in St Helena Bay befindet sich eine der größten Fischfabriken des Landes. Aber der Fischmarkt ist heute ebenfalls leer.
Wir fahren mit einem Dutzend Harders (Barben) aus Paternoster nach Hause. Sie sind eine Spezialität dieser Gegend. Meistens werden sie gesalzen und zum Trocknen aufgehängt. Bokkom heiÃ?t der Trockenfisch, der von Eingeweihten genüsslich zu einem Glas Weißwein verzehrt wird, oder mit Brot und Aprikosenmarmelade zum Kaffee. Wir werden sie jedoch grillen wie die größte aller Westküstendelikatessen: Snoek. Nach alter Fischertradition wird dieser makrelenverwandte Raubfisch vor dem Grillen mit Aprikosenmarmelade bestrichen und mit Süßkartoffeln aufgetischt.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-15

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